· Ausbildung 2019
Ausbildung oft nicht der Traumjob ‒ Unternehmen vermissen realistische Berufsvorstellungen
| Das neue Ausbildungsjahr 2019 hat längst begonnen. Trotz des oft aufwendigen Bewerbungsverfahrens gibt es immer wieder zahlreiche Fälle, in denen es zwischen Ausbilder und Auszubildendem nicht richtig läuft. Eine Reihe aktueller Untersuchungen und Befragungen zeigt die aktuellen Trends im Verhältnis zwischen Azubi und Ausbilder. Es geht um unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen, um Geld und um die Frage, welche Rolle die Digitalisierung bei der Ausbildung in Handwerk, Handel oder in den freien Berufen zukünftig spielen wird. |
Generation Z zufrieden ‒ auch ohne Traumjob
Was die junge Generation mit Blick auf das Berufsleben bewegt, verdeutlicht der Azubi-Report 2019, für den 16.600 Schüler, Auszubildende und Personalverantwortliche befragt wurden. „Die junge Generation legt mehr Wert auf Erfüllung im Job als auf viel Geld “, sagt Felix von Zittwitz, Director Talent Platforms von der Agentur Territory Embrace, die den Report zusammen mit dem Ausbildungs-Informationsportal Ausbildung.de veröffentlicht hat. Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung lauten:
- Berufswahl: 64 Prozent der Azubis sehen ihren Ausbildungsberuf nicht als ihren Traumjob an und wollen sich beruflich weiterentwickeln.
- Gesamtbewertung: 65 Prozent der Azubis sind mit ihrer Ausbildung insgesamt zufrieden
- Praxis versus Theorie: 52 Prozent der Azubis gefallen der praktische Teil der Ausbildung im Betrieb besser, 15 Prozent der theoretische Teil und etwa 33 Prozent gefallen beides gleich gut.
- Beziehungsebene: Die klare Mehrheit der Azubis bezeichnet das Verhältnis zu Kollegen (79 Prozent) sowie Vorgesetzten (74 Prozent) als gut.
- Arbeitszeiten: Abstriche machen die Azubis bei den Arbeitszeiten, denn damit sind nur 56 Prozent der Azubis zufrieden, knapp 20 Prozent sind damit nicht zufrieden.
- Ausbildungsgehalt: Ein weiterer Knackpunkt ist die Vergütung: Nur 34 Prozent der Azubis sind mit ihrem Gehalt zufrieden, 20 Prozent nur teilweise und 46 Prozent sind nicht zufrieden.
Daneben zeigt die Studie ein Ungleichgewicht bei den Zukunftserwartungen und Plänen zwischen Azubis und Ausbildern: Während nur 41 Prozent der Azubis nach der Ausbildung am liebsten in ihrem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten möchten, erklären 88 Prozent der befragten Personaler, dass sie vorwiegend für den eigenen Bedarf ausbilden.
MERKE | Einige Erkenntnisse aus dem Azubi-Report 2019 beziehen sich auch auf das Bewerbungsverfahren. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Ausbildungsplatz ist für 58 Prozent der Befragten die Atmosphäre im Bewerbungsgespräch entscheidend. Zudem haben 65 Prozent der befragten Bewerber ihr Interesse an einem Probetag zum Ausdruck gebracht. |
DIHK wünscht sich realistische Berufsvorstellungen
Eine aktuelle Untersuchung zu Ausbildung hat auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vorgelegt. Für die Studie Ausbildung 2019 haben mehr als 12.000 Unternehmen im Rahmen an einer Online-Umfrage teilgenommen.
Zentrales Ergebnis in Bezug auf die Auszubildenden und deren Erwartungen ist dabei, dass die Berufsvorstellungen der Jugendlichen nicht realistisch seien. 47 Prozent aller Betriebe geben an, dass realistische Berufsvorstellungen der Jugendlichen ihnen das Ausbilden erleichtern würde. Die Berufsorientierung müsse daher ausgebaut und praxisorientierter werden, so die Folgerung der DIHK. Beschäftigungsperspektiven, Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen der beruflichen Bildung sollten aufgezeigt werden ‒ insbesondere an den Gymnasien.
Zudem sind für gut drei Viertel der Betriebe IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft ein wichtiges Einstellungsstellungskriterium. Auf der Liste der Kriterien, denen die Betriebe zukünftig mit Blick auf die Auswahl der Azubis immer größere Bedeutung beimessen, folgen hinter den
- IT-Kenntnissen (77 Prozent)
- selbständiges Handeln (56 Prozent),
- strukturiertes Arbeiten (51 Prozent) sowie
- Verantwortungsbewusstsein (50 Prozent).
Hitliste der Ausbildungsberufe
Der Ausbildungsreport 2019 der DGB Jugend, für den über 16.000 Azubis befragt wurden, verweist darauf, dass die Bewertung der Ausbildungsqualität stark vom jeweiligen Beruf und der Branche abhängt. Das Ranking sei dabei über die Jahre hinweg sehr konstant. Zu den Berufen mit den besten Bewertungen zählen demnach
- Industriemechaniker,
- Verwaltungsfachangestellter,
- Industriekaufmann,
- Mechatroniker und
- Zerspanungsmechaniker.
Hingegen zählen zu den Berufen mit den schlechtesten Bewertungen in erster Linie
- Koch,
- Friseur,
- Maler und Lackierer,
- Hotelfachmann und
- Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk.
Insgesamt sei der Großteil der Auszubildenden (70 Prozent) mit der Ausbildung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Im Vergleich zum Vorjahr bedeuten diese Werte jedoch einen weiteren leichten Rückgang.
Bundesregierung steht hinter dualer Ausbildung
Die Bundesregierung bekennt sich unverändert zur dualen Ausbildung. Bei der Ende August von der Regierung, zahlreichen Verbänden (u. a. BDA, BFB, DIHK und ZDH) sowie Gewerkschaften und Ländern unterzeichneten neuen Vereinbarung der Allianz für Aus- und Weiterbildung 2019 - 2021, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Die duale Ausbildung ist zentral für eine passgenaue Fachkräftesicherung unserer Betriebe, gerade auch im Mittelstand.“ In dem Papier wird die duale Ausbildung als Erfolgsmodell bezeichnet. Um das Ziel zu erreichen, dass mehr Jugendliche einen betrieblichen Ausbildungsplatz finden und mehr Betriebe ihre Ausbildungsstellen besetzen können, wird insbesondere auf einen Mobilitätspaket gesetzt:
- Stärkere Zusammenarbeit bei der Vermittlung von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und Betrieben über die Regionen hinaus.
- Unterstützung der Ansätze für kostenlose bzw. günstige, Regionen übergreifende ÖPNV-Tickets für Jugendliche in Ausbildung
- Überprüfung der Regelungen zur Bezuschussung der Kosten für eine auswärtige Unterbringung aufgrund des Besuchs einer überregionalen Berufsschule
- Verlängerung der Zuschussförderung für Bauinvestitionen in Jugendwohnheimen bei einem Sanierungsstau bis Ende 2021
- Verbesserung und Vereinfachung der Leistungen der Berufsausbildungsbeihilfe und des Ausbildungsgeldes; Erhöhung der Bedarfssätze und Freibeträge der Berufsausbildungsbeihilfe und des Ausbildungsgelds, insbesondere die Bedarfssätze für Wohnkosten
Beachten Sie | Ab 2020 soll auch eine Mindestvergütung für Auszubildende eingeführt werden. Dazu hat die Bundesregierung den Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung und Stärkung der beruflichen Bildung (BBiMoG, Abruf-Nr. 209213) beschlossen. Mehr dazu hier.
Weiterführende Links
- CE-Beitrag: Seit 1. August 2019: Höhere Zuschüsse für Ausbildung (Beihilfe, Ausbildungsgeld, Flüchtlinge)
(BK mit Quellmaterial: azubi.report 2019 von Territory Embrace und Ausbildung.de, DIHK-Umfrage „Ausbilung 2019“, „Ausbildungsreport 2019“ der DGB-Jugend, Vereinbarung „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2019 ‒ 2021“ u. a. der Bundesregierung