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· Auswirkungen der Covid-19-Pandemie

Jeder zehnte ausbildungsberechtigte Betrieb könnte weniger Auszubildende einstellen

| Ein Zehntel der ausbildungsberechtigten Betriebe will Lehrstellen reduzieren oder keine neuen anbieten. Bei Betrieben, die stark von der Pandemie betroffen sind, liegt der Anteil sogar bei über einem Viertel! Besonders betroffen sind Kleinunternehmen und das Gastgewerbe, das über ein Viertel der ausbildungsberechtigten Betriebe umfasst. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB zeichnet ein düsteres Bild ‒ insbesondere für den stark belasteten Mittelstand. |

Unterschiede nach Betriebsgröße

14 Prozent der ausbildungsberechtigten Kleinstbetriebe geben an, im kommenden Ausbildungsjahr weniger Auszubildende einzustellen. Bei Großbetrieben sind es dagegen 6 Prozent der Betriebe, die weniger Lehrstellen besetzen wollen.

 

93 Prozent der Betriebe sagten, dass sie ihr Ausbildungsplatzangebot zurückfahren oder ganz einstellen wollen. Finanzielle Gründe geben 71 Prozent der Betriebe an. 34 Prozent nennen außerdem mangelnde räumliche und personelle Kapazitäten als Ursache für das eingeschränkte Ausbildungsangebot. Weitere 33 Prozent geben an, dass die Rekrutierung von Auszubildenden derzeit schwierig sei, unter anderem weil krisenbedingt keine Ausbildungsmessen in persona oder Praktika durchgeführt werden können. 31 Prozent der befragten Betriebe erwarten außerdem, nicht genügend geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

 

„Mittel- bis langfristig können die Rückgänge am Ausbildungsmarkt dazu führen, dass den Betrieben die Fachkräfte fehlen“, sagt Bernd Fitzenberger, IAB-Direktor zur Studie.

 

Eine Maßnahme zur Förderung der Ausbildungsbeteiligung stellt beispielsweise das Programm „Ausbildungsplätze sichernt“ dar, das stark von der Krise betroffene Betriebe mit entsprechenden Prämien unterstützt. „Viele Unternehmen verzichten aus finanziellen Gründen darauf, Auszubildende einzustellen. Da greift die Ausbildungsprämie. Doch noch immer ist das Programm vielen Unternehmen zu wenig bekannt,“ erklärt Fitzenberger.

Hintergrund: Beschlüsse aus dem Konjunkturpaket 2

Schon im Konjunkturpaket 2 wurde eine halbe Milliarde Euro im Juni 2020 für Prämien zur Ausbildung von der Regierung beschlossen.

 

  • Steuerung von Ausbildung, Investition, Beteiligung

Förderung der Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)

  • 2.000 Euro erhalten Sie für jeden Ausbildungsvertrag, wenn Sie als KMU in diesem Jahr (im Vergleich zu den drei Vorjahren) Ihr Ausbildungsplatzangebot nicht verringern. Die Zahlung erfolgt nach Ende der Probezeit.
  • 3.000 Euro gibt der Staat für jeden zusätzlichen Ausbildungsvertrag, den Sie abschließen.

Gefördert wird auch,

  • wer seine Ausbildungsaktivität trotz Corona-Belastung fortsetzt und keine Kurzarbeit veranlasst.
  • wer zusätzlich Auszubildende übernimmt, die wegen Insolvenz ihres Ausbildungsbetriebs die Ausbildung nicht fortsetzen können.
  • KMU, die die Ausbildung nicht fortsetzen können, sollen die Möglichkeit einer vorübergehenden betrieblichen Verbund- oder Auftragsausbildung erhalten. Die Details sollen in der Allianz für Aus- und Weiterbildung erörtert werden.

 

TIPP | Mehr zum Konjunkturpaket 2 lesen sie hier.

 

Die IAB-Studie beruht auf aktuellen Ergebnissen der Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“.

 

 

Junge Unternehmen spüren die Krise stärker

Junge Unternehmen sind in stärkerer Weise mit Auswirkungen der Krise konfrontiert. Das zeigt eine weitere Befragung des IAB und des Leibniz Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

 

Die Corona-Pandemie habe zu einer im Vergleich zu allen Unternehmen deutlichen Polarisierung hinsichtlich der Betroffenheit geführt. Nur im Verarbeitenden Gewerbe zeigt sich ein Unterschied. Während 68 Prozent aller Unternehmen angaben, negativ betroffen zu sein, waren es nur 53 Prozent der jungen Unternehmen. Entsprechend höher ist auch der Wert für eine positive Betroffenheit, der bei jungen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe bei 12 Prozent im Vergleich zu 4 Prozent bei allen Unternehmen liegt.

 

Auch sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie je nach Branche unterschiedlich. Während junge Unternehmen im Bausektor oder den technologieorientierten Dienstleistungen nur relativ selten negativ tangiert sind, zeigen sich in den konsumnahen Dienstleistungen wie Personenbeförderung oder Friseure deutlich stärkere Auswirkungen. Hier sind 81 Prozent der jungen Unternehmen negativ betroffen.

 

  • Betroffenheit nach Branchen
Betroffenheit
aller Unternehmen
Betroffenheit
junger Unternehmen

negativ

nicht

positiv

negativ

nicht

positiv

Verarbeitendes Gewerbe

68

27

4

53

35

12

Handel

67

14

18

72

14

15

Konsumnahe Dienstleistungen

84

11

5

81

13

5

Unternehmensnahe Dienstleistungen

60

29

11

63

25

12

Insgesamt

69

21

9

69

21

10

  • Quelle: IAB (IAB-ZEW-Gründungspanel, Corona-Sondererhebung 1, 2020, Hochrechnung für die Gründungskohorten 2016‒2019 sowie Kantar, April 2020, Hochrechnung)
  

Darüber hinaus sind junge Unternehmen mit Beschäftigten im Vergleich zu Soloselbstständigen stärker negativ betroffen. Auch Unternehmen, deren Gründer aus drohender oder bestehender Arbeitslosigkeit gründen oder innovative Projekte durchführen oder Forschung und Entwicklung betreiben und somit einer größeren Unsicherheit ausgesetzt sind, haben eine vergleichsweise höhere Wahrscheinlichkeit, negativ betroffen zu sein.

 

Etwa zwei Drittel der jungen Unternehmen, die durch die Krise Einschränkungen erleiden, reagieren mit personalpolitischen Maßnahmen, um das eingesetzte Arbeitsvolumen kurzfristig zu reduzieren. Größere Unternehmen setzen dabei vor allem auf Kurzarbeit oder verpflichtenden Urlaub, während kleinere eine Verkürzung der Arbeitszeit ohne Antrag auf Kurzarbeit nutzen. Finanzielle Hilfen werden insbesondere in Form von Zuschüssen und Stundungen der Steuer in Anspruch genommen.

 

Für die Studie haben die Forscherinnen und Forscher Angaben von rund 2.600 jungen Unternehmen des IAB-ZEW-Gründungspanels ausgewertet, die ab 2016 gegründet wurden. Die Ergebnisse können mit denen einer repräsentativen Stichprobe aller Unternehmen in Deutschland verglichen werden, die von Kantar im Auftrag des BMWi durchgeführt wurde.

 

(JT)

 

Quellen:

PM IAB vom 22. und 23.02.2021

Tabelle: IAB-Kurzbericht 4|2021

Grafik: IAB-Studie zur Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“

Quelle: ID 47152228