Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo

· TÜV-Verband

Homeoffice macht dick und einsam ‒ 6 Praxistipps zur gesundheitsfördernden Unternehmenskultur

Bild: © Kateryna - stock.adobe.com

| Jeder Dritte legt im Homeoffice wegen Bewegungsmangels an Gewicht zu und 30 Prozent fühlen sich zunehmend isoliert. Die Erkenntnis: Arbeitgeber sollten eine gesundheitsfördernde Unternehmenskultur anstreben. Das ergab eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbandes. Lesen Sie dazu 6 Praxistipps, wie Arbeitgeber die Arbeitsplätze bedarfsgerecht umgestalten können. |

 

Lange Phasen im Homeoffice führen bei vielen Beschäftigten zu psychischen Problemen: Fast jeder Dritte derzeit im Homeoffice bzw. mobil arbeitende Erwerbstätige fühlt sich oft allein oder isoliert (30 Prozent). Und jeder Achte empfindet die Arbeit im Homeoffice häufig als psychische Belastung (12 Prozent). Das hat eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.507 Erwerbstätigen ergeben.

Ständige Erreichbarkeit statt Ausstempeln an der Stechuhr

„Eng getaktete Videokonferenzen, kaum Pausen und die fehlenden persönlichen Kontakte führen bei vielen Beschäftigten im Homeoffice zu Erschöpfung, Gereiztheit oder Gefühlen der Isolation. Die Arbeitszeit nimmt zudem zu, da Laptop und Diensttelefon oft bis in die späten Abendstunden eingeschaltet sind. Das klassische Ausstempeln an der Stechuhr gibt es nicht mehr“, sagt André Siegl, Arbeitsschutzexperte des TÜV-Verbands. „Verschärfend kommen ergonomisch unzureichend eingerichtete Arbeitsplätze und der Bewegungsmangel hinzu.“

Mangel an gesundheitsförderlicher Büroausstattung

Zwei von drei Arbeitnehmern geben an, dass sie sich bei häufiger Arbeit im Homeoffice zu wenig körperlich bewegen (65 Prozent). Und mehr als jeder Dritte hat laut Umfrage während längerer Phasen im Homeoffice an Körpergewicht zugelegt (37 Prozent). „Wenn tägliche Arbeitswege wie der Gang oder die Fahrt mit dem Rad zur Arbeit wegfallen, macht Homeoffice dick“, sagt Siegl. Nur jeder zweite Befragte verfügt im Homeoffice über einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz mit Bürostuhl, Schreibtisch, externer Tastatur und großem Bildschirm (51 Prozent). Die Folge sind Kopf- und Rückenschmerzen, muskuläre Verspannungen oder brennende Augen. „Nach zwei Jahren Pandemie mit langen Homeoffice-Zeiten sind viele Arbeitnehmer körperlich und mental angeschlagen“, sagt Siegl. Gerade die Kombination aus psychischen und physischen Belastungen erhöhe die Gefahr von langwierigen Krankheiten und Burnout.

6 Tipps für Arbeitgeber ‒ Bedarfsgerechte Umgestaltung

Nach dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht sollten Arbeitgeber jetzt die Arbeitsorganisation an die neuen Gegebenheiten anpassen.

 

  • Schaffen Sie arbeitsrechtliche Regelungen zum mobilen Arbeiten

 

  • Kümmern Sie sich um die Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze

 

  • Schaffen Sie eine gesundheitsfördernde Unternehmenskultur
    • Vorgesetze sollen lernen, die Mitarbeiter fürsorglich zu behandeln
    • Das Einbeziehen in Entscheidungen habe dabei einen hohen Stellenwert.

 

  • Gestalten Sie die Arbeit in den Büroräumen um
    • In den Büroräumen gewinne das soziale Miteinander der Beschäftigten an Bedeutung.
    • Unternehmen sollen Anreize für die Präsenz im Büro schaffen
    • Eine Neugestaltung der Büroflächen mit Sitzecken, großzügigen Kaffee-Küchen oder flexiblen Workshop-Räumen seien in Betracht zu ziehen, um Begegnungen und kreatives Arbeiten im Team zu ermöglichen.

 

  • Bieten Sie Homeoffice-adäquate Fortbildungen an ‒ Themenfelder seien
    • Zeit- und Selbstmanagement,
    • Stressbewältigung oder
    • Gesundheitsförderung

 

  • Legen Sie neue Regeln zur effizienten und rücksichtsvollen internen Kommunikation fest
    • Arbeitspsychologische Angebote sollten selbstverständlich sein
    • Schaffen Sie dabei die Möglichkeit, dass diese jederzeit anonym in Anspruch genommen werden können.

 

Laut den Ergebnissen der Umfrage arbeitete vor dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht am 20.03.2022 fast jede vierte Beschäftigte (23 Prozent) ausschließlich im Homeoffice oder mobil. Weitere 21 Prozent gaben an, dass sich bei ihnen Homeoffice und das Arbeiten im Büro abwechseln.

 

Hinweis zur Methodik

Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.507 Erwerbstätigen ab 18 Jahren, die im Januar 2022 durchgeführt wurde.

 

(JT)

 

Quelle |

TÜV-Verband, PM v. 25.03.2022

Quelle: ID 48127267