15.08.2007 | COPD
Einteilung der Schweregrade hat sich verändert
Die Deutsche Atemwegsliga und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie haben ihre Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) nach fünf Jahren aktualisiert. Die wichtigste Neuerung bezieht sich auf die Schweregradeinteilung der Erkrankung. Nach der neuen Definition liegt eine schwere COPD (Stadium III) bereits bei einer Einsekundenkapazität (FEV1-Wert) von unter 50 Prozent vor (bisher 30 Prozent). Das bisherige Stadium 0 (Risikogruppe) entfällt.
Komplikationen häufen sich bei FEV1 unter 50 Prozent
Nach Ansicht der Autoren stellt ein FEV1-Wert von 50 Prozent eine Art „Limes“ dar: Unterschreiten Patienten diesen Grenzwert, häufen sich Komplikationen. Die Patienten werden hoch symptomatisch und entwickeln Exazerbationen. Bei der Therapie der Patienten sollte alles versucht werden, die Progression der Atemwegsobstruktion zu verlangsamen. Nicht-medikamentöse Maßnahmen wie körperliches Training, Ernährungstherapie und Patientenschulung haben dabei einen hohen Stellenwert, wird in der Leitlinie betont.
Die weiteren COPD-Schweregrade sind Stadium I (leichte COPD, FEV1 mindestens 80 Prozent), Stadium II (mittlere COPD, FEV1 unter 80 Prozent) sowie Stadium IV (sehr schwere COPD, FEV1 unter 30 Prozent). Das bisherige Stadium 0 entfällt in Übereinstimmung mit der ebenfalls kürzlich aktualisierten internationalen GOLD-Leitlinie. Denn nach neuen Studien sind Symptome wie chronischer Husten oder Auswurf ohne Beeinträchtigung der Lungenfunktion keine eindeutigen Risikofaktoren für die Entstehung einer Bronchialob-struktion.
BODE-Index korreliert mit der Mortalität
Bei der Diagnostik von COPD-Patienten sollte das Augenmerk nicht nur auf der Lungenfunktion liegen. Empfohlen wird jetzt eine multidimensionalere Schweregradeinteilung nach dem BODE-Index. B steht für Body-Mass-Index (BMI), O für Obstruktion (beurteilt nach FEV1), D für Dyspnoe (beurteilt nach dem 5-stufigen modifizierten MRC-Score von 0 = keine Atemnot bis 4 = kurzatmig beim An- und Ausziehen) und E für Belastungskapazität (6-Minuten-Gehtest). Je mehr Punkte ein Patient erreicht, desto stärker ist er von der COPD beeinträchtigt. Insgesamt werden bis zu zehn Punkte vergeben (siehe Tabelle). Eine Sechs-Minuten-Gehstrecke von unter 150 Meter ergibt zum Beispiel drei Punkte, Untergewicht (BMI höchstens 21 kg/m2) einen Punkt. Der BODE-Score korreliert mit der Mortalität.Das Stufenschema der medikamentösen Therapie bei stabiler COPD ist nahezu unverändert geblieben. Bronchodilatatoren sind die Basistherapie bei symptomatischen Patienten, wobei die inhalative Applikation zu bevorzugen ist. Langwirkende Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika haben an Bedeutung gewonnen: Sie sind nicht nur bequemer in der Anwendung, sondern auch effektiver als kurz wirksame Substanzen. Eine Kombinationstherapie ist im Vergleich zu den Einzelsubstanzen additiv wirksam.
Berechnung des BODE-Scores
Punkte | 0 | 1 | 2 | 3 |
FEV1 (in % vom Soll) | >= 65 | 50 - 64 | 36 - 49 | <= 35 |
6-Minuten-Gehstrecke (in m) | >= 350 | 250 - 349 | 150-249 | <= 149 |
Dyspnoe (MMRC-Score) | 0-1 | 2 | 3 | 4 |
BMI (in kg/m2) | > 21 | <= 21 |
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