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  • 06.01.2009 | COPD

    Revival einer Antibiotikaprophylaxe
    bei COPD-Patienten?

    Eine prophylaktische Antibiotikatherapie ist bei COPD-Patienten schon lange nicht mehr üblich. Denn diese Maßnahme hatte in den meisten bisherigen Studien nur einen geringen Einfluss auf die Exazerbationsrate und keinen Einfluss auf die Lungenfunktion. In einer aktuellen britischen Studie bei 109 Patienten mit mittelgradiger bis schwerer COPD konnte jetzt aber durch eine Langzeittherapie mit Erythromycin das Risiko für eine Exazerbation um beeindruckende 35 Prozent verringert werden. Die Zeit bis zur ersten Exazerbation wurde im Vergleich zur Placebogruppe von im Median 89 auf 271 Tage verlängert. Als Wirkmechanismen werden außer antibakteriel­len auch antiinflammatorische und immunmodulatorische Effekte von Erythromycin diskutiert. 

     

    Die ambulanten Patienten, im Mittel 67 Jahre alt und mit einem FEV1-Wert von 50 Prozent, rund die Hälfte Raucher, wurden über ein Jahr randomisiert mit Erythromycin (250 mg zweimal täglich) oder mit Placebo behandelt. In diesem Zeitraum wurden 206 mittelgradige bis schwere Exazerbationen registriert, 125 davon (60 Prozent) in der Placebogruppe. Hospitalisierungen wegen Exazerbationen waren in der Placebogruppe bei geringen Fallzahlen zweimal häufiger nötig (14 vs. 6). Im Mittel dauerten die Exazerbationen 13 Tage in der Placebogruppe im Vergleich zu nur neun Tagen in der Antibiotikagruppe. Die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen war in beiden Gruppen sehr gering. 

     

    Praxistipp

    Im Schnitt haben COPD-Patienten jährlich zwei Exazerbationen. Der wichtigste Trigger dafür sind bakterielle Infektionen: Bei mehr als jedem zweiten Erwachsenen mit einer Exazerabtion sind im Sputum Bakterien nachweisbar. Außer zur Therapie im akuten Stadium scheinen Makrolid-Antibiotika nach dem Ergebnis der aktuellen Studie auch einen beträchtlichen Nutzen in der Prophylaxe von Exazerbationen zu haben. Dennoch spricht in der Praxis einiges gegen den prophylaktischen Antibiotikaeinsatz, betonen Ken Kunisaki und Dennis Niewoehner von der Universität von Minnesota in einem Begleiteditorial zur Studie: Zum einen die Gefahr, Resistenzen gegen Antibiotika zu fördern, zum anderen ernsthafte Nebenwirkungen, zum Beispiel die Verlängerung der QT-Zeit.  

     

    Quelle

    • Seemungal TA et al.: Long-term Erythromycin Therapy Is Associated with Decreased Chronic Obstructive Pulmonary Disease Exacerbations. Am J Respir Crit Care Med 2008; 178: 1139-1147
    Quelle: Ausgabe 01 / 2009 | Seite 8 | ID 123609