24.04.2008 | Gastroösophageale Refluxkrankheit
Neuer Stufenplan zur Vorgehensweise bei Refluxbeschwerden
Sodbrennen und saures Aufstoßen sind die Hauptsymptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen, aufgrund derer Patienten einen Arzt aufsuchen. Besonders verbreitet ist die Erkrankung in Nordamerika und Europa; in Schweden beträgt die Prävalenz sogar 17 Prozent.
Drei Behandlungsstufen werden unterschieden
Ein internationales Expertengremium, aus dem aus Deutschland der renommierte Professor Dr. Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg beteiligt war, hat jetzt einen Stufenplan zur Diagnostik und Behandlung bei GERD ausgearbeitet. Er unterscheidet sich von einem älteren Algorithmus aus dem Jahr 2002, der vor allem für den Hausarzt konzipiert war, darin, dass jetzt drei Behandlungsstufen berücksichtigt sind: die Selbstmedikation, bei der der Apotheker eine beratende Funktion hat, die haus- und schließlich die fachärztliche Behandlung.
Protonenpumpenhemmer (PPI), die in manch anderen Ländern als Over-the-Counter (OTC)-Medikamente zur Verfügung stehen, behalten ihren vorrangigen Platz in der Therapie. Der neue Algorithmus wertet aber auch Antazida auf. Ihnen kommt insbesondere in der Selbstmedikation, aber auch zusätzlich zu PPI zur raschen Symptomkontrolle eine besondere Rolle zu. Einen hohen Stellenwert haben in den neuen Empfehlungen auch Verhaltensänderungen. Selbst wenn es wenige klinische Daten dazu gibt, sollten Patienten mit Reflux es vermeiden, spät am Abend zu essen oder sich gleich nach dem Essen hinzulegen. Verzichten sollten die Patienten auch auf üppige, fette oder stark gewürzte Speisen, genauso wie auf Alkohol und Nikotin. Konsum dieser Art kann erfahrungsgemäß die Beschwerden triggern.
Fachärztliche Konsultation selten erforderlich
Die meisten Patienten können ohne fachärztliche Konsultation behandelt werden. Bei nur gelegentlichen Refluxbeschwerden ist eine bedarfsweise Selbstmedikation mit Antazida oder gegebenenfalls auch mit frei verkäuflichen Antihistaminika (in machen Ländern auch mit OTC-PPI) vertretbar. Lassen sich die Symptome so nicht beherrschen, sind häufige Einnahmen nötig oder halten die Beschwerden länger als zwei Wochen an, sollte der Patient zum Arzt gehen. Bei Alarmsymptomen wie Schluckstörungen, Würgen, Gewichtsverlust, gastrointestinaler Blutung, Anämie, Brustschmerzen oder häufigem Erbrechen ist eine fachärztliche Abklärung anzuraten.Grundsätzlich müssen immer auch andere Ursachen für die Beschwerden in Betracht gezogen werden wie eine Herzerkrankung oder funktionelle Störungen. Dies gilt besonders bei Patienten, die auf die Therapie nicht ansprechen. Kommen alternative Diagnosen nicht in Frage und hat der Patient keine Alarmsymptome, optimiert der Hausarzt die Therapie in der Regel durch einen PPI. Adjuvant können Antazida erwogen werden, da manche Patienten von der Kombination mehr profitieren als von alleiniger Säuresuppression. Ist die Therapie nach vier bis acht Wochen erfolgreich, kann das PPI schrittweise reduziert oder ganz ausgeschlichen werden. Bei rezidivierenden Beschwerden sollte die Behandlung wieder mit der niedrigsten wirksamen Dosis begonnen werden. Führen PPI in einfacher Dosis nicht zum gewünschten Erfolg, sollte für einen weiteren Monat die doppelte Dosis versucht werden. Bringt das auch nichts, sollten Sie den Patienten zum Gastroenterologen überweisen.
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