25.09.2009 | HPV-Impfung
Demyelinisierende ZNS-Erkrankungen nach HPV-Impfung
Impfungen wurden bereits mit einigen entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems in Zusammenhang gebracht. Allerdings wird das Risiko schwerwiegender neurologischer Erkrankungen mit etwa 0,1 bis 0,2 Fällen pro eine Million Impfungen als extrem gering eingeschätzt. Australische Wissenschaftler berichten über fünf Fälle entzündlicher Erkrankungen des ZNS, die innerhalb von 28 Tagen nach HPV-Impfung mit Gardasil® aufgetreten sind.
Auffällig waren atypische Manifestationen bei drei Betroffenen (Pseudoathetose des rechten Arms, Kopfschmerzen mit nachfolgender inkompletter transverser Myelitis, akute Hemiparese) und multifokale Manifestationen bei zwei Patientinnen (inkomplette thorakale Myelitis mit nachfolgender Optikusneurits links, inkomplette thorakale transverse Myelitis gefolgt von einem Hirnstammsyndrom). Bei allen Frauen bildete sich die Symptomatik zurück, einmal spontan und viermal nach intravenöser Gabe von Methylprednisolon. Die Patientinnen waren zwischen 16 und 26 Jahre alt, und die Symptome traten ein bis 21 Tage nach der zweiten oder dritten Impfdosis auf. Bei drei Patientinnen, die bereits zuvor erstmals klinische Symptome einer demyelinisierenden Erkrankung hatten, wurde jetzt eine multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Eine weitere Patientin mit erstmalig aufgetretenen neurologischen Symptomen entwickelte inzwischen ebenfalls eine MS.
In der deutschen Datenbank zu Verdachtsfällen von Impfkomplikationen und Impfnebenwirkungen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sind zehn Fälle von MS im zeitlichen Zusammenhang mit einer HPV-Impfung erfasst, davon neun nach Gardasil® und einer nach Cervarix® (Stand Mai 2009). In fünf Fällen wurde der Kausalzusammenhang als „unwahrscheinlich“ eingestuft, viermal als „nicht beurteilbar“ und in einem Fall werden noch zusätzliche Informationen erwartet. Ein statistisches Verfahren zur Beurteilung, ob die Kombination aus einem Impfstoff und einer unerwünschten Wirkung überzufällig häufig in einer Datenbank erfasst ist (Proportional Reporting Ratio, PRR), zeigt für HPV-Impfung und MS derzeit keinen signifikant erhöhten Wert.
Quelle
- Sutton I et al.: CNS demyelination and quadrivalent HPV vaccination. Mult Scler 2009; 15: 116-119
- Mitteilung der AkdÄ vom 13. Juli 2009
Möchten Sie diesen Fachbeitrag lesen?
Kostenloses MR Probeabo
0,00 €*
- Zugriff auf die neuesten Fachbeiträge und das komplette Archiv
- Viele Arbeitshilfen, Checklisten und Sonderausgaben als Download
- Nach dem Test jederzeit zum Monatsende kündbar
* Danach ab 12,75 € / Monat