25.08.2009 | Meta-Analyse

Blutdrucksenkung tiefer als der Standard bringt keinen klinischen Nutzen

Die bisherige Maxime „je tiefer der Blutdruck gesenkt wird, desto besser ist dies für die Patienten“ wankt. In einer aktuellen Meta-Analyse von sieben Studien mit mehr als 22.000 Hypertonikern brachte eine intensive antihypertensive Therapie mit dem Ziel, den Blutdruck unter den Standard von 140/90 mmHg zu senken, keinen klinischen Vorteil. Obwohl in den Intensivgruppen der Blutdruck im Mittel um 4/3 mmHg stärker gesenkt wurde als in den Therapiegruppen mit Standardzielblutdruck, gab es bei den Endpunkten keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Weder wurde das Überleben der Patienten verlängert noch wurden die Raten von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Herz- oder Niereninsuffizienz verringert. Selbst bei Hochrisiko-Patienten wie Diabetikern und Patienten mit Niereninsuffizienz (derzeitiges Therapieziel unter 130/80 mmHg) erwies sich eine Blutdrucksenkung tiefer als 135/85 mmHg nicht als vorteilhaft. Hier sollten weitere Studien erfolgen, so die Autoren.

Bei der Meta-Analyse wurden unter anderem Daten der Studien MDRD (Modification of Diet in Renal Disease), HOT (Hypertension Optimal Treatment), AASK (African American Study of Kidney Disease and Hypertension), REIN-2 (Renoprotection in Patients with Nondiabetic Chronic Renal Disease) und ABCD (Appropriate Blood pressure Control in Diabetes) ausgewertet. Zwar sind noch mehr Daten erforderlich, schreiben die Autoren; aber derzeit gebe es kaum Evidenzen, um bei irgendeinem Hypertoniker eine Absenkung des Blutdrucks deutlich unter 140/90 mmHg zu fordern. Je näher der Blutdruck der Normotonie komme, desto schwieriger sei es, einen Nutzen einer weiteren Blutdrucksenkung nachzuweisen.

Praxistipp

Das Standard-Blutdruckziel heißt bei Hypertonikern nach wie vor „unter 140/90 mmHg“. Wer dieses Ziel bei seinen Patienten in der Praxis erreicht, hat gute Arbeit geleistet. Ehrgeiz, noch tiefere Werte zu erreichen, sollte auf Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko beschränkt werden. Fachgesellschaften wie die Deutsche Hochdruckliga haben bereits angekündigt, dass es in künftigen Aktualisierungen der Leitlinien zur antihypertensiven Therapie für Patienten ohne hohes Risiko nicht mehr heißen soll, dass ein besonders niedriger Blutdruck, sofern vertragen, besonders günstig ist.