30.11.2009 | Neue Grippe
Einzelne Impfdosis ist vermutlich auch bei Kindern ausreichend
Die hohe Bedeutung der Impfung zur Eindämmung der neuen pandemischen Influenza A (H1N1) hob Prof. Dr. Peter Wutzler aus Jena bei der 4. Impfakademie Anfang November in Frankfurt am Main hervor. Die bisher gemeldeten Erkrankungsfälle (seit Mitte November müssen nur noch Todesfälle gemeldet werden) spiegelten nicht die wahre Situation wider. „Es gibt eine hohe Dunkelziffer“, sagte Wutzler. Geschätzt wird, dass sich mindestens zehn Prozent der Deutschen, eventuell sogar bis zu 30 Prozent mit Influenza A (H1N1) infizieren werden. Die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem wären immens. Bei einer 30prozentigen Erkrankungsrate werde mit 14 Millionen zusätzlichen Arztbesuchen und über 100.000 Todesfällen gerechnet, sagte Wutzler. Priorität bei der Impfung haben entsprechend der STIKO-Empfehlungen Mitarbeiter im Gesundheitswesen, chronisch Kranke sowie schwangere Frauen ab dem zweiten Trimenon (siehe Medizin-Report 11/2009).
Prof. Wutzler verteidigte den aktuell in der Bevölkerung verwendeten Spaltimpfstoff Pandemrix® mit dem Adjuvans AS03. Der Wirkverstärker ermögliche eine Verringerung der Antigenmenge (nur noch 3,75 µg pro Dosis statt 15 µg im Vollvirus-Impfstoff) und soll die Vakzine wirksam halten, wenn sich das Schweinegrippe-Virus verändert. Der Impfstoff sei für zwei Immunisierungen zugelassen, aber eine Dosis reiche den bisherigen Daten zufolge für einen guten Impfschutz aus. Auch bei Kindern zwischen sechs Monaten und neun Jahren sei mit einer Pandemrix®-Dosis vermutlich ein hoher Impfschutz zu erreichen. Rund zehn Tage nach der Impfung werde eine Immunität erreicht, sagte Wutzler. Auch eine frühzeitige Behandlung von Infizierten mit Virustatika sei für eine Eindämmung von Ansteckungen relevant. Die Virusausscheidung werde von rund zehn bis elf Tagen ohne Therapie auf etwa acht Tage mit Therapie verringert.
Daten und Fakten
Der rasche Anstieg der gemeldeten Infuenza A (H1N1)-Erkrankungsfälle hat sich in Deutschland fortgesetzt. In der ersten Novemberwoche wurden dem RKI fast 15.000 Erkrankungen gemeldet, rund die Hälfte davon bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 14 Jahren. Damit wurden in Deutschland bisher über 50.000 Erkrankungen und 16 Todesfälle bestätigt (Stand: 13. November). |
Quelle
- 4. Impfakademie Jahreskongress Pädiatrie 2009, unterstützt vom Unternehmen GlaxoSmithKline, 6./7. November 2009, Frankfurt, P. Wutzler, Jena