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  • 27.05.2008 | Prävention

    Mehr Awareness für Herz-Kreislauf-Risiko von Frauen tut Not

    Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen die Todesursache Nummer eins. Bekannt ist dies aber nur einer Minderheit der Frauen und selbst von Profis im Gesundheitswesen wird das Herz-Kreislauf-Risiko der weiblichen Bevölkerung immer noch unterschätzt. Laut Erhebungen der American Heart Association (AHA) halten weniger als 50 Prozent der Frauen Herz-Kreislauf-Erkankungen für die führende Todesursache und sogar nur 13 Prozent für die größte persönliche Gesundheitsbedrohung. Die AHA hat bereits im Jahr 2004 die Kampagne „Go Red for Women“ gestartet mit dem Ziel, mehr Awareness für das bisher unterschätzte Gesundheitsrisiko zu schaffen. Als Teil dieser Kampagne sind in der April-Ausgabe der Zeitschrift „Hypertension“ auf fast 100 Seiten mehr als 45 Studien und Kommentare zum Thema Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen veröffentlicht. 

    Rolle von Geschlechtshormonen noch unklar

    Hoher Blutdruck ist die wichtigste und potenziell behandelbare Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle bei Frauen. Frauen sind im Verlauf ihres Lebens mindestens ebenso häufig von Hypertonie betroffen wie Männer. Allerdings gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Während jüngere Frauen im Schnitt niedrigere Blutdruckwerte haben als Männer, übersteigt die Prävalenz der Hypertonie bei Frauen ab dem sechsten Lebensjahrzehnt die bei gleichaltrigen Männern. Diese zeitliche Abhängigkeit legt eine bedeutende Rolle der Geschlechtshormone in der Pathogenese der Hypertonie nahe, berichten Pamela Ouyang und ihre Kolleginnen vom Johns Hopkins Medical Center in Baltimore. Allerdings sind die Studienergebnisse zum Einfluss der Menopause auf das Neuauftreten der Hypertonie bisher widersprüchlich. 

    Mehr Risikofaktoren, schlechtere Blutdruckkontrolle

    Das Geschlecht hat Einfluss auf Risikofaktoren der KHK und – ein besonders intensiv diskutiertes Thema – beeinflusst offenbar auch die Qualität der Behandlung und die Behandlungsergebnisse. In zwei US-Studien im Themenheft werden dazu neue Daten vorgestellt. An der von 1999 bis 2004 laufenden National Health and Nutrition Examination Study nahmen 3.475 Hypertoniker ab 18 Jahren teil. Weibliche Studienteilnehmer hatten häufiger zentrales Übergewicht (79 vs. 64 Prozent bei Männern), erhöhte Gesamtcholesterinspiegel (61 vs. 48 Prozent) und niedriges HDL-Cholesterin (40 vs. 36 Prozent). Der Anteil der Patienten, bei denen eine gute Blutdruckeinstellungmit Werten unter 140/90 mmHg erreicht wurde, betrug 44 Prozent bei Frauen und 49 Prozent bei Männern. In der zweiten Studie wurden Daten von 12.064 Patienten, darunter 7.786 Frauen, ausgewertet, die 2005 am National Ambulatory Medical Care Survey teilnahmen. Unter den Studienteilnehmern mit Hypertonie waren Frauen seltener als Männer auf den Zielblutdruck eingestellt (54 vs. 59 Prozent) und wurden zur Sekundärprävention der KHK seltener mit Acetylsalicylsäure (21 vs. 36 Prozent), mit Betablockern (32 vs. 46 Prozent) oder mit Statinen (29 vs. 35 Prozent) behandelt. 

    Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen

    Eine Schwangerschafts-induzierte Hypertonie (Präeklampsie) zählt zu den häufigsten Komplikationen einer Schwangerschaft. Rund vier bis sechs Prozent aller Schwangeren sind betroffen. Die Präeklampsie ist mit einer erheblichen neonatalen Morbidität und Mortalität assoziiert. Besonders hoch ist das Risiko einer Präeklampsie bei vorbestehender chronischer Hypertonie. Dies belegt eine britische Studie bei 822 Schwangeren mit chronischer Hypertonie. 180 von ihnen (22 Prozent) entwickelten eine Präeklampsie, die Hälfte davon bereits vor der 34. Schwangerschaftswoche. Betroffene Frauen brachten häufiger ihr Kind zu früh (< 37. Schwangerschaftswoche) auf die Welt (51 vs. 15 Prozent) und mit geringem Geburtsgewicht (unterste Zentile 48 vs. 21 Prozent). 

     

    Bei der Behandlung von schwangeren Frauen mit Hypertonie sind besondere Regeln zu beachten: ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten sind in allen Trimestern kontraindiziert, betont Tina Podymow aus Quebec. Auch der Betablocker Atenolol sollte wegen einer möglichen Beeinflussung des Geburtsgewichts besser vermieden werden. Als akzeptable Alternativen gelten zum Beispiel Methyldopa und Nifedipin in Standarddosierungen.