26.04.2010 | Schlaganfall

Blutdruck-Variabilität - größerer Risikofaktor als der Blutdruck selbst?

Die Variabilität des systolischen Blutdrucks ist nach neuen Daten ein größerer Schlaganfall-Risikofaktor als die Höhe des Blutdrucks. Mit diesem Befund aus der Ascot-BPLA- und der MRC-Studie wird die besonders gute Schlaganfall-vorbeugende Wirkung von Kalzium-Antagonisten wie Amlodipin erklärt, die die Blutdruck-Variabilität verringern. Deutlich ungünstiger sind Betablocker wie Atenolol.  

Fast 25.000 Hypertoniker nahmen an den beiden Studien teil. Das um 24 Prozent niedrigere Schlaganfallrisiko in der Amlodipin-Gruppe (im Vergleich zu Atenolol) korrelierte mit einer geringen Variabilität des Blutdrucks. Auch bei kardiovaskulären Endpunkten bestand ein ähnlicher Zusammenhang. „Patienten mit vergleichsweise niedrigem Blutdruck, aber hoher Variabilität hatten eine ungünstigere Prognose als Patienten mit höherem Blutdruck und geringer Variabilität“, so Studienleiter Dr. Peter Sever aus London. 

Bestätigt wurde die prognostische Bedeutung von Blutdruckschwankungen in einer weiteren aktuellen Studie bei Patienten mit transitorisch ischämischen Attacken (TIA) und in einer Meta-Analyse der Daten verschiedener Antihypertensiva-Studien. Bei den TIA-Patienten war die Blutdruck-Variabilität von Praxisbesuch zu Praxisbesuch ein starker Prädiktor für einen Schlaganfall, unabhängig vom mittleren Blutdruck. Nach dem Ergebnis der Meta-Analyse ist unter Kalzium-Antagonisten und Nicht-Schleifen-Diuretika die Blutdruck-Variabilität am geringsten. Diese Medikamente hatten auch die stärkste Schlaganfall-vorbeugende Wirkung. Unter Betablockern nahm dosisabhängig die Blutdruck-Variabilität zu; die Substanzen waren in der Schlaganfallprävention am wenigsten effektiv. Die interindividuelle Variabilität des Blutdrucks war auch unter Hemmstoffen des Renin-Angiotensin-Systems erhöht. 

Quelle

• Sever P et al.: Effects of ß blockers and calcium-channel blockers on within-individual variability in blood pressure and risk of stroke. The Lancet Neurology 2010, published online 12 March

• thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422(10)70066-1/abstract

• Rothwell P et al.: Prognostic significance of visit-to-visit variability, maximum systolic blood pressure, and episodic hypertension. Lancet 2010; 375: 895

• thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(10)60308-X/abstract

• Rothwell P et al.: Effects of antihypertensive-drug class on interindividual variation in blood pressure and risk of stroke. Lancet 2010; 375: 906

• thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(10)60235-8/abstract