· Fachbeitrag · Impfen
Neue Impfempfehlungen für Rheuma-Patienten
Viele Rheuma-Patienten haben Impflücken, auch wegen Zweifeln an der Sicherheit der Impfungen bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Dabei ist ein Impfschutz für Rheumakranke wegen ihrer erhöhten Infektionsanfälligkeit besonders wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) betont in ihren neuen Impfempfehlungen, dass die meisten Standardimpfungen bei Erwachsenen und Kindern mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen sicher sind. Auch Lebendimpfstoffe können Patienten ohne immunsuppressive Therapie je nach Krankheitsaktivität verabreicht werden.
Jedes vierte rheumakranke Kind ist unzureichend geimpft, mahnte Professor Dr. Michael Borte aus Leipzig bei einer Pressekonferenz während des DGRh-Kongresses in Mannheim. Das gelte selbst für Standardimpfungen wie Tetanus oder Keuchhusten mit Totimpfstoffen, bei denen das Risiko für Nebenwirkungen gering sei. Die DGRh empfiehlt, alle Standardimpfungen mit Totimpfstoffen bei Kindern vorzunehmen, ausgenommen im akuten Schub. Wenn die Erkrankung stabil ist, sollte zusätzlich auch eine Immunisierung gegen Pneumokokken, Meningokokken und Influenzaviren erfolgen. Schwieriger ist die Situation bei Lebendimpfstoffen wie der Dreifachimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR). Die Impfungen sind zugelassen bei Patienten unter niedrig dosierter lokaler oder systemischer Steroidtherapie. Nicht angeraten sind Lebendimpfstoffe hingegen bei Patienten unter Immunsuppression, zum Beispiel unter Mycophenolatmofetil, Cyclophosphamid, Cyclosporin A, Leflunomid, unter Biologika oder unter hochdosierter längerer (> 2 Wochen) Steroidtherapie. Deshalb wird vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie empfohlen, den Impfstatus zu komplettieren.
Erste kleine Studien weisen auf eine ausreichende Sicherheit auch von Lebendimpfstoffen bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis unter immunsuppressiver Therapie hin. In den Studien war eine 2. MMR-Impfung unter niedrig dosiertem Methotrexat und Etanercept sicher, berichtete Borte. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, könnten Booster-Impfungen gegen Varizellen, MMR oder auch Gelbfieber bei rheumakranken Kindern und Jugendlichen unter niedrig dosiertem Methotrexat empfohlen werden. Etwas zurückhaltender äußerte sich Tagungspräsident Professor Dr. Hanns-Martin Lorenz aus Heidelberg für erwachsene Rheuma-Patienten. Lebendimpfstoffe seien unter Therapie mit bestimmten Immunsuppressiva „vielleicht sicher“, sagte er, es sei aber weiterhin Vorsicht geboten. Entscheidend für den Schutz von Rheumakranken sei auch eine Herdenimmunität. „Man sollte sich selbst impfen lassen.“ So seien auch diejenigen geschützt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden könnten.
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