· Fachbeitrag · Magenatonie
Diabetische Gastroparese wird oft übersehen
Die diabetische Gastroparese wird in der Praxis oft unterschätzt, berichtete PD Dr. Jutta Keller, Hamburg, auf der 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS) in Leipzig. Bei etwa 30% - 50% aller Diabetiker könne eine Magenentleerungsstörung nachgewiesen werden und 5% - 10% hätten Beschwerden. Keller empfahl, Diabetiker gezielt nach gastrointestinalen Beschwerden zu fragen. Die Pathogenese der Erkrankung ist komplex. Einerseits können Magen-Darm-Beschwerden durch eine Hyperglykämie selbst bedingt sein: Hohe Blutzuckerspiegel schädigen die im Interstitium gelegenen Cajal-Zellen, die eine Schrittmacherfunktion an den Muskelzellen des Darms ausüben. Andererseits spielt eine bestehende autonome diabetische Neuropathie eine große Rolle. Die einzig kausale Therapie besteht in der optimalen Einstellung des Blutzuckerspiegels. Patienten sollten mehrere kleine, fett- und ballaststoffarme Mahlzeiten zu sich nehmen. Der Bedarf an Insulin kann reduziert sein und der Spritz-Ess-Abstand sollte angepasst werden. Daneben stehen Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon), der Motilinantagonist Erythromycin und neuerdings auch der 5-HT4-Rezeptoragonist Prucaloprid zur Verfügung. Wobei letztere beiden Medikamente nur im Rahmen einer Off-label-Therapie eingesetzt werden können. Bei therapieresistenten Patienten kann der operative Einsatz eines gastralen Neurostimulators, eines Magenschrittmachers, erwogen werden.
Quelle
- 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS), Leipzig. 14.-17. September 2011, PD Dr. Jutta Keller, Hamburg
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