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  • · Fachbeitrag · Statintherapie

    Neue US-Cholesterin-Leitlinie erhöht Zahl der Kandidaten für Statintherapie um fast 13 Millionen

    Die neue Cholesterin-Leitlinie der US-Herzgesellschaften ACC und AHA aus dem Jahr 2013 steht unter anderem in der Kritik, weil sich dadurch die Zahl der potenziellen Statinanwender deutlich erhöhen würde. Grund dafür ist die Empfehlung von Statinen für alle Patienten im Alter von 40 ‒ 75 Jahren mit einem KHK-Gesamtrisiko ≥ 7,5 % in den nächsten zehn Jahren (siehe auch MR 01/2014, Seite 1). Die Bedeutung dieser Empfehlung für die Praxis haben jetzt US-Wissenschaftler auf Basis der NHANES-Studie auf die US-Bevölkerung hochgerechnet. Während nach der früheren ATP-III-Leitlinie die Zahl der Erwachsenen zwischen 40 und 75 Jahren, die Statine erhalten sollten, bei rund 43,2 Mio. lag, müssten nach der neuen Leitlinie 56 Mio. US-Amerikaner dieser Altersgruppe (48,6 %) mit Statinen behandelt werden. Der Anteil der Männer zwischen 60 und 75 Jahren, die mit Statinen behandelt werden sollten, stieg bei Umsetzung der neuen Leitlinie von bisher 30 % auf 87 % und von 21 % auf 54 % bei Frauen. Der Zuwachs ist vor allem auf die Gruppe der Patienten mit hohem KHK-Gesamtrisiko ohne manifeste KHK zurückzuführen.

     

    Neue Daten einer niederländischen Studie, die bei der Jahrestagung der ACC kürzlich in Washington D.C. vorgestellt worden sind, zeigen ebenfalls die deutliche Zunahme der Kandidaten für eine Statintherapie bei Umsetzung der US-Cholesterin-Leitlinie. In dieser Studie wurden Daten von knapp 5.000 Teilnehmern der Rotterdam-Studie ausgewertet, im Mittel 66 Jahre alt. 96 % der Männer und 66 % der Frauen müssten nach der ACC/AHA-Leitlinie mit Statinen behandelt werden, bei Anwendung der ATP-III-Leitlinie würde der Anteil nur bei 52 % und 36 % liegen. Zum Vergleich: Bei Umsetzung der aktuellen europäischen Empfehlungen für eine Statintherapie wären 66 % der männlichen und 39 % der weiblichen Studienteilnehmer Kandidaten für eine Statintherapie. Die Studiendaten verdeutlichen auch, dass eine Beurteilung des kardiovaskulären Gesamtrisikos mithilfe von Scores oft eine Überschätzung des Risikos bedeutet. Nach der ACC/AHA-Risikoklassifizierung war bei 22 % der Männer und 13 % der Frauen mit einer kardiovaskulären Komplikation zu rechnen. Betroffen waren aber nur 13 % bzw. 8 %. Zu ähnlichen Überschätzungen des Risikos führen auch das ATP-III-Modell und das Modell der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie.

     

    PRAXISHINWEIS | Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie hat bereits erklärt, dass LDL-Grenzwerte zur Beurteilung eines Therapiebeginns mit Statinen ausschlaggebender sein sollten als das KHK-Gesamtrisiko (siehe MR 03/2014, Seite 1).