· Fachbeitrag · Psychosomatik
Krank durch Medienberichte?
Dr. Michael Witthöft aus Mainz und sein Kollege James Rubin vom King´s College in London machen Medienberichte über vermeintlich gesundheitsgefährdende Substanzen bzw. Umweltschadstoffe mit verantwortlich dafür, dass empfindliche Menschen Krankheitssymptome entwickeln. Die Wissenschaftler berichten über eine eigene Studie zur elektromagnetischen Hypersensitivität, in der sie den sogenannten Nocebo-Effekt belegen konnten.
Ein Teil der insgesamt 147 Testpersonen sah einen Dokumentarfilm des Senders BBC One, in dem zum Teil dramatisch über die Gesundheitsgefahren von Mobilfunk- und WLAN-Signalen berichtet wurde. Der andere Teil schaute einen Bericht von BBC News über die Sicherheit von Internet- und Handy-Daten an. Anschließend wurden alle Probanden 15 Minuten einem WLAN-Scheinsignal ausgesetzt, von dem sie aber annahmen, dass es echt sei. 54 % der Testpersonen berichteten danach über Symptome, die sie der elektromagnetischen Strahlung zuschrieben (etwa Beunruhigung, Beklemmung, Beeinträchtigung ihrer Konzentration oder Kribbeln in den Fingern, Armen, Beinen und Füßen). Besonders stark war die Symptomatik bei Personen mit erhöhter Ängstlichkeit, die vor der Scheinexposition den Dokumentarfilm über mögliche Gefahren von elektromagnetischer Strahlung gezeigt bekamen.
Quelle
- Witthöft M, Rubin J: Are media warnings about the adverse health effects of modern life self-fulfilling? An experimental study on idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields. Journal of Psychosomatic Research 2013; 74(3): 206-212
Abstract