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  • · Fachbeitrag · Überdiagnostik/Übertherapie


    US-Fachgesellschaften nennen fast 90 überflüssige Tests bzw. nicht empfehlenswerte Maßnahmen


    An der US-Kampagne „Choosing Wisely“, einer Initiative der ABIM (American Board of Internal Medicine) Foundation zur Vermeidung von Überdiagnostik und Übertherapie im medizinischen Alltag, beteiligen sich inzwischen 17 US-amerikanische medizinische Fachgesellschaften. Jede von ihnen hat fünf überflüssige bzw. nicht-empfehlenswerte Maßnahmen bei der Routineversorgung von Patienten aufgelistet, sodass die Liste inzwischen auf 85 Punkte gewachsen ist. 2012 standen auf der Liste erst 45 Tests und Therapien, vorgeschlagen von neun medizinischen Fachgesellschaften.


    Allein zwölf Empfehlungen warnen vor einer Überdiagnostik bei asymptomatischen Patienten. Die wichtigsten:


    • Kein Routine-Screening auf Carotisstenosen bei asymptomatischen Erwach­senen.

    • Keine Stresstests per Echokardiographie zur Beurteilung des kardiovaskulären Risikos bei asymtomatischen Personen mit geringem KHK-Risiko.

    • Kein jährliches Screening mit PAP-Tests zur Früherkennung von Ovarialkarzinomen bei Frauen im Alter von 30-65 Jahren mit durchschnittlichem Risiko. Ein Screening alle drei Jahre reiche aus.


    Gewarnt wird auch vor der verbreiteten routinehaften Überdiagnostik bei ­Patienten mit eher geringer Symptomatik. Beispiele hierfür:


    • Kein CT zur routinemäßigen Abklärung von Bauchschmerzen wie auch von kleinen Kopfverletzungen bei Kindern.

    • Kein EEG zur Abklärung von rezidivierenden Kopfschmerzen.

    • Keine zerebrale Bildgebung bei Patienten mit einfachen Synkopen, wenn die neurologische Untersuchung unauffällig ist.


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    Auf der Liste finden sich außerdem viele Tipps zur Therapie, etwa:


    • Bei Kindern unter vier Jahren mit Atemwegsbeschwerden sollten weder Husten- noch Erkältungspräparate verabreicht werden.

    • Antipsychotika sind keine Medikamente der ersten Wahl bei Demenz-Patienten mit Verhaltensauffälligkeiten.

    • Kinder mit gastroösophagealem Reflux sollten nicht routinemäßig mit Säurehemmern behandelt werden.


    PRAXISHINWEIS |  „Choosing Wisely“, der Name der Initiative, ist gut gewählt. Für jeden praktisch tätigen Arzt ist die Liste überflüssiger bzw. verzichtbarer ärztlicher Maßnahmen sicher eine empfehlenswerte Lektüre, auch wenn die ­genannten Punkte natürlich nicht mehr sein können als eine Anregung. Die Listen können unter www.choosingwisely.org/doctor-patient-lists/ abgerufen werden.

    Quelle


    • Choosing Wisely. Leading medical specialty societies identify 90 tests and treatments to question. Pressemitteilung vom 21. Februar 2013


    Volltext


    Quelle: Ausgabe 04 / 2013 | Seite 18 | ID 38088660