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CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) — Symptome, Ursachen & Übungen

Roland Liebscher - Bracht lächelt in die Kamera. Es ist nur sein Kopf zu sehen und ein runder Kreis ist um ihn herum gezogen.

Roland Liebscher-Bracht

Schmerzspezialist & Bestseller-Autor

Geprüft von: Dr. med. Egbert Ritter  Geprüft von: Dr. med. Egbert Ritter

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Die Abkürzung CMD steht für „craniomandibuläre Dysfunktion”. Dabei handelt es sich um einen Überbegriff für Funktionsstörungen zwischen Schädel (Cranio) und Unterkiefer (Mandibula).

Roland Liebscher - Bracht lächelt in die Kamera. Es ist nur sein Kopf zu sehen und ein runder Kreis ist um ihn herum gezogen.

Roland Liebscher-Bracht

Schmerzspezialist & SPIEGEL-Bestseller-Autor

Ein weißer Haken ist in einem khaki-farbenen Schild zu sehen.

Medizinische Prüfung: Dr. med. Egbert Ritter

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Eine junge Frau hält sich mit von CMD-Schmerzen erfülltem Gesicht ihren Unterkiefer.

© Antonio Guillem | shutterstock.com

Dein Kiefer knackt, deine Gesichtsmuskulatur schmerzt und du kannst den Mund nicht richtig öffnen? Hinter solchen Symptomen steckt oft eine CMD. Diese Krankheit tritt meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf und betrifft Frauen beinahe doppelt so häufig wie Männer.1)

In diesem Artikel findest du wichtige Informationen und gezielte Übungen, die oft bei CMD helfen können.

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Bei CMD können Beschwerden innerhalb des Kiefergelenks oder der Kaumuskulatur auftreten. Der Bewegungsfreiraum deines Kiefers verändert sich. Dadurch wird der Unterkiefer zu beweglich. Er bewegt sich unkoordiniert oder erlaubt nur eine eingeschränkte Öffnung. Außerdem wird von verschiedenen Spezialist*innen diskutiert, ob auch eine funktionelle Störung beim Schließen der Zähne, also dem Aufeinanderbeißen, mit CMD zusammenhängt.2)

Wird eine CMD nicht richtig erkannt oder zu spät behandelt, kann es zu unterschiedlichen Schmerzen am ganzen Körper kommen. Aber keine Sorge: Bei fast 90 Prozent der Patient*innen lässt sich eine CMD einfach beheben, wenn die Ursachen erkannt werden.3) Bei uns erfährst du, welche das möglicherweise sind und du bekommst einfache Übungen für deine Kiefermuskeln, die du direkt ausprobieren kannst! Wie zuverlässig diese Übungen auch bei vielen CMD-Symptomen wie Nacken- und Gesichtsschmerzen helfen können, haben wir bereits wissenschaftlich untersucht.4)

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Eine Frau, deren geöffneter Mund in Großaufnahme zu sehen ist, setzt sich den Kieferretter von Liebscher & Bracht zwischen ihre untere und obere Zahnreihe
Eine Frau, deren geöffneter Mund in Großaufnahme zu sehen ist, hat den Kieferretter von Liebscher & Bracht zwischen ihre untere und obere Zahnreihe eingesetzt

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Der Kieferretter ist unser empfohlenes Hilfsmittel bei Schmerzen am Kiefer. Die einfachen Übungen mit dem Kieferretter sorgen für gezielte Dehnung und Kräftigung, um Kieferschmerzen sowie Zähneknirschen und weitere Beschwerden zu reduzieren. Schon zwei Minuten täglich reichen aus!

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1. CMD-Symptome von Kopf bis Fuß


Das Beschwerdebild einer CMD ist sehr unterschiedlich, weil die Krankheit viele Begleiterscheinungen mit sich bringen kann. Die meisten Patient*innen klagen über Gesichtsschmerzen. Dieses Symptom ist weit verbreitet. Außerdem geben rund 10 Prozent der Bevölkerung an, dass sie manchmal unter Kaumuskelschmerzen leiden und 2,5 Prozent berichten über Kiefergelenkschmerzen.5) Entscheidend für die Diagnose einer CMD sind die verschiedenen Schmerzen. Sie können helfen, den Verdacht auf CMD zu bestätigen.

1.1 Anzeichen für CMD

Lass deine Beschwerden von einer Ärztin oder einem Arzt untersuchen, wenn du einmal pro Woche oder häufiger diese Symptome bemerkst:

  • Schmerzen im Gesicht oder im Bereich der Schläfen,
  • Schmerzen im Kiefer oder Kiefergelenk,
  • Schmerzen bei der Kieferöffnung oder beim Kauen,
  • Schwierigkeiten oder Blockierungen der Kieferöffnung.

Keine Sorge bei Geräuschen im Kiefergelenk

Rund 20 Prozent der Bevölkerung bemerken hin und wieder, dass ihr Kiefer knackt. Spürst du dabei keine Schmerzen und kannst deinen Unterkiefer normal und uneingeschränkt bewegen? Dann ist das Kieferknacken in diesem Fall kein Hinweis auf CMD.6)

Erst in Verbindung mit den oben genannten Symptomen könnte es sein, dass deine Probleme mit CMD zusammenhängen.

1.2 Weitere Beschwerden: Was passiert, wenn CMD nicht behandelt wird?

Bleibt eine Funktionsstörung durch CMD für längere Zeit unbemerkt, können weitere Beeinträchtigungen entstehen. Zuerst kommt es zu Symptomen in den benachbarten Körperregionen. Bei anhaltender CMD können auch in weiter entfernten Bereichen zusätzliche Symptome auftreten.7) Das liegt daran, dass unser Kiefergelenk eng mit dem Kopf und dem Nacken verbunden ist. Über den Nackenbereich und die Wirbelsäule besteht eine weitreichende Verbindung zu vielen anderen Gelenken und Gliedmaßen.

Deshalb werden bei Patient*innen mit craniomandibulärer Dysfunktion oft diese Beschwerden und Schmerzen diagnostiziert:

  • Viele Menschen mit CMD können den Kiefer nur eingeschränkt öffnen. Ihre Schneidezähne erreichen einen Abstand von weniger als 40 mm. Das liegt oft daran, dass sie dauerhaft unter Schmerzen leiden. Deshalb nehmen sie eine Schonhaltung ein, mit der sie Schmerzen vermeiden. So etwas passiert meist unbewusst. Zwar tut das erst mal weniger weh, aber gleichzeitig reduziert diese Fehlhaltung den Bewegungsumfang des Unterkiefers immer weiter.8)
  • Wenn wir unsere Gelenkwinkel im Kiefer zu selten nutzen, können nämlich die Spannungen im Gewebe steigen. Die Muskeln und Faszien werden dann immer unnachgiebiger. Langfristig kann diese Fehlregulation bei CMD viele negative Effekte für den gesamten Bewegungsapparat nach sich ziehen.

Selbsttest zur Kieferöffnung

Du kannst deine ungefähre Kieferöffnung selbst messen: Lege Zeige- und Mittelfinger einer Hand aneinander und öffne deinen Mund. Versuche, beide Finger waagerecht zwischen deine Schneidezähne zu schieben. Wenn das klappt, kannst du den Ringfinger hinzunehmen. Indem du die Breite deiner Finger misst, erfährst du, wie weit sich dein Mund ungefähr öffnen lässt.

Kannst du deinen Kiefer weniger als 40 Millimeter öffnen? Dann beginne am besten gleich mit unseren Übungen, um deine Muskeln und Faszien zu dehnen. Nach einiger Zeit solltest du deinen Mund weiter aufmachen können. Teste dich regelmäßig. Wenn du keine Verbesserung erreichst, lass deine Symptome von einer Ärztin oder einem Arzt untersuchen.

Eine junge Frau fasst sich mit schmerzerfülltem Gesicht an den hinteren Bereich des Kiefers und berührt dabei leicht ihr Ohr.

© pathdoc | shutterstock.com

Vermutlich würdest du bei diesem Beschwerdebild anfangs nicht an eine Fehlregulation des Kiefers denken, oder? Dennoch kann es bei CMD zu begleitenden Erkrankungen wie Taubheitsgefühlen, Zahnschmerzen oder Rückenschmerzen kommen. Kopfschmerzen und Migräne treten besonders häufig auf. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass deine Kopf- oder Rückenschmerzen ursprünglich durch eine Fehlfunktion des Kiefergelenks ausgelöst wurden.

„Ein ausstrahlender Schmerz der Kiefermuskeln kann wie ein Kopfschmerz vom Spannungstyp empfunden werden, oder ein Kopfschmerz kann als Kaumuskelschmerz fehlinterpretiert werden.”9)

So erklärt es der CMD-Experte Prof. Dr. Jens C. Türp im Interview mit SPIEGEL-Gesundheit. Wie du siehst, können viele der möglichen Begleiterscheinungen einer CMD auch ganz andere Ursachen haben.

Neben den körperlichen Symptomen kann es auch sein, dass Patient*innen, die an einer schmerzhaften CMD erkranken, mit der Zeit angespannter sind. Zu ihrem Krankheitsbild kommen psychische Belastungen wie Stress oder Schlafstörungen hinzu. Daher wird eine Veränderung der psychologischen Verfassung oft als Teil der CMD-Symptomatik einbezogen und behandelt.10)

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2. Ursachen: Was passiert bei CMD?

Kurz & Knapp

  • Funktionelle Störungen im Kiefergelenk sind die Ursache von CMD.
  • Mehrere Risikofaktoren führen zu falschen und unnatürlichen Wirkungsweisen am Kausystem.
  • Bei der Entstehung von CMD können Muskelverspannungen im Kopfbereich und rund um das Kiefergelenk eine entscheidende Rolle spielen.

Nach unserer Erfahrung kann die tägliche Bewegung des Kiefers eine Rolle bei der Entstehung von CMD spielen. Um die Gesichts- und Kaumuskulatur zu trainieren und effektiv zu nutzen, finden wir im Alltag nur wenige Anreize:

  • Unser Essen ist weich gekocht.
  • Snacks kriegen wir mundgerecht in kleinen Häppchen serviert.
  • Man könnte sagen, beim Kauen fehlt uns „der nötige Biss“.

Wie überall im Körper, wo Muskeln und Faszien nicht vollständig eingesetzt werden, verlieren sie an Kraft und an Flexibilität. Dein Körper will ökonomisch arbeiten und passt sich an. Die Muskeln und Faszien werden „kürzer“, um bei kleinen Bewegungen effektiver und schneller zu arbeiten. Dadurch bleiben sie unter Spannung. Dasselbe passiert beim Zusammenspiel von Oberkiefer und Unterkiefer.

Sind Muskelverspannungen dauerhaft zu hoch, wird sich der Körper automatisch auch daran anpassen. Wir sehen das so: Er will weiterhin gut funktionieren und versucht, Einschränkungen auszugleichen. Das bemerken wir oft gar nicht. Aber es verursacht eventuell eine Funktionsstörung (Dysfunktion) oder Fehlhaltung. Diese Umstellung des Körpers können wir relativ lange akzeptieren und unbemerkt damit leben.11)

Bis zu einem gewissen Grad kann unser Körper nämlich kleinere Störungen im Bewegungsapparat ausgleichen. Er stellt ein eigenes Gleichgewicht her. Dieses Gleichgewicht kann er aber nur kurzfristig halten – und vor allem nicht ohne Symptome. Gerät etwas im Körper aus dem Lot oder besteht die Gefahr, dass wir größeren Schaden nehmen, bemerken wir einen Schmerz an der entsprechenden Stelle.

2.1 Diskusverlagerung: Das Kiefergelenk gerät aus den Fugen

Normalerweise sind die Bestandteile des Kiefergelenks optimal aufeinander abgestimmt. Der Kopf des Unterkiefers (Caput mandibulae) passt zusammen mit der muskulär aufgehängten Gelenkscheibe (Discus articularis) perfekt in die Unterkiefergrube (Fossa mandibularis) des Schädels.

Detail-Ansicht der Anatomie des Kiefergelenks zum besseren Verständnis bei craniomandibulärer Dysfunktion (CMD). Abgebildet ist der Unterkiefer mit Unterkieferkopf (caput mandibulae), Unterkiefergrube (fossa mandibularis), Gelenkscheibe (discus articularis) sowie Schläfenbein, Nerven und Gehörgang.

© VectorMine | shutterstock.com (bearbeitet)

Das Gelenk ist bestens angekoppelt. So können wir beim Kauen große, dreidimensionale Bewegungen mit dem Unterkiefer ausführen. Die Gelenkscheibe liegt immer auf dem Gelenkkopf und sorgt für seine ständige Zentrierung. Rund um das Gelenk schaffen die Faszien das dafür notwendige Gleichgewicht. Sie geben Informationen weiter und helfen bei der Übertragung muskulärer Kräfte.12) Steigt die Anspannung in den Muskeln und Faszien jedoch über das normale Maß an, kann es sein, dass der Kiefer unnatürliche Bewegungen ausführt.

Durch die unkoordinierte Kaumuskulatur kommt es dann zu Zwangsbewegungen im Gelenk. Die Gelenkscheibe kann dem Kopf des Unterkiefers nicht mehr richtig folgen und springt nach vorne.13) Expert*innen sprechen dann von einer sogenannten Diskusverlagerung.

Anfangs findet der Discus einen Weg zurück auf den Gelenkkopf. Wenn er sich verschiebt, entsteht das typische Kieferknacken.

  • Kannst du deinen Unterkiefer trotzdem schmerzfrei und uneingeschränkt bewegen? Dann besteht kein Grund zur Sorge. Dennoch ist es unter Umständen ein Zeichen, dass eine Fehlfunktion vorliegt. Dein Kiefergelenk hat eine unnatürliche Bewegung ausgeführt. Damit solltest du vorsichtig sein! Um Verspannungen deiner Kaumuskeln behutsam zu lockern, findest du am Ende des Artikels praktische Übungen.
  • Knackt dein Kiefer regelmäßig, wenn du den Mund öffnest? Dann verändert sich auch der Zeitpunkt, wann es im Bewegungsablauf kracht. Die Geräuschentwicklung wird chronisch. Die Gelenkscheibe findet ihren Weg nicht zurück auf den Kopf des Unterkiefers. Als Folge kann eine Blockierung der Kieferöffnung entstehen. Diese ist anfangs sehr stark. Mit der Zeit lässt sich der Mund wieder etwas weiter öffnen und das Knacken verschwindet. Leider wird die frühere Mundöffnung dann oft nicht mehr erreicht.14)

Bleibt die Kieferblockade aus, kann sich eine dauerhafte CMD anderweitig äußern. Bislang sind die Ursachen und der Verlauf einer craniomandibulären Dysfunktion nicht vollständig geklärt. Sicher ist jedoch, dass diese Krankheit durch multikausale Faktoren, also aus mehreren unterschiedlichen Gründen, entstehen kann.

Unnatürliche Bewegungen im Kauapparat und Kiefergelenk können oft ein Auslöser für CMD sein. Andere Ursachen durch Zähnepressen oder eine schiefe Stellung der Zähne werden von Spezialist*innen noch diskutiert

2.2 Zahnprobleme: Wenn die Zähne deinem Kiefer querkommen

Eine Fehlstellung der Zähne kann dafür sorgen, dass sich das Gebiss nicht richtig schließt. Ein unnatürlicher Biss würde dazu führen, dass Oberkiefer und Unterkiefer keine neutrale Position (Bisslage) einnehmen können.

Beim Kauen tritt eine Fehlbelastung auf, wodurch sich das umliegende Gewebe verspannt.

Der korrekte Zahnkontakt beim Verschließen der Zähne heißt unter Fachpersonen Okklusion. Dabei reicht eine kleine Abweichung von 0,1 Millimetern in den Zahnreihen aus, damit Menschen mit dem Pressen und Zähneknirschen anfangen.15) Kann jemand aufgrund einer Zahnfehlstellung den Kiefer nicht richtig bewegen, sind eine Fehlhaltung und unnatürliche Bewegungen – wie bei CMD – beinahe vorprogrammiert.

Früher bestand in der Forschung der Verdacht, dass ein Fehlbiss und die Fehlstellung der Zahnreihen (Okklusionsstörungen) zu den wichtigsten Faktoren für cranio-mandibuläre Dysfunktion zählen. Mittlerweile gilt eine Zahnfehlstellung aber nur noch als einer von vielen Aspekten für die Entstehung von CMD-Beschwerden.16)

Zähneknirschen als Symptom und Risikofaktor

Bei Bruxismus wird die Muskulatur des Kauapparats immer wieder unnatürlich angespannt. Die Zähne knirschen. Das verursacht einen Abrieb der Kauflächen und die Abnutzung deiner Zahnsubstanz. Diese intensive Fehlbelastung führt dazu, dass die Kiefermuskulatur verkrampft. Solche unnatürlichen Bewegungen zeigen eine gewisse Ähnlichkeit zur craniomandibulären Dysfunktion. Denn auch bei CMD liegt die Ursache oft im Gebrauch des Kausystems. Dadurch können in beiden Fällen Muskelschmerzen entstehen.

Junge Frau mit CMD-Beschwerden fasst sich an die Schläfen, während sie ihre Zähne zeigt und damit knirscht.

© ArtFamily | shutterstock.com

Patient*innen mit craniomandibulärer Dysfunktion geben oft an, dass sie auch unter Zähneknirschen oder Zähnepressen leiden. Studien haben ergeben, dass tatsächlich eine Wechselwirkung zwischen Bruxismus und CMD existiert. Zähneknirschen kann demnach sowohl ein Symptom von CMD als auch ein Risikofaktor zur Entstehung der Dysfunktion sein. Beide Krankheiten sind jedoch nicht ursächlich miteinander verbunden.17)

2.3 Ursachen für Tinnitus, Ohrgeräusche und andere Beschwerden von CMD

CMD beschränkt sich nicht nur auf den Gesichts- und Kieferbereich. Dauert die Krankheit länger an, kommt es zu weiteren Veränderungen. Vom Kopf- und Nackenbereich über die Schultern bis zum Rücken werden zusätzliche Strukturen in Mitleidenschaft gezogen. Daher gehen Wissenschaftler*innen bei einer komplexen CMD von mehreren Faktoren aus, die gemeinsam eine solche Symptomatik hervorrufen.

Wenn eine Verletzung am Kiefergelenk und Schmerzen entstehen, will sich der Körper meist schonen, um die Beschwerden zu vermeiden. Dabei werden eventuell andere Bereiche aktiv, die zur Entstehung einer komplexen CMD beitragen können.18) Da das Kiefergelenk nah an der Halswirbelsäule liegt, kann so zum Beispiel eine Verbindung zwischen CMD und Gleichgewichtsstörungen oder Ohrgeräuschen erklärt werden.

  • Entlang des Kiefergelenks verläuft auch der Trigeminus-Nerv. Er verbindet Kaumuskeln, Mundhöhle und das Gesicht miteinander. Aufgrund seiner Lage können Impulse des Trigeminus-Nervs das Markhirn an der Halswirbelsäule und über weitere Verkettungen auch die Gleichgewichtsbahnen erreichen. Neurolog*innen gehen davon aus, dass diese Verbindung den sogenannten kraniomandibulären Schwindel erzeugt.
  • Weitere Nervenbahnen führen zum Nucleus chochlearis, der Hörinformationen vom Innenohr zum Gehör leitet.19) So bestätigen rund ein Drittel der Patient*innen mit Dysfunktionen im Kiefergelenk, dass ihr Tinnitus mit Bewegung und Druck der Kiefergelenke zu tun hat.20) Treten hier unnatürliche Bewegungen oder hohe muskulär-fasziale Spannungen auf, kann die CMD also auch für einen Tinnitus verantwortlich sein.
  • Zudem geben mehr als 50 Prozent der Patient*innen an, dass sie unter Ohrenschmerzen leiden. Diese gehen in der Regel nicht vom Ohr selbst aus. Es handelt sich um eine Schmerzprojektion. Dabei liegt der Ursprung der Ohrenschmerzen am Kiefergelenk und wird auf das Ohr übertragen.21)
  • Eine CMD kann außerdem mit der Entwicklung eines Fibromyalgie-Syndroms (FMS) zusammenhängen. Bei FMS leiden Betroffene unter Schmerzen in beinahe jedem Muskel des Körpers. Die Symptome einer CMD sind bei 80 Prozent der FMS-Patient*innen zu finden. Es können Beschwerden im Nacken, an der Schulter, der Lendenwirbelsäule und im Hüftbereich bis hinunter zu den Füßen entstehen. FMS kann wiederum durch Schmerzen und Verspannungen eine Störung des Kopfgelenks hervorrufen. Da das Kopf- und Kiefergelenk eine bewegliche Einheit bilden, wird auch das Kiefergelenk in Mitleidenschaft gezogen. Diese Wechselwirkung erklärt, dass bei 73 Prozent der CMD-Patient*innen eine Fibromyalgie festgestellt wird.22)

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3. Diagnose: Wie kann man CMD feststellen?


Kurz & Knapp

  • CMD ist sehr komplex, weshalb mehrere Ärzt*innen gemeinsam eine interdisziplinäre Diagnose stellen sollten.
  • Eine gute Beschreibung und Vorgeschichte deiner Schmerzen geben die wichtigsten Hinweise.
  • Komplizierte technische Methoden und Funktionsanalysen sind teuer und in der Praxis umstritten.
  • Dein Hausarzt, HNO-Ärztin, Orthopädin oder Zahnarzt kann eine CMD diagnostizieren.

Wurde bei dir CMD festgestellt? Dann informiere dich direkt zu den möglichen Behandlungen in Kapitel 4.

Dein Hausarzt, eine Allgemeinmedizinerin, ein Kieferorthopäde oder eine Hals-Nasen-Ohren-Ärztin (HNO) kann feststellen, ob eine CMD vorliegt. Ein Zahnarzt erkennt ebenfalls die Symptome einer craniomandibulären Dysfunktion und kann einen Befund ausstellen. Für eine zuverlässige Diagnostik sollten dennoch mehrere Spezialist*innen gemeinsam (interdisziplinär) arbeiten.

3.1 Wie die behandelnde Person eine komplexe CMD diagnostiziert

Zu Beginn der Untersuchung fragt dich die behandelnde Person sicherlich nach deinen Beschwerden. In dieser sogenannten Anamnese geht es um Schmerzen, die auf CMD hindeuten. Treten bei dir häufiger als einmal wöchentlich Schmerzen an den Schläfen, im Gesichtsbereich, am Kiefer oder Kiefergelenk auf? Dann ist dies ein Hinweis auf CMD.23)

Um die Befragung zielgerichtet durchzuführen, haben Fachärzt*innen mehrere Fragebögen. Darin können auch psychologische Faktoren auftauchen, denn Stress und psychische Anspannung erhöhen die Spannung in jedem Muskel deines Körpers. Das kann auch unnatürliche Bewegungen verursachen, die wiederum im Zusammenhang mit CMD stehen.

Anschließend kann der Kieferorthopäde dein Gesicht und deinen Unterkiefer abtasten, um dich auf Schmerzen zu untersuchen. Allerdings löst das druckintensive Abtasten des angespannten Gewebes in der Regel auch Schmerzen aus.

Daher sehen Expert*innen es mittlerweile kritisch, aufgrund dessen eine genauere Aussage über CMD zu treffen.24) Es könnte nämlich vorkommen, dass eine leichte Abweichung vom normalen Schmerzempfinden als positiver Befund für CMD gewertet wird.

Gleichwohl lässt sich durch das Abtasten ein erstes Indiz dafür gewinnen, ob die Person eventuell unter Zähneknirschen (Bruxismus) leidet.25) Diese Krankheit weist, wie oben erläutert, einige Parallelen zu CMD auf.

Ob schließlich dein Kieferknacken mit einer Verlagerung der Gelenkscheibe zusammenhängt, kann ein Facharzt mit einem einfachen klinischen Test herausfinden. Während du den Kiefer öffnest, tastet die Ärztin ihn ab. So stellt sie fest, ob es einen Unterschied zu anderen, „normalen“ Gelenkgeräuschen gibt.26) Generell ist ein Knacken im Kiefergelenk aber kein genaues Zeichen für eine CMD, solange es dir nicht wehtut.

Mit diesen einfachen Methoden erhält dein Kieferorthopäde erste Hinweise. Um die Diagnose sicher und korrekt zu stellen, braucht es aber manchmal weitere, technische Verfahren.

3.2 Spezielle Techniken zur Diagnose von CMD

Um genauere Daten und Bilder der Beschwerden zu erhalten, nutzen manche Ärzt*innen technische Hilfsmittel zur Funktionsdiagnostik. Damit untersuchen sie die betroffenen Strukturen. So lässt sich zum Beispiel die Mobilität des Kiefers und die Koordination seiner Bewegungen exakt messen. Außerdem erkennen Expert*innen dadurch Probleme bei der Zentrierung des Unterkiefers oder mögliche Zahnfehlstellungen und Kieferfehlstellungen.

Kieferöffnung

Kannst du deinen Unterkiefer deutlich weniger als 40 Millimeter öffnen? Dann wäre es sinnvoll, eine Untersuchung zur Kieferöffnung durchzuführen. Dazu geht die Ärztin oder der Arzt mit dir eine Reihe von Bewegungen durch. Wenn du den Mund nur einmal öffnest, erreichst du noch nicht die maximale Kieferöffnung. Deshalb sind mehrere Schritte erforderlich. Die professionelle Messung erfolgt an verschiedenen Stellen mit einer Beerendonk-Schieblehre oder einem Millimeter-Lineal.27) Maximale Bewegungen solltest du immer vorsichtig ausführen. Die Muskeln und Faszien müssen sich langsam daran gewöhnen, damit du sie nicht hastig überstreckst.

Zu sehen ist eine Frau, bei der mit einer Beerendonk-Schieblehre eine Untersuchung der Kieferöffnung durchgeführt wird. Dies ist Teil der Untersuchung und Diagnose für eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).

© pixelaway | shutterstock.com

Kontaktfläche der Zähne

Sofern dein Gebiss im Zusammenhang mit CMD untersucht wird, ist die maximale Kontaktfläche deiner Zähne (Interkuspidation) ein wichtiger Faktor für den Zahnarzt. Wenn die Zahnreihen nicht richtig aufeinander treffen oder Zähne fehlen, spricht man von einer Kieferfehlstellung oder Zahnfehlstellung. Diese bedeuten oft ein Risiko für Beschwerden am Kiefer und deshalb auch für CMD.28) Daher werden die Zahnkontakte geprüft. So stellt man fest, ob die Bisslage korrekt ist und die Kauflächen der Zahnreihen in einer optimalen Stellung sind.

Was ist nötig und was nicht?

Bevor in der Therapie unwiderrufliche Maßnahmen durchgeführt werden, sollte zuerst immer eine instrumentelle Funktionsanalyse stattfinden. Das gewährleistet bei der späteren Behandlung größere Sicherheit.29) Im Gespräch mit dem Magazin SPIEGEL stellt Prof. Dr. Alfons Hugger dazu Folgendes fest:

„Die instrumentelle Funktionsanalyse ist eine verlässliche Untersuchungstechnik. Aber man sollte sie nur einsetzen, wenn es sinnvoll ist. Nicht jeder CMD-Patient benötigt sie.“30)

Gerade wenn eine craniomandibuläre Dysfunktion länger besteht, kommen zum Teil andere Beschwerden entlang der Wirbelsäule hinzu. Daraufhin spezielle Untersuchungen und instrumentelle Verfahren einzusetzen, ist aber meist gar nicht nötig. Leidet ein Patient seit Längerem unter Schmerzen, hat er sicherlich entsprechende Ärztinnen oder Therapeuten aufgesucht. Daher braucht es keine neuen Untersuchungen für eine vollständige Diagnostik. Wichtiger ist die gründliche Befragung beziehungsweise Anamnese des Patienten und eine fachübergreifende Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Spezialist*innen.

Je höher der technische Aufwand der Untersuchung ist, desto größer ist die Belastung für den Patienten. Außerdem können hohe Kosten entstehen, die nicht immer von der Krankenkasse bezahlt werden. Viele Expert*innen raten bei CMD erst dann Röntgenstrahlung oder Computertomografien (CT) zur Funktionsdiagnostik einzusetzen, wenn ein konkreter Verdacht besteht. Vorher sind andere etablierte Methoden für die Diagnose anzuwenden.

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4. Behandlung: Diese Therapien können bei CMD helfen


Kurz & Knapp

  • Allgemeine Behandlungsmethoden sind: Aufbissschienen, Physiotherapie und Operationen.
  • Bei Schmerzen können oftmals gezielte Dehnübungen helfen.
  • Hast du Bedenken, wegen deiner Schmerzen mit unseren Liebscher & Bracht Übungen® zu beginnen? Dann lass dir von unseren ausgebildeten Therapeut*innen mit der Osteopressur helfen.

Um selbst etwas gegen deine Beschwerden bei CMD zu unternehmen, kannst du unsere Übungen in Kapitel 5 ausprobieren.

Zur Therapie einer craniomandibulären Dysfunktion kommen mehrere Behandlungsmöglichkeiten infrage. Daher können dir unterschiedliche Ärztinnen und Therapeuten helfen.

Die Kosten der Behandlung von CMD übernimmt die Krankenkasse allerdings nur zum Teil. Bestimmte Therapien musst du selbst bezahlen. Gerade funktionsanalytische und funktionstherapeutische Maßnahmen sind eine Privatleistung. Nach § 28 Abs. 2 des deutschen Sozialgesetzbuchs (SGB V) dürfen sie von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezuschusst werden. Dasselbe gilt für die meisten Implantate.

Viele Expert*innen sind sich einig, dass du als Patient am besten selbst aktiv wirst. Du solltest verstehen, was bei craniomandibulärer Dysfunktion passiert und wie du Spannungen mit Übungen reduzieren kannst.31) Hast du bis hierher gelesen, bist du auf einem sehr guten Weg. Jetzt kennst du die medizinischen Hintergründe.

4.1 Liebscher & Bracht Übungen® bei CMD 

Unser oberstes Ziel ist immer, dass du gesund und möglichst beschwerdefrei leben kannst. Dazu sollte bei CMD die natürliche Beweglichkeit des Unterkiefers wiederhergestellt werden.32)

Unsere Methode hat zum Ziel, zu hohe Spannungen der Muskeln und Faszien abzubauen. Dadurch kannst du eine mögliche Ursache deiner CMD angehen! Gleichzeitig hast du gute Chancen, weitere Beschwerden wie Kieferknacken oder Ohrgeräusche zu beseitigen, die als Begleiterscheinungen auftreten.

Zu sehen ist Roland Liebscher-Bracht, der eine Faszien-Rollmassage am Kiefer zeigt.

Übungen und Faszien-Rollmassagen

Langfristig ist es entscheidend, dass du deinen Kauapparat richtig bewegst. Mit unseren Übungen und Faszien-Rollmassagen kannst du einseitige Bewegungsmuster aus deinem Alltag ausgleichen.

Solche Übungen gewinnen aus Sicht der Medizin in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung.

Studien zeigen, dass Eigenübungen bei CMD einen hohen Wert haben, um deine Gesundheit dauerhaft zu erhalten.33) 34) In der CMD-Forschung gilt, dass Übungen grundsätzlich einer Operation oder anderen Eingriffen vorzuziehen sind.35) Wichtig ist, dass du deine Übungen regelmäßig ausführst. Sonst können die Spannungen der Muskelfasern wieder zunehmen. Ergänzend kannst du auch unsere Faszien-Rollmassage einsetzen, um das Gewebe zu massieren.

Sind deine Schmerzen so stark, dass du nicht alleine mit Übungen beginnen willst? Dann sprich mit einem unserer zertifizierten Liebscher & Bracht-Therapeut*innen in deiner Nähe.

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Eine Frau, deren geöffneter Mund in Großaufnahme zu sehen ist, hat den Kieferretter von Liebscher & Bracht zwischen ihre untere und obere Zahnreihe eingesetzt

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Der Kieferretter ist unser empfohlenes Hilfsmittel bei Schmerzen am Kiefer. Die einfachen Übungen mit dem Kieferretter sorgen für gezielte Dehnung und Kräftigung, um Kieferschmerzen sowie Zähneknirschen und weitere Beschwerden zu reduzieren. Schon zwei Minuten täglich reichen aus!

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4.2 Behandlungen bei CMD

Für craniomandibuläre Dysfunktion gibt es in der Medizin viele Behandlungen. Verschiedene Krankheitsbilder rufen unterschiedliche Fachärzt*innen auf den Plan. Sie haben unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, um die Krankheit CMD zu bekämpfen.

In diesem Kapitel liest du, welche Therapiemaßnahmen bei CMD angewandt werden. Je nach Diagnose, stehen die Methoden nicht für sich allein, sondern werden oft kombiniert.

Medikamente

Viele Ärzt*innen setzen Medikamente ein, um Schmerzen zu verringern und eine natürliche Bewegung des Kiefers zu ermöglichen. Oft greifen sie zu einem nichtsteroidalen Antirheumatikum. Diese Medikamente werden auch bei Arthrose verwendet, weil sie Schmerzen lindern und entzündungshemmend wirken. Außerdem können Muskelrelaxanzien wie zum Beispiel Methocarbamol eingesetzt werden.36) Substanzen dieser Wirkgruppe sorgen für eine vorübergehende Entspannung der Muskulatur.

Zu sehen ist eine Frau, die am Kiefergelenk eine Spritze verabreicht bekommt.

© Focus and Blur | shutterstock.com

Tritt CMD in Kombination mit Bruxismus auf, kann es zu einer Vergrößerung der Kaumuskulatur kommen, wodurch die Spannungen weiter zunehmen. In diesem Fall wird oft das Nervengift Botulinumtoxin verabreicht. Du kennst es wahrscheinlich unter dem Namen „Botox”. Eine Injektion reduziert die Kaukraft. Deshalb muss jede Spritze gut dosiert sein, damit normales Kauen weiterhin möglich ist. Sobald der Körper das Zellgift abgebaut hat, ist eine neue Injektion nötig. Für eine langfristige Wirkung empfehlen wir, zu lernen, wie du unnatürliche Kieferbewegungen vermeiden und deinen Kiefer mit unseren Übungen regelmäßig entspannen kannst.37)

Physiotherapie

Grundsätzlich wird bei CMD auch zu einer passenden Physiotherapie geraten. Dadurch kannst du unnatürliche Bewegungen des Unterkiefers langfristig vermeiden. Die Maßnahmen sollten anfangs mit professioneller Unterstützung eines Physiotherapeuten und später in Eigenregie durchgeführt werden.

Die Physiotherapeutin kann mit Massagen und Übungen zu einer Entspannung der Kiefermuskulatur beitragen. Neben der bekannten Physiotherapie kommen auch andere physikalische Reize hinzu, die auf den Körper einwirken. Das sind zum Beispiel: Druck, Wärme, Kälte, Strahlung und Elektrizität.38)

Psychotherapie

Oft gibt es einen Zusammenhang zwischen psychologischen Aspekten und der Entstehung von CMD. Bestehende Beschwerden können sich in Stresssituationen sogar verstärken. Unter Stress sollten wir lieber nicht auf das Sprichwort „Zähne zusammenbeißen“ vertrauen.

Aus diesem Grund können auch psychotherapeutische Behandlungen bei CMD helfen. Viele Patient*innen setzen auf kognitive Verhaltenstherapie. Dabei wird nicht die Vergangenheit beleuchtet, sondern an Lösungen für aktuelle Probleme gearbeitet. Das kann die CMD-Beschwerden verringern. Außerdem gibt es einige Erfahrungsberichte zum Einsatz von Biofeedback, Hypnotherapie sowie Stressabbau- und Entspannungsverfahren.39)

Schienentherapie

Ärzt*innen setzen bei CMD oft Aufbissschienen ein, wenn sich die Gelenkscheibe des Kiefers verschoben hat. Damit wird versucht, die sogenannte Diskusverlagerung zu beheben. Die Gelenkscheibe (Discus) soll sich wieder in ihre ursprüngliche Position auf dem Gelenkkopf schieben. Mithilfe der Aufbissschiene werden die Beschwerden und das Kieferknacken gebremst.40)

Mit einer Hand setzt sich jemand eine Zahn-Schiene für die obere Zahnreihe ein.

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Die Therapie mit einem Aufbiss-Behelf kann das bewusste Verhalten des Patienten für seine Bewegungen beeinflussen. Wer mit den Zähnen knirscht, reduziert so den Abrieb und die Abnutzung der Zahnsubstanz. Außerdem kann eine Neupositionierung im Gelenk erzielt werden. Der Aufbiss soll die Kiefermuskulatur möglichst gleichmäßig aktivieren, um ein gutes Funktionsmuster herzustellen.41)

Meistens werden solche Aufbissschienen nachts getragen. Diese Tragedauer genügt oft, um die funktionstherapeutischen Effekte zu erzielen. 

Im Internet finden sich viele Angebote für universelle Schienen. Dabei erstellen Kunden eigenständig einen Abdruck, mit dem später die Aufbissschiene gefertigt wird. Dagegen kann in einer Zahnarztpraxis die Anpassung präzise mithilfe eines sogenannten Artikulators vorgenommen werden. Das sind Geräte, welche die Funktion des Kiefergelenks simulieren. Der Einsatz solcher Artikulatoren soll eine passgenaue Verarbeitung und folglich eine bessere Schienentherapie gewährleisten. Expert*innen warnen deshalb vor allzu günstigen Schienen für die Behandlung von CMD. Diese seien völlig ungeeignet und führten oft zu einer Verschlechterung der Krankheit. Dadurch wird die Behandlung am Ende sogar teurer. Du solltest deshalb – wenn überhaupt – nur eine für dich persönlich und in der Zahnarztpraxis angefertigte Schiene verwenden.42)

Grundsätzlich ist CMD mit dem Blick auf die Zähne allein ohnehin nur schwer zu behandeln. Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft betonte bereits 1996: „Funktionelle Störungen erfordern mehr psychologisch-ärztliche Betreuung als medizinisch-technische Behandlung.“43)

Dennoch wollen wir weitere zahnmedizinische Aspekte einer CMD-Therapie beleuchten, damit du umfassend zu diesem Thema informiert bist.

Zahnmedizinische Eingriffe

Zur Korrektur von Zahnfehlstellungen gibt es viele Eingriffe, die eine Verbesserung bei CMD-Beschwerden versprechen. Gleichzeitig gilt ein Zusammenhang zwischen Zahnfehlstellungen (Okklusionsstörungen) und CMD nur als einer von vielen Aspekten.44) Daher solltest du dir wirklich gut überlegen, ob du eine solche Therapiemaßnahme in der Zahnarztpraxis deines Vertrauens vornehmen möchtest.

Um eine CMD zu beseitigen, muss die Ursache behoben werden. Hat dein Arzt beziehungsweise Zahnärztin festgestellt, dass eine Zahnfehlstellung oder ein Fehlbiss dafür mitverantwortlich ist? Dann wird in der Regel zuerst eine Schienentherapie durchgeführt. So können prothetische oder orthodontische Eingriffe vorbereitet werden. Das sind etwa der Einsatz von Kronen und Brücken oder die Bewegung von Zähnen mit Zahnspangen. Andere kieferorthopädische Maßnahmen zählen ebenfalls dazu.

Unsere besten Übungen und Tipps bei CMD

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Der Ratgeber zum Thema CMD mit Titelseite und Blick in das PDF wird gezeigt. Die Titelseite zeigt eine Frau mit lockigem Haar, die mit der rechten Hand ihren Kiefer leicht berührt und zur Seite blickt.

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5. Übungen: Kiefermuskeln entspannen


Kurz & Knapp

  • Im Video unten siehst du unsere Dehnübungen für deinen Kiefer, deren Wirksamkeit wir in einer ersten Studie wissenschaftlich untersucht haben.
  • Eine ausführliche Beschreibung zur Übung mit dem Kieferretter findest du im Text.
  • In unserer Checkliste erfährst du alles, was du als Anfänger*in für die Durchführung der Übungen wissen musst.
  • Weitere wirksame Übungen, Faszien-Rollmassagen sowie eine Light-Osteopressur bekommst du zusätzlich in unserem kostenlosen Ratgeber gegen CMD.
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Zuerst kannst du den Mund mit einer einfachen Übung öffnen und dehnen. Mit unserem neuen Kieferretter lässt sich ein noch größerer Effekt erzielen. Dieses Hilfsmittel erlaubt es dir, die Muskeln und Faszien deines Unterkiefers im Alltag schnell und kinderleicht zu dehnen und Spannungen zu reduzieren. Hast du noch keinen Kieferretter? Dann teste diese Dehnung zunächst mit einem Flaschenkorken. Benutze ihn ganz oder schneide ihn passend für dich zu.

Schau dir jetzt das Video mit Rolands wichtigster Kiefer-Übung an. In 90 % der Fälle können Übungen wie diese deine Kieferschmerzen lindern. Das legt eine Studie nahe, die wir zu den Übungen durchgeführt haben. Wurde zusätzlich zu den Übungen auch der Kieferretter eingesetzt, sind die Verbesserungen bei Kiefer-, Nacken- und Gesichtsschmerzen noch deutlicher:

Zu Beginn solltest du deinen Kieferretter richtig einstellen. Beginne mit der kleinsten Größe und teste langsam deine maximale Mundöffnung. Platziere den Kieferretter zwischen deinen Zähnen, sodass sie mittig auf die Korkflächen treffen.

Beim Einsetzen spürst du einen leichten Dehnungsschmerz. Das ist ok! Mit dieser passiven Dehnung ziehst du die Muskeln und Faszien rund um dein Kiefergelenk richtig schön in die Länge. Dabei solltest du entspannt weiteratmen können und nicht innerlich verkrampfen. Steigt die Intensität während der Übung an und wird unangenehm, wechsle bitte direkt auf eine kleinere Korkgröße.

Dehnung mit Kieferretter

  • Stelle den Kieferretter für deine individuelle Dehnung ein.
  • Öffne den Mund vorsichtig so weit du kannst. Neige den Kopf leicht nach hinten.
  • Nimm den Kieferetter in beide Hände und setze ihn zwischen die Schneidezähne.
  • Dein Unterkiefer ist maximal geöffnet und deine Zähne liegen auf den Korkflächen.
  • Der Kieferretter erzeugt eine passive Dehnung der Muskeln und Faszien.
  • Halte diese Position für 2 Minuten.
  • Kannst du den Mund weiter öffnen? Lässt dein Dehnungsschmerz nach und die Intensität sinkt deutlich? Dann benutze die größeren Korkteile deines Kieferretters für eine noch bessere Dehnung!
Roland Liebscher-Bracht steht links neben einer Patientin, die mit dem Kieferretter im Mund eine Dehnübung ausführt und von Roland angeleitet wird.

Wenn du merkst, dass dir diese Übung gutgetan hat, teste unbedingt auch die Liebscher & Bracht App 30 Tage kostenfrei. Dort findest du noch mehr Übungsvideos für alle Körperbereiche und kannst dir dein persönliches Schmerzfrei-Programm für alle Körperbereiche zusammenstellen. Deinen Kieferretter kannst du ab sofort in unserem Online-Shop bestellen.

Der Kieferretter: Nur 2 Minuten täglich gegen Kieferschmerzen

Zu sehen ist das Kieferretter-Set von Liebscher & Bracht: 2 unterschiedlich hohe Keramikteile mit eingesetzten Aufsätzen, dahinter ein Stoffbeutel zur Aufbewahrung, davor einzelne Korkaufsätze
Eine Frau, deren geöffneter Mund in Großaufnahme zu sehen ist, setzt sich den Kieferretter von Liebscher & Bracht zwischen ihre untere und obere Zahnreihe
Eine Frau, deren geöffneter Mund in Großaufnahme zu sehen ist, hat den Kieferretter von Liebscher & Bracht zwischen ihre untere und obere Zahnreihe eingesetzt

Der Kieferretter: Nur 2 Minuten täglich gegen Kieferschmerzen

Unser Kieferretter ist DAS Hilfsmittel gegen Kieferschmerzen und Zähneknirschen. Mit 18 einstellbaren Stufen findest du leicht die für dich passende Dehnung und kannst dich immer weiter steigern. Schon zwei Minuten täglich reichen aus.

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Checkliste für die Liebscher & Bracht Übungen®

Damit bei unseren Übungen nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Infos in einer Checkliste zusammengefasst. So hast du alle Tipps auf einen Blick und kannst mit einem guten Gefühl üben.

  • Übe immer in der richtigen Intensität und im Zweifelsfall lieber mit etwas geringerer Intensität. Du spürst dabei einen intensiven Schmerz, kannst aber während der Dehnung noch ruhig atmen. Der Dehnungsschmerz ist deutlich, fühlt sich aber nicht brennend, pulsierend oder scharf an.
  • Bewege dich bei den Übungen so, dass du deinen Körper zu jedem Zeitpunkt beobachten und einschätzen kannst. Sei beispielsweise sehr achtsam, wenn du abrutschen oder das Gleichgewicht verlieren könntest. Bewege dich bei Liebscher & Bracht Übungen® grundsätzlich sehr langsam.
  • Verzichte so weit wie möglich auf die Einnahme von Schmerzmitteln. Unsere Liebscher & Bracht Übungen® nutzen deinen Schmerz als Ausgangspunkt und täglichen Vergleichswert. Du solltest ihn daher nicht künstlich unterdrücken, sondern als Orientierung für die korrekte Übungsdurchführung und Dehnungsintensität einsetzen.
  • Führe an 6 Tagen pro Woche die Übung mindestens einmal täglich aus. Für jeden Übungsschritt solltest du 2 bis 2,5 Minuten investieren. Bist du schon geübter, baue nach und nach auch das Gegenspannen und das aktive Dehnen ein. So kannst du die Liebscher & Bracht Übungen® deutlich intensivieren.
  • Benutze professionelle Hilfsmittel für deine Liebscher & Bracht Übungen®. Unsere Hilfsmittel wie Rücken-, Kiefer-, Schulter-, Knie-, Nacken- oder ISG-Ischias-Retter unterstützen Menschen dabei, die Liebscher & Bracht Übungen® noch einfacher durchzuführen und sich damit noch besser selbstständig bei Schmerzen helfen zu können. Andere Hilfsmittel eignen sich zwar auch, erzielen möglicherweise aber nicht den Erfolg, den du dir wünschst.
  • Sollten die Schmerzen aufgrund der Übungen zunehmen, besteht kein Grund zur Panik. Eine Erstverschlimmerung kann eine normale Reaktion deines Körpers sein. Wenn es dir nach den Übungen aber dauerhaft schlechter statt besser geht, pausiere aber bitte für einen oder zwei Tage und steigere dich erneut langsam. Sollten die Übungen über mehrere Wochen hinweg keine Besserung erbringen, suche einen Liebscher & Bracht Therapeuten auf oder hole dir ärztlichen Rat.

Wir wünschen dir viel Erfolg bei den Übungen!

Über diesen Artikel

Roland Liebscher-Bracht

Autor:
Roland Liebscher Bracht
Schmerzspezialist und Spiegel-Bestseller Autor

Mehr über den Autor
Dr. Egbert Ritter, Unfallchirurg und eh. Oberarzt im UKH Salzburg

Medizinische Prüfung:
Dr. med. Egbert Ritter
Facharzt für Unfallchirurgie & Eh. Oberarzt in Salzburg

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Veröffentlicht am: 28.02.2024 | Letzte Aktualisierung: 29.02.2024

Quellen & Studien

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