26.05.2008 | Private Krankenversicherung
Die negativen Folgen der Gesundheitsreform – Beratungsbedarf bei Privatversicherten
Es war nur eine kleine Meldung Ende März: PKV-Unternehmen klagen in Karlsruhe gegen die Gesundheitsreform. Welche Unternehmen es sind, erfährt man nicht. Auch sonst gibt sich die PKV-Branche wortkarg – selbst gegenüber ihren Vertrieben.
Noch erstaunlicher ist, dass die Hauptbetroffenen – die Kunden – von ihren Versicherern alleine gelassen werden bei der Kernfrage, was die Gesundheitsreform denn für sie bedeutet und was sie selbst dagegen unternehmen können. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die Zurückhaltung der Krankenversicherer erfolge mit Rücksicht auf den PKV-Verband, der in sich zerstritten sei. Das aber interessiert den Kunden und seinen Vermittler herzlich wenig: Denn sein Partner ist sein Krankenversicherer – und nicht der Verband. Aus all dem ergibt sich ein spezieller Beratungsbedarf Ihrer Kunden.
Welche Konsequenzen hat die Reform für Vollversicherte?
Auf Vollversicherte kommen in erster Linie Prämienerhöhungen zu, die erheblich über den normalen Prämienanpassungen liegen. Fachleute schätzen das dauerhafte zusätzliche Prämienplus auf 30 Prozent und mehr. Das sind die Ursachen:
- Umlagen Basistarif: Ab dem 1. Januar 2009 müssen alle PKV-Unternehmen den einheitlichen neuen Basistarif anbieten, dessen Höchstbeitrag mehrfach begrenzt ist: Er darf den GKV-Höchstbeitrag nicht übersteigen, und Sozialhilfeempfänger zahlen nur die Hälfte. Soweit der kalkulatorisch notwendige Beitrag höher ist als der gesetzliche Höchstbeitrag, muss die Differenz von allen anderen Vollversicherungstarifen im Wege einer Umlage durch entsprechend höhere Beiträge finanziert werden.
- Übertragung Alterungsrückstellung: Bei einem Wechsel des Versicherers muss künftig die Alterungsrückstellung auf den neuen Versicherer übertragen werden. Weil der neue Versicherer eine Gesundheitsprüfung durchführt, können wie bisher praktisch nur gute Risiken wechseln. Das verschlechtert die Bestandsmischung beim alten Versicherer (negative Risikoselektion), was zu wellenförmigen Prämienerhöhungen führt. Damit wird auch das Neugeschäft in diese Tarife abgewürgt, die damit vergreisen. Die Prämienspirale dreht sich in unbezahlbare Höhen. Zudem kann die Stornowahrscheinlichkeit nicht mehr prämiensenkend einkalkuliert werden.
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