· Digitales Arbeiten
Coronakrise als Digitalisierungsturbo? Mit diesen Tools wollen die Tech-Anbieter jetzt punkten
| Homeoffice, Online-Meetings, E-Learning ‒ die Coronakrise hat auch Unternehmen und Schulen unfreiwillig in die Nutzung digitaler Werkzeuge gedrängt. Einschlägige Branchenriesen unterstützen ihre Nutzer mit Online-Tools und Software-Angeboten (natürlich nicht ganz uneigennützig). Der Blick auf die aktuellen Unternehmens-Veröffentlichungen vermittelt einen Eindruck, welchen Dienstleistungen und Produkte derzeit die größten Potenziale zugeschrieben werden. |
„Geschenke“ von Google, Microsoft & Co.
Zahlreiche Softwareunternehmen haben auf die neuen Bedürfnisse von Nutzern reagiert und die Angebote entsprechend platziert. So bietet z. B. Microsoft seine Produkte kostenlos oder zu günstigen Konditionen an. So wird Micorsoft Teams, eine Software, die zu Teil von des Paktes Office 365 ist und insbesondere Videokonferenzen ermöglicht, Einzelpersonen kostenlos zur Verfügung gestellt. Unternehmen, die nicht für Teams lizenziert sind, bietet Microsoft für einen Zeitraum von sechs Monaten kostenlos eine Variante des Pakets Office 365 und damit Zugang auch zu Microsoft Teams an.
Google hatte Anfang März erklärt, den Unternehmen und Schulen bei der Bewältigung der Coronakrise durch Tools zur einfachen Online-Verbindung und -Kommunikation zu helfen. Bei Google wird in diesem Zusammenhang die Tools G Suite sowie G Suite Education hervorgehoben. Damit können ‒ vorerst bis zum 01.07.2020 kostenlos ‒ u. a. Konferenzen mit bis zu 250 Personen durchgeführt und Videos für bis zu 100.000 Zuschauer gestreamt werden.
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Mit Cisco hat ein weiteres Unternehmen aus Kalifornien sein kostenlose Angebot erweitert. Cisco stellt Firmen für 90 Tage kostenlose Lizenzen des Homeoffice-Tools Webex zur Verfügung. Die Version von Webex wurde zudem verbessert und erlaubt nun Besprechungen für bis zu 100 Teilnehmer und eine zeitlich unbegrenzte Nutzung. Außerdem bietet das Unternehmen Sicherheitstechnologien zum Schutz des Homeoffice an.
Auch der chinesische Internet-Gigant Tencent führt seine cloudbasierte Videokonferenz-Anwendung Tencent Meeting als internationale Version ein und beteiligt sich so am „Kampf gegen die Epidemie“. Tencent Meeting ermöglicht es, kostenlos Online-Konferenzen mit bis zu 300 Teilnehmern gleichzeitig zu veranstalten.
Auch deutsche Startups geben Gas
Nicht nur die großen Technologie-Konzerne aus den USA, auch Startups aus Deutschland bieten Lösungen an. So stellt beispielsweise das Unternehmen Innolytics aus Leipzig eine eigens entwickelte Softwareplattform zur Verfügung, mit der bis zu 50 Nutzer kostenlos online zusammenarbeiten können. Man habe dafür sechs Tage und Nächte durchprogrammiert, erklärte Firmengründer Jens-Uwe Meyer.
Der Münchner Spezialist für Online-Terminplanung Timify stellt allen systemrelevanten Unternehmen und Organisationen ein digitales Terminplanungssystem „für die aktuelle Krise“ kostenfrei zur Verfügung. Andreas Knürr, CEO von Timify, erklärte, dass man beispielsweise der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der LMU in München schon helfe. Mit der Online-Lösung könnten Termine so geplant werden, dass immer ein ausreichender und damit sicherer Abstand zwischen den einzelnen Besuchern gewährleistet ist.
Das Startup Wirecloud aus Köln hat ein Corona-Notfallpaket für Unternehmen zusammengestellt. Geschäftsführer Andreas Damek will diejenigen Unternehmen, die das Paket annehmen, in Bezug auf die Telefonanlage innerhalb von 24 Stunden komplett Homeoffice-fähig machen.
„Corona-Angebote“ auch bei E-Learning und Videospielen
Daneben spielt auch der Bereich E-Learning eine Rolle. So bietet beispielsweise der britische Lerndienstleister Bridge Learning Tech aktuell den Unternehmen, die von der Corona-Epidemie betroffenen sind, Fachwissen und Dienstleistungen kostenlos zur Verfügung. Dazu zählen z. B. die Umwandlung von Unterrichtsmaterialien in digitale Assets oder die Produktion von Animationen und Lernvideos.
Auch Videospiele werden nun kostenlos angeboten. Airconsole aus der Schweiz bietet während der „Covid-19-Selbstisolation“ zwei Wochen lang vollen Zugang zu 150 Spielen, die normalerweise im Rahmen eines monatlichen Abonnements erhältlich sind.
Experte: Corona pusht Digitalisierung ‒ dezentrales Arbeiten wird die Regel
Für den Digitalisierungsexperten Dr. Martin Fornefeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Micus Strategieberatung aus Düsseldorf, pusht die Corona-Pandemie die Digitalisierung und sie zeigt, wo Deutschland wirklich steht: Die Privatwirtschaft sei fast von heute auf morgen auf dezentrales Arbeiten umgestiegen, wo immer es möglich ist. Der öffentliche Sektor hingegen tue sich „sehr, sehr schwer“. Doch alle würden gerade eine steile Lernkurve durchmachen. Dezentrales Arbeiten werde die Regel, so Fornefeld.
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(BK)