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· Mitarbeiterführung

Homeoffice ‒ neue Herausforderungen für Ihre Rolle als Chef

Unternehmen sehen Produktivität im Homeoffice kritisch.
Bild: obs/Randstad Deutschland GmbH & Co. KG

| Mit der Pandemie hat das Homeoffice einen gewaltigen Boom erlebt: Sowohl Chefs als auch Mitarbeiter erledigen ihren Job dort zu erheblichen Anteilen. Damit gestaltet sich auch Führung anders. Letzlich muss jeder Chef sein Rolle neu definieren und finden. Welche Aspekte da eine Rolle spielen, wird nachfolgend beleuchtet. |

 

  • Akzeptanz des Arbeitsmodells bleibt eingeschränkt

Dass Homeoffice die Produktivität beeinträchtigt, glauben fast die Hälfte der deutschen Unternehmen, in denen Homeoffice zumindest theoretisch umsetzbar ist, aus. 45 Prozent erwarten laut der aktuellen Randstad-ifo-Personalleiterbefragung (Q2/2020) einen Leistungsabfall.

 

Zu den Ergebnissen: Unternehmen sehen Produktivität im Homeoffice kritisch

 

Führungsrolle neu justieren: schwer für Kontrollfreaks

Chefs mit einem Hang zu Kontrolle ihrer Mitarbeiter müssen sich umbesinnen. Denn Führung von Mitarbeitern im Homeoffice funktioniert nicht über Kontrolle. Ohne Vertrauen geht es nicht. Aber das macht auch nichts: Solange die Arbeitsergebnisse stimmen, ist alles in Ordnung. Dann muss man sich nicht daran stören, wenn der Mitarbeiter z. B. seine Mittagspause ausgiebig gestaltet, weil er einkaufen geht oder sich ein Schläfchen gönnt. Bedenken Sie: Auf Anwesenheit ausgelegte, starre Zeitkorsetts demotivieren und verhindern die kreative, innovative Leistungserbringung der Mitarbeiter im Homeoffice Modus.

 

Wenn die Arbeitsergebnisse nicht stimmen, dann fällt es eh früher oder später auf. Und dann gilt es, gemeinsam auf die Suche nach den Ursachen zu gehen. Lässt die Situation zu Hause kein ruhiges Arbeiten zu? Können Sie als Arbeitgeber Abhilfe schaffen, etwa durch das Bereitstellen von besserem technischen Equipment (gut abschirmbare Kopfhörer etc.). Oder nutzt der Arbeitnehmer die Situation, kaum kontrolliert werden zu können, aus und geht seiner Arbeit nicht ordentlich oder in zeitlich zu geringem Umfang nach? Dann bedarf es der „richtigen“ Ansprache, vielleicht aber auch arbeitsrechtlicher Schritte wie Abmahnung und ggf. Kündigung.

 

 

Kommunikation nicht vernachlässigen

Auch Führungskräfte nutzen in „normalen Zeiten“, wenn alle an Bord sind, die kurzen Wege für schnelle Absprachen, kurzfristige Meetings und vieles mehr. Das geht aktuell nicht mehr ‒ und entsprechend muss in Zeiten dezentraler Arbeitsplätze neu gedacht und organisiert werden. E-Mails reichen da nicht aus. Sie eignen sich kaum für den Austausch unter mehreren Teammitgliedern. Eine allzu ausgeprägte Cc-Kultur schadet da nur! In einer vertrauensvollen, produktiven Arbeitsumgebung sind nur die Personen in den Mailverkehr eingebunden, die tatsächlich für die Aufgabe notwendig sind!

 

Um einen gut funktionierenden Austausch zwischen Teammitgliedern sicherzustellen, bedarf es natürlich einer entsprechenden technischen Ausstattung in der häuslichen Umgebung der Mitarbeiter. So sind wenigstens Online-Video-Konferenzen möglich ‒ und das Team bekommt sich immerhin zu sehen, also auch Mimik und Gestik der anderen und damit persönliche Informationen. Das ist wichtig für den Erhalt von Vertrauen und Beziehungen.

 

Auf dem Markt gibt es inzwischen etliche, gut bedienbare und preiswerte Tools (Zoom, Teams, Skype, WhatsApp etc.), die eine Zusammenarbeit in Teams ermöglicht. Das spart Zeit sowie unnötige Datenkopien und sichert die Informationsweitergabe an alle mit wenigen Klicks, weil hier Themen und Austausch an einer gemeinsamen Stelle abgebildet werden können.

 

TIPP | Als Chef sollten Sie die persönliche Kommunikation im Team fördern. Animieren Sie Ihre Mitarbeiter, selbst mal zum Hörer zu greifen oder eine kleine, ggf. Zweier-Videokonferenz einzuberufen. Das fördert das persönliche Miteinander und hilft gleichzeitig, zu guten Arbeitsergebnissen zu kommen. Und bedenken Sie: Es liegt an Ihnen, das zu vermitteln und vorzuleben.

 

Um Struktur in die Nutzung der Kommunikationsmedien zu bekommen, können Sie aber auch einen Rahmen entwickeln, in welchen Situationen welches Medium eingesetzt werden soll, z. B:

 

  • Telefon ‒ in dringenden, ggf. komplexen Angelegenheiten, die einen persönlichen Austausch erfordern
  • E-Mail ‒ in anderen Fällen
  • Video-(Konferenz)-Tool ‒ nur für Besprechungen
  • Chat ‒ für die informelle Kommunikation
 

Natürlich sollten die Mitarbeiter die Freiheit haben, von dem Rahmen abzuweichen und das von ihnen in dem Moment präferierte Kommunikationsmittel wählen. Hauptsache, es wird kommuniziert. Besprechungszeit ist keineswegs verlorene Arbeitszeit. Vielmehr ist sie wichtig, um gemeinsam Ideen weiterzuentwickeln oder sich einfach auszutauschen und in Kontakt zu bleiben. Das fördert den Teamgeist und hilft, gemeinsame Unternehmensziele zu erreichen. Beziehungen müssen gepflegt werden. Das gilt auch für Beziehungen von Kollegen auf Distanz.

Offenes Ohr für die Mitarbeiter haben ‒ auch in der Distanz

Die Distanz erschwert es, für die Mitarbeiter ein offenes Ohr zu haben. Auch hier gilt: Motivieren Sie die Mitarbeiter, die Kommunikationsmedien auch zu nutzen und mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, wenn sie ein Anliegen oder ein Beschwerde haben. Und seien Sie bei Wünschen ‒ etwa zur Ausstattung des Homeoffice ‒ nicht zu restriktiv, wenn sie nicht überzogen sind. Bei grundsätzlichen Sachverhalten machen Sie einen Termin aus und klären Sie das dann. Erkennt der Mitarbeiter Ihr Bemühen, ihn unterstützen zu wollen, wird er in der Regel kooperativ sein. Das erleichtert ungemein, eine von beiden getragene Lösung zu finden.

Feierabend nicht vergessen!

Das Homeoffice bringt es mit sich, dass die Arbeitszeiten flexibler werden. Das kann helfen, dass die Mitarbeiter vor allem in ihren besonders produktiven Phasen zu arbeiten. Es fördert jedoch auch das Gefühl, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen. Dies können Sie als Chef vermeiden, indem Sie feste (nicht zu großzügig bemessene) Zeiträume vereinbaren, in denen Mitarbeiter telefonisch oder per Mail erreichbar sein sollen. Das hilft ihm, guten Gewissens seinen Feierabend zu genießen.

 

FAZIT | Beim Führen von räumlich verteilten Teams ist die größte Herausforderung, Vertrauen zu haben bzw. aufzubauen. Gerade der Mangel an persönlichen Kontakten und die auf sachlichen Informationsaustausch gerichtete Kommunikation erschweren die Vertrauensbildung und können auf Dauer zulasten der Teamidentität gehen. Doch mit offenen Ohren, nötigen Freiräumen und technischen Hilfsmitteln ist Homeoffice effektiv und effizient ‒ was so manchen Chef schon positiv überrascht hat.

 

 

 

 

(Ke)

 

Quelle

Quelle: ID 47385736