15.08.2007 | Fallbericht
Gynäkomastie durch Lavendel- und Teebaumöl in Seifen und Shampoos
Wenn Jungen vor der Pubertät eine Gynäkomastie entwickeln und die Serumspiegel der Sexualhormone im Normbereich liegen, kann es sich lohnen, nach der Anwendung von Externa zu fragen. US-Wissenschaftler haben so Hinweise darauf gefunden, dass Lavendel- und Teebaumöl bei wiederholter äußerlicher Anwendung das hormonelle Gleichgewicht möglicherweise derart stören können, dass es zumindest bei Jungen vor der Pubertät zu einer Proliferation des Brustdrüsengewebes kommen kann.
Öle in Seifen, Hautlotionen und Shampoos
Dr. Clifford Bloch von der Universität von Colorado in Denver hatte bei drei Jungen im Alter von vier, sieben und zehn Jahren, die – angesichts unauffälliger Serum-Geschlechtshormone – eine als idiopathisch anzusehende Gynäkomastie hatten, in Erfahrung gebracht, dass alle drei regelmäßig Teebaum- oder Lavendelöl benutzten. Der Forscher beobachtete, dass die Gynäkomastie bei Verzicht auf die Öle, die in Form von Seifen, Hautlotionen, Shampoos oder Styling-Produkten angewendet wurden, nach einigen Monaten verschwand.
Aufgrund dieser Beobachtung nahmen Kollegen aus der Forschung im Labor verschiedene Experimente mit reinem Lavendel- und Teebaumöl an menschlichen Zellen vor. Dabei bestätigte sich Blochs Vermutung: Es stellte sich heraus, dass diese Öle im Zellversuch die Wirkung von Östrogenen nachahmen und die von Androgenen hemmen können.
Anders als bei pubertierenden Jugendlichen und Männern ist eine Gynäkomastie bei Jungen vor der Pubertät selten. Der Befund sollte den behandelnden Arzt veranlassen, die Spiegel der Geschlechtshormone serologisch zu bestimmen. Eventuell kann eine endogene Östrogenquelle ausfindig gemacht werden. Oft gelingt dies aber nicht. Dann sollten auch Umweltfaktoren in Betracht gezogen werden. So haben Forscher aus den USA jetzt bei drei jungen Patienten äußerlich angewandtes Teebaum- und Lavendelöl als wahrscheinlichen Auslöser einer Gynäkomastie entlarvt. |
Quelle
- Bloch C.A. et al.: Prepubertal Gynecomastia Linked to Lavender and Tea Tree Oils. NEJM 2007, 356: 479-485.
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