26.04.2010 | Lyme-Borreliose
Konsequente Antibiose und NSAR sind das Erfolgsrezept in Spätstadien
Borreliose-Infektionen durch Zeckenstiche werden im Frühjahr wieder relevant. Vor allem systemische und späte Borreliosestadien sind oft hartnäckig und bedürfen intravenös verabreichter Antibiotika und manchmal auch NSAR, wie Rheumatologen und Immunologen aus Berlin und Würzburg in einer Übersichtsarbeit berichten.
Die Vermeidung von Stichen sowie die rasche Entfernung der eingebohrten Tiere möglichst binnen sechs Stunden sind nach wie vor die wirksamste Prophylaxe. Die Einnahme einer Doxycyclin-Einzeldosis nach einem Zeckenstich, in den USA als effiziente Prophylaxemaßnahme beschrieben, wird in Europa bislang nicht empfohlen. In Frühstadien einer Infektion mit grippeähnlichen Symptomen oder einem Erythema migrans - das allerdings bei bis zu 50 Prozent der Infizierten fehlen kann - reicht meist eine orale Antibiose mit Doxycyclin (bei Kindern erst nach dem achten Lebensjahr), Amoxicillin oder Cefuroximaxetil über 14 Tage. Binnen weniger Tage verschwinden in der Regel das ringförmige Erythem an der Stichstelle sowie die unspezifischen Allgemeinsymptome ohne Spätfolgen.
Eine Neuroborreliose mit kranialer Neuritis, Meningitis oder Radiculitis tritt bei etwa 15 Prozent der Patienten Wochen bis Monate nach der Infektion auf. Auch hier ist die parenterale Gabe von Penicillin, Ceftriaxon oder Cefotaxim über 14 Tage oder die orale Einnahme von Doxycyclin über den doppelten Zeitraum gut wirksam. Bei Spätstadien der Borreliose wie Lyme-Arthritis sind Antikörper-Titer gegen Borrelia burgdorferi nachweisbar. Unbehandelt verlaufen sie episodisch oder kontinuierlich und entwickeln sich teilweise zu Keratitis oder chronischer Enzephalopathie weiter. Mit einer Spontanheilung ist meist erst nach mehreren Jahren zu rechnen. Auch hier sollten Antibiotika wie Cefotaxim oder Ceftriaxon über 14 bis 28 Tage parenteral verabreicht werden, möglichst kombiniert mit NSAR, was die Linderung von Entzündungs- und Arthritissymptomen deutlich beschleunigt. Intraartikuläre Steroide oder rheumatologische Basismedikamente können den rund ein Viertel der Patienten helfen, bei denen die Arthritis trotz zweier kompletter Behandlungszyklen persistiert. Seltenere Spätfolgen der Borreliose wie Polyneuropathie, Enzephalopathie oder chronische atrophierende Acrodermatitis bedürfen einer mindestens vierwöchigen Antibiotikatherapie.
Quelle
- Girschik HJ et al.: Treatment of Lyme boreliosis. Arthritis Research and Therapy 2009; 11: 258