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  • 27.04.2009 | Prostatakrebsvorsorge

    Nutzen des PSA-Screenings bleibt umstritten

    Zwei Langzeitstudien sollen den Stellenwert von PSA (Prostata-spezifisches Antigen)-Tests zur Senkung der Prostatakrebssterblichkeit klären. Nun liegen die lange erwarteten ersten Ergebnisse vor und es herrscht weiterhin Unklarheit. In einer US-Studie hatte das regelmäßige Screening keinen Einfluss auf die Mortalität, in einer europäischen Studie wurde in der Screening-Gruppe immerhin eine 20-prozentige Reduktion der Prostatakrebssterblichkeit festgestellt - dies allerdings zulasten vieler unnötiger Prostatabiopsien und Therapien. 

     

    An der US-Studie nahmen fast 80.000 Männer teil. Die Hälfte nahm an einem Screening teil mit jährlichen PSA-Wert-Messungen und digital-rektalen Untersuchungen (DRE), die übrige Hälfte wurde nach „usual care“ betreut. Zwar wurden in der Screening-Gruppe im Verlauf von elf Jahren 22 Prozent mehr Prostatakarzinome diagnostiziert, aber die Mortalitätsraten unterschieden sich nicht. An der europäischen Studie in sieben Ländern nahmen 182.000 Männer teil, von denen die Hälfte alle vier Jahre ein PSA-Screening machte. Im Verlauf von im Median neun Jahren wurden in der Screening-Gruppe deutlich mehr Prostatakarzinome diagnostiziert (8,2 vs. 4,8 Prozent). Es starben in der PSA-Gruppe pro 10.000 Männer sieben weniger an einem Prostatakarzinom - rechnerisch eine Senkung des relativen Mortalitätsrisikos um 20 Prozent, aber mit hohem Aufwand: Um einen Todesfall durch Prostatakrebs zu verhindern, mussten 1.410 Männer an einem Screening teilnehmen und 48 Männer zusätzlich eine Therapie erhalten. 

     

    Praxistipp

    Ob regelmäßige PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs eingesetzt werden, sollte individuell entschieden werden, schreibt Michael Barry aus Boston in einem Kommentar zu den neuen Studien. Der Einfluss serieller PSA-Wert-Messungen auf die Prostatakrebs-Mortalität sei bestenfalls gering und gehe auf Kosten einer Überdiagnose und Übertherapie. Bei den 73.000 Testpersonen der europäischen PSA-Gruppe wurden immerhin 17.000 Stanzbiopsien vorgenommen. 

    Quelle

    • Andriole GL et al.: Mortality Results from a Randomized Prostate-Cancer Screening Trial. NEJM 360: 1310-1319
    • Schröder F et al.: Screening and Prostate-Cancer Mortality in a Randomized European Study. NEJM 2009; 360: 1320-1328
    Quelle: Ausgabe 05 / 2009 | Seite 2 | ID 126284