27.09.2010 | Reaktive Arthritis
Lösen nur bestimmte Chlamydienstämme Spondylarthritiden aus?
Infektionen mit Chlamydia pneumoniae und mit Chlamydia trachomatis (dem Erreger urogenitaler Infektionen und des in tropischen Ländern häufigen Trachoms am Auge), können bekanntlich reaktive Arthritiden auslösen. Vermutlich sind sie auch für einen Teil der undifferenzierten Arthritiden verantwortlich. Denn nicht selten lassen sich die Erreger mittels Polymerasekettenreaktion auch im Synovialgewebe von Patienten mit undifferenzierter Spondylarthritis (SpA) nachweisen. Die hier nur intrazellulär vorkommenden Erreger gelangen über den Blutweg in die Gelenke. Ihren normalen Lebenszyklus durchlaufen die Erreger jetzt nicht mehr. Gleichwohl sind sie metabolisch aktiv und in der Lage, heftige Entzündungsreaktionen auszulösen.
Nur wenige Infizierte entwickeln eine Arthritis
Infektionen mit Chlamydia pneumoniae sind weit verbreitet und Infektionen mit Chlamydia trachomatis in den westlichen Industrieländern die häufigste Ursache für sexuell übertragene Krankheiten. Aber nur ein geringer Prozentsatz von Patienten mit urogenitalen Chlamydieninfektionen entwickelt eine akute und von diesen wiederum nur die Hälfte eine chronische Arthritis. Ein mögliche Erklärung dafür ist jetzt in einer molekularen Studie gefunden worden: Bei Chlamydien-assoziierter Arthritis werden im Gelenk nicht die üblicherweise für urogenitale Infektionen verantwortlichen Stämme nachgewiesen, nämlich die Serovare D-K und Biovar Lymphogranuloma venereum, sondern ausschließlich die Erreger okulärer Infektionen: die Serovare A, B, Ba und C. Demnach könnte es sich diagnostisch lohnen, bei urogenitalen Chlamydieninfekten gezielt nach Mischinfektionen mit okulären Erregerstämmen zu suchen.
Die antibiotische Behandlung der Chlamydien-assoziierten Arthritis ist unwirksam. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass die übliche antibiotische Behandlung des Primärinfektes eine persistierende Infektion begünstigen kann. Erste erfolgversprechende Therapieerfolge wurden jetzt allerdings mit einer Kombinationstherapie erzielt. Diese setzt sich zusammen aus Azithromycin oder Doxyzyklin - beide Antibiotika stören die Proteinbiosynthese des Bakteriums - und Rifampicin, das die RNA-Synthetase hemmt.
Quelle
- Gérard HC et al.: The Pathogenic Role of Chlamydia in Spondyloarthritis. Curr Opin Rheumatol 2010; 22(4): 363-367