27.09.2010 | Renale Anämie
Bestätigt: Bei Erythropoetin-Therapie ist hoher Hämoglobin-Zielwert riskant
Eine Behandlung mit Medikamenten, die die Erythropoese fördern (erythropoeisis-stimulating agents, ESAs), kann möglicherweise die Sterblichkeit der Patienten erhöhen; vor allem, wenn höhere Hämoglobinwerte angestrebt werden. Hinweise dafür gibt es bereits aus verschiedenen Studien und Meta-Analysen. Da inzwischen neue Studien hinzugekommen sind, haben internationale Wissenschaftler die vorhandenen Daten erneut ausgewertet.
In die Meta-Analyse eingeschlossen wurden 27 Studien mit insgesamt über 10.000 Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Die als „niedrig“ deklarierten Zielwerte für Hämoglobin (Hb) lagen im Mittel bei etwa 10 g/dl, die „hohen“ bei 13 g/dl. In den einzelnen Studien wurde eine Behandlung mit Erythropoetin-alpha, -beta oder Darbepoetin mit Placebo, keiner Behandlung oder verschiedenen ESA-Dosierungen verglichen.
Wurden höhere Hb-Werte angestrebt, erhöhte sich das Risiko für Schlaganfälle im Vergleich zu niedrigen Hb-Zielwerten um 50 Prozent, für Bluthochdruck um nahezu 70 Prozent und für Shuntthrombosen um etwa 30 Prozent. Das Stadium der chronischen Niereninsuffizienz spielte dabei keine Rolle. Für die Gesamt-Sterblichkeit, schwere kardiovaskuläre Ereignisse oder terminales Nierenversagen ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Das Anstreben höherer Zielwerte hatte zudem keinen klinisch relevanten Nutzen. Zwar wurden seltener Transfusionen nötig, dafür erhielten die Patienten häufiger Eisen-Infusionen. Eine Verbesserung der Lebensqualität durch eine ESA-Therapie konnte in mehreren Studien nicht belegt werden; die aktuelle Analyse lässt hierüber keine Schlüsse zu. Abzuwägen sind auch die hohen Kosten einer ESA-Therapie und das inzwischen relativ niedrige Risiko transfusionsbedingter Infektionen.
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