02.12.2008 | Schlaganfall

Lyse nutzt auch noch viereinhalb Stunden nach Insult

Eine Thrombolyse mit Alteplase ist der wirksamste Weg, um die Prognose von Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall zu bessern. Die breite Anwendung dieser Therapiestrategie wird jedoch durch das schmale Zeitfenster von bisher maximal drei Stunden nach Beginn der Symptomatik eingeschränkt. Daten von zwei aktuellen Studien machen deutlich, dass die Lyse auch dann noch zu besseren klinischen Ergebnissen führt, wenn sie erst 4,5 Stunden nach Symptombeginn erfolgt. 

In der ECASS-III-Studie erhielten 418 Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall innerhalb von drei bis 4,5 Stunden nach Symptombeginn intravenös Alteplase (0,9 mg pro Kilogramm Körpergewicht) und 403 Patienten Placebo. Im Median wurde mit der Applikation von Alteplase nach drei Stunden und 59 Minuten begonnen. 52,4 Prozent der Patienten der Alteplase-Gruppe hatten einen guten Behandlungserfolg und 90 Tage nach Insult keine oder nur geringfügige Behinderungen. In der Placebogruppe war dies nur bei 45,2 Prozent der Patienten der Fall (p = 0,04). Todesfälle waren in beiden Gruppen mit acht Prozent nach drei Monaten gleich häufig, obwohl Patienten der Lyse-Gruppe häufiger symptomatische intrakranielle Blutungen hatten (2,4 vs. 0,2 Prozent, p = 0,008).  

Dass eine Lyse bis 4,5 Stunden nach Symptombeginn ähnlich wirksam und sicher ist wie eine frühere Lyse, haben schwedische Forscher in einer Studie bestätigt, in der 11.865 Patienten innerhalb von drei und 664 nach drei bis 4,5 Stunden therapiert wurden. Zwischen beiden Gruppen gab es keine Unterschiede. 

Hintergrund

Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine Behinderung. Bei Erweiterung des Zeitfensters für eine Lyse könnten in Zukunft mehr Patienten als bisher von dieser Therapie profitieren. Allerdings sollte keine Zeit unnötig verstreichen. Je früher die Lyse erfolgt, desto besser. 

Quelle