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  • 27.05.2008 | Sexualstörungen

    Die meisten Therapien gegen Sexualstörungen erfolgen off-label

    Abgesehen von erektiler Dysfunktion und Hypogonadismus bei Männern werden die meisten Sexualstörungen off-label therapiert. Das gilt zum Beispiel für vorzeitige Ejakulation, für die Peyronie-Krankheit (PD) und für Libidostörungen bei Frauen (HSDD = hypoactive sexual desire disorder) vor der Menopause. Der Urologe Dr. Bernard Fallon von der Universität Iowa hat die Studiendaten zu den eingesetzten Medikamenten unter die Lupe genommen. 

     

    Gegen vorzeitige Ejakulation werden vor allem selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Paroxetin, Clomipramin, Sertralin oder Fluoxetin eingesetzt. Zwar sind diese Substanzen dafür nicht zugelassen, aber ihr Einsatz ist aufgrund der Studienlage dennoch gerechtfertigt, schreibt Fallon. So wurde in einer Meta-Analyse von acht Studien durch Paroxetin zum Beispiel die Zeit bis zur Ejakulation fast achtfach verlängert im Vergleich zu nur 1,4-fach unter Placebo. Mit dem Einsetzen der Wirksamkeit der Antidepressiva bei täglicher Anwendung ist innerhalb von ein bis zwei Wochen zu rechnen und die Behandlung kann bei guter Verträglichkeit langfristig fortgesetzt werden. Die Ergebnisse bei Einsetzen von SSRI nach Bedarf ein bis zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr sind nicht so gut wie bei täglicher Anwendung. Die Datenlage zum Einsatz von Lokalanästhetika in Form von Gels, Cremes oder Sprays, die häufig eingesetzt werden, ist schlecht. Meist sind die Patientenzahlen klein und die Ansprechraten auf Placebo groß. 

     

    Für die bei PD eingesetzten Therapien gibt es keine Evidenz-basierte Rechtfertigung, da randomisierte kontrollierte Studien fehlen. Dies gilt etwa für orales Vitamin E und Aminobenzoat, die häufig eingesetzt werden, aber kaum Wirkung zeigen, für topisches Verapamil wie auch für Injektionstherapien mit Verapamil, Kortikosteroiden, Interferonen oder Kollagenasen. Ob Frauen mit HSDD und niedrigen Testosteronspiegeln von einer transdermalen Androgentherapie profitieren, ist noch unklar. Eine aktuelle australische Studie bei 261 Frauen zwischen 35 und 46 Jahren, die über 16 Wochen drei Dosen eines Testosteron-Sprays einsetzten, konnte nicht überzeugen. 

     

    Quelle