· Fachbeitrag · Menopause
Schützen weibliche Hormone doch nicht vor KHK?
Frauen bekommen im Schnitt acht bis zehn Jahre später einen Herzinfarkt als Männer. Lange Zeit sind die Forscher davon ausgegangen, dass dieser Geschlechterunterschied durch die Schutzwirkung weiblicher Hormone zu erklären sei; denn nach der Menopause holen Frauen bei der Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse auf. Durch Todesstatistiken aus England, Wales und den USA zu den Geburtsjahrgängen von 1916 bis 1946 wird diese Sichtweise jetzt infrage gestellt. Danach nimmt sowohl bei Männern als auch bei Frauen das KHK-Risiko mit dem Alter stetig zu, bei Frauen um rund 8% pro Lebensjahr. Dieser gleichmäßige Anstieg der KHK-Mortalität veränderte sich nicht nach Eintritt der Menopause, während sich die altersbedingte Zunahme der Brustkrebs-Sterblichkeit dann abschwächte. Für den Geschlechterunterschied bei der KHK-Sterblichkeit haben die US-Autoren der Johns Hopkins School in Baltimore eine neue Erklärung. Bei Männern unter 45 Jahren wurde mit dem Alter eine deutliche Zunahme der KHK-Mortalität beobachtet, um etwa 30% pro Jahr. Ab dem 45. Lebensjahr verlangsamte sich allerdings die Zunahme der KHK-Mortalität deutlich und betrug nur noch rund 5% pro Jahr. Dies könnte der Grund sein, dass bei der Gesamt-KHK-Sterblichkeit die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht mehr groß sind.
Quelle
- Vaidya D et al.: Ageing, menopause, and ischaemic heart disease mortality in England, Wales, and the United States. BMJ 2011; 343:d5170
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