· Fachbeitrag · Geriatrie
Oft Fehler in der Pharmakotherapie bei Senioren
Eine belgische Studie bei 500 Hochbetagten im Alter von 80-102 Jahren, die noch selbständig lebten, verdeutlicht die große Herausforderung einer adäquaten Pharmakotherapie in dieser Altersgruppe. Im Mittel wurden die Studienteilnehmer mit fünf verschiedenen Medikamenten behandelt. Die Polypharmazie (58 % der Senioren nahmen fünf und mehr Medikamente ein) erwies sich allerdings in der Studie gar nicht als großes Problem mit ungünstigen Auswirkungen auf die Prognose. Einen negativen Einfluss hatte insbesondere eine Unterversorgung mit Medikamenten, die bei zwei Drittel der Studienteilnehmer bestand. Mit jedem Medikament, das nicht eingenommen wurde, obwohl es indiziert gewesen wäre (z. B. Statine, Plättchenhemmer, ACE-Hemmer), stieg die Mortalität um 39 % und die Hospitalisierungsrate um 26 %. Bei 56 % der Patienten wurde eine Fehlversorgung dokumentiert, häufig parallel zur Unterversorgung (z. B. NSAR in Kombination mit Antikoagulanzien, langfristig Benzodiazepine). Die Auswirkungen auf die Prognose waren hier überraschenderweise weniger eindeutig als bei der Unterversorgung.
Quelle
- Wauters M et al.: Too many, too few, or too unsafe? Impact of inappropriate prescribing on mortality, and hospitalization in a cohort of community-dwelling oldest old. Br J Clin Pharmacol 2016, published online July 18
Abstract