· Fachbeitrag · Schmerztherapie
„Treuehormon“ Oxytocin steigert Placebo-Effekt
Placebo-Effekte sind nicht selten so stark ausgeprägt, insbesondere bei neurologischen Indikationen, dass inzwischen mehr und mehr darüber nachgedacht wird, diese Effekte in der klinischen Praxis gezielt zu nutzen. Neue Daten verdeutlichen, dass der Placeboeffekt auch von der Applikationsform abhängig ist (Scheinakupunktur wirkte bei Migräne-Patienten stärker als orales Placebo) und sich hormonell steigern lässt: durch intranasale Applikation des „Treuehormons“ Oxytocin. Deutsche Forscher haben die Wirksamkeit des Botenstoffs als Placeboverstärker in einer Studie bei insgesamt 75 gesunden männlichen Freiwilligen im Alter von 20 bis 38 Jahren belegt. Alle Probanden erhielten einen Hitzereiz am Unterarm, der nach Anwendung einer angeblich schmerzlindernden Placebosalbe als geringer bewertet wurde als nach Anwendung einer unwirksamen Kontrollsalbe. Dieser Placebo-Effekt wurde durch intranasales Oxytocin (im Vergleich zu einer Salzlösung) noch einmal gesteigert: Die Schmerzen verringerten sich um weitere 12 Punkte auf der VAS (Skala von 0-100) im Vergleich zu nur 7 Punkten nach Anwendung der Salzlösung. „Möglicherweise hat Oxytocin die Glaubwürdigkeit des Arztes verstärkt“, meint Autorin Ulrike Bingel aus Essen, oder die Wirkung sei auf stress- und angstlösende Eigenschaften des Hormons zurückzuführen.
Quellen
- Kessner S et al.: Effect of Oxytocin on Placebo Analgesia. A Randomized Study. JAMA 2013; 310(16):1733-1735
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