09.08.2011 · Fachbeitrag · Der praktische Fall

Sind Ertragszuschüsse ein probates Mittel zur Gewinnverlagerung?

| Hat ein Mandant mehrere Unternehmen, ist insbesondere die Situation zu vermeiden, dass in einer Gesellschaft Gewinne zu versteuern sind, während die Verluste in einer anderen Gesellschaft nicht geltend gemacht werden können. Ansatzpunkte, um die Verlustnutzung zu optimieren, gibt es einige. Zu denken ist beispielsweise an eine ertragsteuerliche Organschaft oder eine Verschmelzung. Weniger im Fokus steht indes die Gewinnverlagerung durch einen Ertragszuschuss. Ob diese Variante allerdings ein adäquates Gestaltungsmittel ist, wird nachfolgend näher betrachtet. |

1. Sachverhalt

Max Meise ist alleiniger Eigentümer der Meise Autowerkstatt GmbH und der Meise Kfz-Vertriebsgesellschaft mbH. Die Betriebsgebäude der beiden Gesellschaften liegen unmittelbar nebeneinander und befinden sich im Eigentum der jeweiligen Gesellschaft. Seit geraumer Zeit erzielt die Autowerkstatt GmbH Verluste, die Kfz-Vertriebsgesellschaft mbH hingegen erwirtschaftet stattliche Gewinne. Dies hat zur Konsequenz, dass die Verluste aus der Autowerkstatt GmbH zwar zu einer Erhöhung der Verlustvorträge führen, Max Meise jedoch für die Kfz-Vertriebsgesellschaft mbH hohe Steuerzahlungen leisten muss.

Mitte Juli 2011 findet eine Vorbesprechung für den Jahresabschluss 2011 statt, wobei insbesondere über das Thema der Verlustnutzung diskutiert wird. Nachdem Meise die klassischen Methoden zum Ergebnispooling, wie beispielsweise eine Verschmelzung oder eine ertragsteuerliche Organschaft, aus verschiedenen Gründen (u.a. Haftungsaspekte) abgelehnt hat, berichtet er, dass die Kfz-Vertriebsgesellschaft mbH von der nebenan gelegenen Autowerkstatt GmbH unmittelbar profitiert. Dies ergibt sich aus den Kundenbefragungen, die die Mitarbeiter in der Kfz-Vertriebsgesellschaft mbH seit Beginn des Jahres durchführen müssen. Die Ergebnisse hat Meise in einer Excel-Tabelle zusammengeführt. Hieraus geht hervor, dass von den im ersten Halbjahr 2011 erzielten Umsatzerlösen von 3 Mio. EUR rund 60 % durch die Vermittlung der Autowerkstatt GmbH zustande gekommen sind.