01.08.2006 | Kommunikationspsychologie
Sympathie oder Antipathie – So nehmen Sie Ihre Patienten positiv wahr
Sympathie und Antipathie sind Formen kommunikativer Wahrnehmungen, bei denen subjektive Emotionen positive oder negative Assoziationen auslösen. „Praxisführung professionell“ widmet sich in zwei Beiträgen der gezielten Steuerung solcher Kommunikationsebenen – in diesem Beitrag mit dem Fokus auf die Ihre Wahrnehmung von unsympathischen Patienten und in Ausgabe 09/2006 mit Blick auf die Wahrnehmung Ihrer Praxis aus Sicht der Patienten.
Sympathie ist positiv besetzt: Wenn Sie Ihren Patienten sympathisch sind, werden diese auch zufriedener sein, als andere. Zufriedene Patienten sind zudem eher bereit, beispielsweise zusätzlich angebotene Leistungen oder Produkte anzunehmen. Zudem können Sie durch die nachfolgend vermittelten Techniken die Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erhöhen.
Umgang mit unsympathisch empfundenen Patienten
In der Physiotherapiepraxis spielt der Umgang mit unsympathischen Patienten eine wichtige Rolle. Es ist durchaus normal, dass Ihnen oder Ihren Mitarbeitern bestimmte Patienten unsympathisch sind, weil sich die Kommunikationspartner auf unterschiedlichen Wellenlängen befinden. Das führt dazu, dass dem Mitarbeiter die Behandlung dieses Patienten kaum Freude bereitet. Es kann sogar vorkommen, dass der Mitarbeiter nicht sein ganzes Können bei der Behandlung abruft.
Sympathie versus Antipathie
Drei besonders wichtige Phänomene der menschlichen Wahrnehmung sind
1. Der Erste Eindruck
Der Erste Eindruck sorgt dafür, dass innerhalb weniger Millisekunden aus Bruchstücken der Wahrnehmung ein Gesamtbild des Gegenübers konstruiert wird. Dabei werden die entdeckten Eigenschaften mit anderen verknüpft, zum Beispiel gehen viele Menschen davon aus, dass höfliche Menschen eher als unhöfliche Menschen helfen. Untersuchungen können das jedoch nicht zweifelsfrei bestätigen.
Beim Ersten Eindruck besteht die Gefahr, dass unbewusst ein Bild entsteht, das nicht den Tatsachen entspricht.
2. Der Halo-Effekt
Der so genannte „Halo-Effekt“ sorgt dafür, dass einmal positiv (oder negativ) wahrgenommene Eigenschaften auf andere Eigenschaften abfärben und diese auch wahrgenommen werden, obwohl sie objektiv nicht zu sehen sind. Dies wird besonders deutlich bei gut aussehenden Menschen: Sie werden im Verkauf mehr Vertrauen von Kunden erhalten, vor Gericht milder beurteilt, erhalten für gleiche Leistungen bessere Noten und in Vorstellungsgesprächen werden ihnen kaum skeptische Fragen gestellt. Im Sinne des Halo-Effektes werden sie sehr häufig als vertrauenswürdiger, sozialer, klüger, leistungsorientierter und gewissenhafter wahrgenommen – ohne dass in der Situation Anzeichen für diese Eigenschaften deutlich werden.
3. Die Übertragung
Das Gedächtnis kann neue Informationen am besten aufnehmen, wenn sie an vorhandene Verknüpfungen angedockt werden können. Genau dies tut das Phänomen „Übertragung“: Erlebnisse und Erfahrungen mit anderen Menschen werden aus der Vergangenheit oder aus der eigenen Person heraus aufgerufen und mit dem aktuell wahrgenommenen Menschen verknüpft. Wenn Sie in der Stadt einem unbekannten Menschen begegnen, der Sie „an irgendjemand“ erinnert, so sind damit fast immer positive oder negative Gefühle verbunden. Diese verknüpft man dann automatisch mit der im Augenblick wahrgenommenen Person und findet sie bei positiven Erinnerungen eher anziehend und bei negativen Erinnerungen eher abstoßend. Doch was kann die Person dafür, dass Sie durch sie an eine andere Person erinnert werden, mit der Sie schlechte Erfahrungen gemacht haben?
Dieses Wissen bietet eine wertvolle Chance: Weil wir Menschen subjektiv wahrnehmen und nichts in Stein gemeißelt ist, lässt sich das Bild unsympathischer Menschen relativ leicht umwandeln. Voraussetzungen sind neben etwas Übung vor allem Ihre persönliche Bereitschaft, unsympathische Menschen sympathisch erscheinen zu lassen.
Anwendung am Beispiel unsympathischer Patienten
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Anwendung am Beispiel unsympathischer Patienten (Fortsetzung)
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Praxistipp
Probieren Sie diese Techniken aus: im Alltag mit Einzelpersonen, in Miniworkshops mit beispielhaften unsympathischen Patientengruppen (Beispiel-Motto: „Wie gehen wir mit arroganten Patienten um, damit uns diese weiterempfehlen?“). Sie werden erkennen, dass es ganz leicht ist, seine Vorstellungen von anderen Menschen zu verändern.
Handeln Sie ruhig aus einem gewissen Eigennutz heraus, weil Sie sich durch Ihre Einstellungsänderung Ihren Alltag noch schöner werden lassen: Sie haben es mit weniger unsympathischen Patienten zu tun!
Selbstverständlich bieten sich diese Techniken auch an, wenn Sie Antipathien gegenüber einem Kollegen empfinden oder wenn zwei Ihrer Mitarbeiter sich nicht sympathisch sind. Nutzen Sie in diesem Fall das erworbene Wissen, um Ihre und die Leistungsfähigkeit Ihres Teams nicht durch unnötige emotionale Vorbehalte zu bremsen.
Ausblick
Im zweiten Beitragsteil in der Septemberausgabe lesen Sie, wie Sie Ihre eigene sympathische Ausstrahlung auf andere erhöhen können.