07.10.2008 | Mitarbeitergespräche
„Wie sag´ ich es bloß?“ Lernen Sie, schlechte Nachrichten zu überbringen
von Mihrican Özdem, Diplompsychologin, Landau
Sie sehen, dass Ihre Praxis nicht genug Einnahmen erzielt. Sie haben schon gespart, wo es nur geht. Jetzt hilft nur noch, dass Sie Gehälter kürzen oder Arbeitszeiten verringern. Aber wie vermitteln Sie das Ihren Mitarbeitern? „Praxisführung professionell“ erläutert Ihnen, wie Sie eine schlechte Nachricht verantwortungsvoll mitteilen.
Das Schlechte-Nachrichten-Gespräch
Bei einem Schlechte-Nachrichten-Gespräch geht es um die Vermittlung von bereits feststehenden Entscheidungen, zum Beispiel um die Ablehnung einer Lohnerhöhung oder eine Entlassung. Der betroffene Mitarbeiter wird durch das Gespräch keinen Einfluss auf die Entscheidung nehmen können, wie das etwa bei einem Kritikgespräch der Fall wäre. Das macht die Gesprächssituation besonders unangenehm. Aus Angst und Unsicherheit werden dann oft Fehler gemacht, die die Situation zusätzlich verschlimmern. Am häufigsten werden folgende Fehler gemacht. Die Nachricht wird
- zu lange hinausgezögert (es wird „um den heißen Brei“ geredet),
- unklar formuliert (der Mitarbeiter bleibt in Ungewissheit oder kommt in die Situation, die Nachricht selbst aussprechen zu müssen: „Heißt das jetzt, dass Sie mir kündigen?“),
- in sehr distanziertem, kühlem Ton mitgeteilt,
- bagatellisiert („In Ihrer Situation ist das sicher nicht so schlimm.“),
- schöngeredet („Sehen Sie einmal die Vorteile!“).
Es gibt verschiedene Modelle darüber, wie ein Schlechte-Nachrichten-Gespräch geführt werden kann. Eines davon ist das Modell des Organisationspsychologen Peter Weber, der sich der Humanistischen Psychologie verpflichtet fühlt. Das ist eine Richtung der Psychologie, die den respektvollen Umgang der Menschen miteinander betont. Ich orientiere mich im Folgenden an seinem Leitfaden. Den Erläuterungen soll folgendes Beispiel zugrunde liegen: Eine Physiotherapiepraxis mit einem Mitarbeiter, dessen Gehalt wegen Einnahmeeinbußen gekürzt werden soll.
Bereiten Sie sich innerlich vor
Machen Sie sich bewusst, dass eine schlechte Nachricht für beide Seiten, für Sie und für Ihren Mitarbeiter, Stress bedeutet. Denn eine schlechte Nachricht ist nun einmal etwas Schlechtes, daran werden Sie nichts ändern können. Was Sie aber tun können ist, dass Sie die Gesprächssituation durch unangemessenes Verhalten nicht noch schwieriger machen, als sie ohnehin schon ist. Akzeptieren Sie die unangenehmen Gefühle, die natürlicherweise aufkommen, anstatt zu versuchen, sie zu unterdrücken.
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