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  • 01.11.2004 | Strategische Praxisentwicklung

    Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe

    Von Anja David-Gruber, Gammertingen und Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    Sie werden es von verschiedenen Seiten gehört haben: Der demografische Wandel soll der Gesundheitsbranche eine goldene Zukunft bescheren. Mehr Ältere = höherer Bedarf = mehr Geld in der Kasse der Gesundheitsberufler. So lautet die einfache Gleichung. Wellness und Gesundheit sind in aller Munde. Doch geht diese Gleichung auf? Selbst wenn vieles noch in ferner Zukunft liegt - Sie sollten sich rechtzeitig Gedanken dazu machen. Schließlich ist eine Standortentscheidung bzw. -veränderung oft auf längere Zeiträume angelegt.

    Der Anteil der Älteren steigt rasant

    Der Anteil Älterer steigt und die Bevölkerung nimmt ab. Je nachdem, welches Szenario für Zuwanderung und Lebenserwartung zu Grunde gelegt wird: Die Ergebnisse sind mehr oder weniger dramatisch. Die Tabelle auf Seite 15 geht von der optimistischen Annahme von dauerhaft 200.000 Netto-Zuwanderern sowie einer um zwei Jahre steigenden Lebenserwartung bei in etwa konstanter Geburtenrate (knapp 1,4 Kinder pro Frau) pro Jahr aus. Bei geringerer Zuwandererzahl oder einer weiter abnehmenden Geburtenrate wären die Ergebnisse weit deprimierender. Eine Abnahme auf rund 70 Mio. Einwohner bei einer Zuwandererquote von 100.000 p.a. bis 2040 oder gar nur 65 Mio. bei Null-Zuwanderung illustrieren die Spannbreite solcher Prognosen.

    Höherer Behandlungsbedarf im Alter

    Auf den ersten Blick erfreulich ist der wachsende Bedarf an physio-therapeutischen Leistungen durch die steigende Zahl alter Menschen. Auch wenn es an seriösen Untersuchungen mangelt, kann von einer Verdoppelung bis Verdreifachung des Abrechnungsvolumens pro Kopf in der Altersklasse über 65 Jahren gegenüber jungen Personen unter 30 Jahren ausgegangen werden. Doch anders als zum Beispiel bei Arzneimitteln, wo diese Daten sehr exakt erfasst sind und sich auf alle Apotheken recht gleichmäßig auswirken, spaltet sich die Situation bei den Physiotherapeuten je nach fachlicher Ausrichtung stark auf.

    So ist die eine Praxis auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet, die andere legt Schwerpunkte in Richtung Fitness und Wellness, und wieder andere sind reine Verschreiberpraxen. Insoweit profitieren (oder leiden) die Praxen sehr unterschiedlich am demografischen Wandel und an regionalen Besonderheiten.

    Modell-Prognose für den Jahresbedarf therapeutischer Leistungen
    Jahr 2000 Alter: kleiner 20 Jahre 20 bis 60 Jahre größer 60 Jahre Summen
    Personen-Anzahl 17,6 Mio. 46,1 Mio. 18,4 Mio. 82,1 Mio.
    Bedarf pro Kopf p.a. 15 Euro 30 Euro 50 Euro  
    Bedarf gesamt p.a. 264 Mio. Euro 1.383 Mio. Euro 920 Mio. Euro 2.567 Mio. Euro
             
    Jahr 2020 Alter: kleiner 20 Jahre 20 bis 60 Jahre größer 60 Jahre  
    Personen-Anzahl 14,1 Mio. 43,4 Mio. 23,2 Mio. 80,7 Mio.
    Bedarf pro Kopf p.a. 15 Euro 30 Euro 50 Euro  
    Bedarf gesamt p.a. 212 Mio. Euro 1.302 Mio. Euro 1.160 Mio. Euro 2.674 Mio. Euro
             
    Jahr 2040 Alter: kleiner 20 Jahre 20 bis 60 Jahre größer 60 Jahre  
    Personen-Anzahl 12,4 Mio. 36,3 Mio. 26,9 Mio. 75,6 Mio.
    Bedarf pro Kopf p.a. 15 Euro 30 Euro 50 Euro  
    Bedarf gesamt p.a. 186 Mio. Euro 1.089 Mio. Euro 1.345 Mio. Euro 2.620 Mio. Euro

    Quelle der Bevölkerungsdaten: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de
    Basis der Preise: Jahr 2000

    Die Tabelle macht deutlich: Mit dem Demografie-Effekt für die Praxiskasse ist es nicht weit her! Wie Sie sehen, wurde in der fünften Spalte die Zahl der Personen mit dem durchschnittlichen Abrechnungsvolumen multipliziert und die Summe über die gesamte Bevölkerung gebildet. Der Gesamtumsatz nimmt nicht wesentlich zu!

    Grundlage: Die Wirtschaftskraft