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  • · Buchtipp

    Das Ernährungsgefühl. Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen

    | „Das Waschbrett wird in der Küche gemacht“, heißt es auch im Fitnesstraining. Physiotherapeuten müssen sich ja nicht gleich zum Ernährungsberater fortbilden ( PP 03/2016, Seite 7 ). Aber Patienten oder Kursteilnehmer sind für den einen oder anderen Tipp dankbar, wie sie mti der richtigen Ernährung ihre körperliche Fitness steiger können. Falsche Ernährung kommt oft von negativen Emotionen - wie dieser Buchtipp zeigt. |

    Emotionen steuern den Gang zum Kühlschrank

    Bei Langeweile essen wir salzig, Angst oder Liebeskummer sind die größten Feinde gesunder Ernährung: Unsere Gefühle beeinflussen unser Essverhalten ‒ und umgekehrt. Je achtsamer wir mit unseren Emotionen und unserer Ernährung umgehen, desto ausgeglichener sind Körper und Geist. Unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert aufbereitet, zeigt Melanie Mühls aktuelles Buch „Das Ernährungsgefühl. Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen“, dass das Hungergefühl in den wenigsten Fällen durch einen leeren Magen ausgelöst wird. Vielmehr steuert unser Gehirn den Gang zum Kühlschrank. Mühls Buch zeigt, wie ein achtsamer Umgang mit unseren Emotionen unser Ernährungsverhalten positiv beeinflusst und uns langfristig gesünder und genussvoller essen lässt ‒ und das ganz ohne strikte Regeln oder quälenden Verzicht. |

     

    Bild: © hanserblau

     

    Hunger ist nicht gleich Hunger.

    Ernährung und Gefühle sind untrennbar miteinander verbunden. Unser Hunger spielt dabei die Schlüsselrolle, besser gesagt: die Gefühle, die wir als Hunger interpretieren oder missverstehen, weil wir uns immer mehr von unserem Körper entfremdet und viel von der Fähigkeit des In-uns-Hineinhörens verlernt haben. Tatsächlich gibt es sieben verschiedene Arten von Hunger. Diese verschiedenen Arten von Hunger zu verstehen, ist entscheidend für eine Ernährung im Einklang mit den Bedürfnissen unseres Körpers.

     

    • Der Augenhunger ist schnell zu identifizieren, wenn uns beim Anblick von Speisen das Wasser im Mund zusammenläuft.
    • Ähnlich verhält es sich beim Nasenhunger.
    • Der Mundhunger zielt auf unsere Lust, unser Mundgefühl mit Speisen unterschiedlicher Konsistenz zu stimulieren: ob knusprig, klebrig, knackig, prickelnd, feinkörnig. Selbst wenn wir keine Gabel Spaghetti mehr essen können, hat das Pistazieneis mit seinem zarten sahnigen Schmelz immer noch Platz und schafft eine neue Haptik in der Mundhöhle.
    • Gedankenhunger macht uns immer dann zu schaffen, wenn uns vor lauter Ernährungsempfehlungen-, -trends- und -hypes der Kopf rauscht und wir schon gar nicht mehr wissen, was uns wirklich gut tut und wir am Ende den einfachen Weg wählen und pauschal gute von schlechten Lebensmitteln trennen, ohne weiter darüber nachzudenken.
    • Herzhunger verspüren wir insbesondere dann, wenn wir Liebeskummer haben und nur Speisen mit hohem Zucker- und Fettgehalt Trost spenden können: Eiscreme, Chips und Schokolade sind unser sogenanntes Soul Food und sollen eine Lücke in unserem Herzen schließen.
    • Der Magenhunger fühlt sich an wie ein „Loch im Bauch“ und kann uns ungehalten und aggressiv machen; er geht mit einem typischen Knurren einher.
    • Wenn wir stark schwitzen oder Sport machen, meldet sich meist der Zellhunger, denn es fehlen uns Elektrolyte, die wir schnell auffüllen müssen.

    Mehr Achtsamkeit beim Essen

    Das Ernährungsgefühl ist ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit beim Essen, denn wer seinen Hunger versteht, braucht keinen Ernährungsplan ‒ vielmehr wird die Lust, die Gemeinschaft und die Sättigung, die Essen verspricht, wiederentdeckt.

     

    MELANIE MÜHL | 1976 in Stuttgart geboren, wuchs in Bayreuth auf. Sie studierte Germanistik und Journalismus an der Universität Karlsruhe und der Queens University, Kingston, Ontario. Seit Oktober 2006 ist sie Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Carl Hanser Verlag erschien zuletzt ihr erfolgreiches Buch „Die Kunst des klugen Essens“ (2016).

     

     

    • Grundregeln für eine achtsame Ernährung*
    • Essen Sie sogenannte Lebens-Mittel ‒ unverarbeitete, frische Nahrung. Nicht zu viel. Und vorwiegend Pflanzen.
    • Meiden Sie Nahrungsmittel, die mehr als fünf Zutaten haben.
    • Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte.
    • Meiden Sie Nahrungsmittel, die behaupten, gesund zu sein.
    • Essen Sie nur Lebensmittel, die verderben können.
    • Essen Sie keine Lebensmittel, die an Orten hergestellt wurden, an denen jeder eine Chirurgenhaube tragen muss.
    • Meiden Sie Produkte, die Zutaten enthalten, die sich kein normaler Mensch In die Speisekammer stellen würde.
    • Was durch das Fenster Ihres Autos zu Ihnen gelangt, ist kein Lebensmittel.
    • Essen Sie kein Müsli, das die Farbe der Milch verändert.
    • Wenn Sie nicht hungrig genug sind, um einen Apfel zu essen, haben Sie keinen Hunger.
    • Verbringen Sie genauso viel Zeit mit dem Genießen einer Mahlzeit wie mit Ihrer Zubereitung.
     

    *nach dem US-amerikanischen „Ernährungsguru“ Michael Pollan, die in „Das Ernährungsgefühl“ vorgestellt werden

    Quelle: ID 47298633