· Fachbeitrag · Verordnungspraxis
Tabletten statt Physiotherapie
von Alexandra Buba M.A., freie Wirtschaftsjournalistin, Fuchsmühl
| Neun von zehn Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden, bekommen keinen Physiotherapeuten zu Gesicht. Denn Ärzte verordnen nicht einmal jedem zehnten Patienten mit Rückenschmerzen eine physiotherapeutische Behandlung. Das Mittel der Wahl sind vielmehr Schmerzmedikamente. |
Bei Schmerzen fast ausschließlich Medikamente
Eine aktuelle Studie belegt, was vielen Angehörigen der Gesundheitsberufe längst bewusst ist: Den meisten Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, wird ausschließlich medikamentös geholfen. Denn die niedergelassenen Ärzte stehen unter finanziellem Druck und müssen bei jedem Patienten individuell entscheiden, wann eine Physiotherapie-Verordnung erfolgt. Ob ein Rezept ausgestellt wird, hängt vom Arzt und seiner aktuellen Budgetausschöpfung ab. Dies lässt sich insbesondere für den Rückenschmerz feststellen, der in der Bevölkerung weit verbreitet ist. So geben laut einer Umfrage der GfK Nürnberg sieben von zehn Deutschen (69,8 Prozent) an, mindestens mehrere Tage im Jahr, zum Teil aber auch Wochen, Monate oder gar ständig mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass 21 Prozent der Erwachsenen chronische Rückenschmerzen haben.
Dennoch erhalten nur 7,9 Prozent aller Patienten, bei denen ein Arzt diese Diagnose stellt, physiotherapeutische Behandlung verschrieben. Das hat der Informations- und Technologiedienstleister IMS Health jetzt herausgefunden. Dazu wurden die Verordnungen von Therapien für die Jahre 2009 bis 2014 von rund 1,7 Mio. Menschen mit der gesicherten Diagnose „Rückenschmerz“ analysiert.
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