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  • · Fachbeitrag · Praxisangebot

    Mehr als nur Schwangerschaftsnachsorge: Beckenbodentraining in der Physiopraxis

    von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen

    | Der Beckenboden ist eine in der Physiotherapie noch immer stiefmütterlich behandelte Körperzone. Häufig steht er nur dann im Mittelpunkt, wenn es konkreten Handlungsbedarf gibt, wie etwa bei der Schwangerschaftsnachsorge. Dabei lässt es sich hier genauso gut präventiv arbeiten und sich mit einem Kursangebot von der Masse abheben. Voraussetzung sind natürlich Interesse an der Thematik sowie gute Fachkenntnisse. |

    Das schwierige Verhältnis der Physios zum Beckenboden

    Das Verhältnis der meisten Physiotherapeuten zum Beckenboden lässt sich mit dem Auswahlmenü des Beziehungsstatus‘ auf Facebook vergleichen: Die meisten würden vermutlich „Es ist kompliziert“ anklicken. Oder gleich „Getrennt“. Wohl nur wenige Therapeuten besitzen fundierte Kenntnisse der Beckenbodenanatomie, geschweige denn entsprechender Behandlungsmethoden. Das liegt zum einen daran, dass der Beckenboden komplex aufgebaut ist. Allein drei Muskelschichten und insgesamt mehr als ein halbes Dutzend Muskeln sind strukturell und funktionell eng miteinander verwoben. Da ist es einfacher, sich der Schulter zuzuwenden. Zum anderen haftet dem Beckenboden auch heute noch immer der Hauch eines Tabus an. Vielleicht nicht so sehr aus Sicht der Therapeuten, dafür mehr aus Sicht der Patienten. Es ist unangenehm, medizinische Hilfe wegen Beckenbodenproblemen aufzusuchen. Gerade Männer blenden das Thema gerne aus.

     

    MERKE | Dabei ist das Thema Beckenbodentraining mehr als relevant. Nach Schätzungen leiden mehr als 10 Prozent aller Deutschen an Inkontinenzproblemen (genaue Angaben fehlen, weil viele Betroffene den Gang zum Arzt scheuen). Bei den über 70-Jährigen steigt der Anteil sogar auf rund 40 Prozent. Auch bei anderen Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen) wird eine Beteiligung des Beckenbodens diskutiert. Grund genug, sich mit dem Beckenboden zu beschäftigen. Und das nicht erst, wenn es zu spät ist!