· Fachbeitrag · Qualitätsmanagement
Einführung von QM - der Praxistest
von Silke Jäger, ergoscriptum | Texte für Reha und Therapie, Marburg
| Sich fortzubilden ist das eine, das Gelernte in die Praxis umzusetzen oft etwas ganz anderes. Was für therapeutische Fortbildungen gilt, ist bei der Einführung von Qualitätsmanagement-Systemen (QM-Systemen) nicht anders: Der Praxistest wird manchmal zum Praxisschock. PP wollte wissen, welche Hürden Praxisinhaber nehmen müssen und welche Lösungen sie für konkrete Probleme gefunden haben. |
Anspruch und Wirklichkeit
Was in der Theorie überzeugt, kann in der Praxis scheitern. Die Gründe dafür sind vielfältig. Überraschenderweise sind es meist die „weichen“ Faktoren, die die Etablierung neuer Gewohnheiten erschweren. Diejenigen, die denken, allein mit dem Besuch eines QM-Seminars und dem Kauf eines QM-Handbuchs wären die Voraussetzungen für die erfolgreiche Einführung eines Qualitätsmanagementsystems erfüllt, werden spätestens beim Besuch eines QM-Seminars eines Besseren belehrt. Eine QM-Einführung macht viel Arbeit und kostet Zeit - vor allem am Anfang. Über Prozessoptimierung in der eigenen Praxis nachzudenken gelingt nicht nebenbei. „Der Zeitfaktor wird von vielen unterschätzt“, sagt Heinrich Rügge, Inhaber einer Physiotherapiepraxis in Nordrhein-Westfalen und Referent und Auditor für physioQM, ein QM-System, das vom Deutschen Verband für Physiotherapie (physio-Deutschland) entwickelt wurde. Wer sich also dazu entschließt, die eigenen Prozesse kritisch unter die Lupe zu nehmen und zu verbessern, sollte sich von Anfang an bewusst machen, dass die Umstellungen Zeit brauchen. Und dass sie Chefsache sind: QM gehört ganz oben auf die Liste.
Die Hürden
Heinrich Rügge spricht aus eigener Erfahrung. Sein Team hatte Schwierigkeiten, sich an die neuen Arbeitsweisen zu gewöhnen: „Die Verschriftlichung der Arbeitsabläufe war sehr ungewohnt für meine Mitarbeiter. Manche reagierten mit Sorge, dass es arbeitsrechtliche Konsequenzen haben würde, wenn sie die Prozessbeschreibungen unterschreiben und ihnen anschließend ein Fehler unterlaufen würde. Es brauchte Zeit und Gespräche, um dem Team die Angst davor zu nehmen. Mittlerweile nehme ich wahr, dass die schriftlichen Vorgaben größere Sicherheit geben.“ Auch Rick de Vries, Inhaber einer Physiotherapiepraxis am Niederrhein und Vorsitzender des Instituts für Qualitätssicherung in der Heilmittelversorgung e.V. (QM-System IQH) kennt diese Schwierigkeiten: „Die Vorteile eines strukturellen Qualitätssicherungssystems müssen den Mitarbeitern erst nahegebracht werden.“ Die wichtigste Nagelprobe für die neuen Prozesse kommt meist ganz am Anfang. Ob die Einführung eines QM-Systems funktioniert, hängt maßgeblich von der internen Kommunikation in der Praxis ab. Diese zu optimieren ist sowohl Teil von QM als auch die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung.
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