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  • · Fachbeitrag · Verhaltensökonomische Aspekte der Nachfolge

    Die Familiennachfolge als Balanceakt zwischen Disruption und Kontinuität

    von WP/StB Dr. Michael Strickmann, Kehl am Rhein

    | In der mittelständischen, inhabergeprägten Unternehmenspraxis wird bei der Diskussion über die Nachfolge des Unternehmers das Hauptaugenmerk zumeist auf rechtliche, steuerliche und finanzielle Gestaltungsfragen gerichtet. Wohl aufgrund ihrer geringen Greifbarkeit treten dagegen verhaltensökonomische Aspekte betreffend den Transfer der Führungsfunktion auf den Übernehmer und die Kommunikation des Nachfolgeprozesses in den Hintergrund, ganz nach dem Motto: „Try and error“. Dass in einer solchen Konstellation der Erfolg des Stabwechsels massiv gefährdet sein kann, liegt auf der Hand. |

    1. Das ungewollte Scheitern der Unternehmensnachfolge

    1.1 Kontextbezogene Abgrenzung des Begriffs „Scheitern“

    Fragt man den „klassischen“ mittelständischen Unternehmer nach den Zielen, die er mit seiner Nachfolge im Unternehmen verfolgt, rangiert der nachhaltige Erhalt des eigenen Lebenswerks fast immer auf den vordersten Plätzen. Es soll die Marktstellung des Unternehmens und dessen finanzielle Leistungsfähigkeit auf Dauer erhalten bleiben, sodass sowohl der Übernehmer als auch die Mitarbeiter im Unternehmen eine langfristig sichere und zufriedene Arbeits- und Lebensgrundlage haben.

     

    Neben diesem unmittelbar wirtschaftlichen Aspekt soll der regelmäßig herrschende familiäre Charakter des Unternehmens erhalten bleiben. Eine zentrale Säule ist dabei üblicherweise der Transfer des angestammten Verantwortungsgefühls des Übergebers auf den Übernehmer: Letzterer soll in erster Linie nicht sein persönliches Wohl im Vordergrund sehen, sondern ganzheitlich zum Besten des Unternehmens und seiner Belegschaft denken und handeln. Der Erhalt der Unternehmensphilosophie und -kultur ist in diesem Zusammenhang nicht als Selbstzweck misszuverstehen. Denn gerade im Mittelstand stellt der Verlust seines Charakters oftmals die (mittelbare) Vorstufe für einen wirtschaftlichen Abschwung von Unternehmen dar.