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  • 01.04.2006 | Selbstzahlerleistungen

    Darmkrebs-Früherkennung auch als IGeL-Leistung

    von Dr. med. Bernhard Kleinken, PVS Consult, Köln

    Seit Oktober 2002 ist die Darmkrebs-Früherkennung mittels Koloskopie für Versicherte ab dem 55. Lebensjahr Kassenleistung. Trotz aller Aufklärungsmaßnahmen nimmt aber nur ein geringer Teil der Anspruchsberechtigten diese Möglichkeit auch wahr. Etwas besser steht es mit der Untersuchung des Stuhls auf okkultes Blut, dessen Kosten die Kassen einmal jährlich bei Versicherten ab dem 50. Lebensjahr übernehmen. Dass aber auch hier noch erheblicher Nachholbedarf besteht, zeigt eine Umfrage der Techniker-Krankenkasse. Obwohl fast alle Befragten von der Wichtigkeit der Untersuchung wussten, hat etwa ein Drittel der über 55-jährigen noch nie eine solche Untersuchung durchführen lassen.  

    Akzeptanzprobleme bei Koloskopie und Stuhltest

    Unzweifelhaft ist die Aufklärung der Patienten über die Früherkennungs-Möglichkeiten und die guten Heilungschancen bei frühzeitiger Erkennung eines Darmkrebses eine dankbare hausärztliche Aufgabe. Ziel muss sein, möglichst viele Patienten für die Durchführung einer Koloskopie zu gewinnen. Allerdings kann dies nicht in allen Fällen gelingen: Insbesondere beschwerdefreie Patienten tun sich schwer damit, eine Darmspiegelung über sich ergehen zu lassen. Bei diesen sollte der Arzt allerdings nicht gleich resignieren, sondern versuchen, sie zumindest zur Durchführung eines Stuhltests zu bewegen.  

     

    Allerdings hat der zum GKV-Leistungsumfang gehörende herkommliche (Guajak-)Stuhltest aus Sicht des Patienten erhebliche Nachteile: So muss der Patient im Vorfeld des Tests diätische Maßnahmen einhalten (Verzicht auf Fleisch- und Wurstwaren, kein Verzehr von Bananen und Brokkoli, möglichst geringe Aufnahme von Eisen und Jod etc.) – und zudem muss er an mehreren Tagen die unappetitliche Prozedur der Probenentnahme durchführen. Auch bei dem Stuhltest kann es also Akzeptanzprobleme geben.  

    Interessante Alternative: Immunologischer Stuhltest

    Weniger Akzeptanzprobleme bezüglich des Ablaufs der Untersuchung dürfte es geben, wenn statt des herkömmlichen Stuhltests eine immunologischen Bestimmung des Hämoglobin-Haptoglobin-Komplexes im Stuhl durchgeführt wird: Dafür muss der Patient keine Diät einhalten und die Probenentnahme kann an einem Tag erfolgen. Unabhängig von der Diskussion um eine höhere Zuverlässigkeit der immunologischen Nachweismethode gegenüber dem guajak-basierten Test kann das moderne Nachweisverfahren deshalb geeignet sein, die Patientenakzeptanz für eine Darmkrebs-Früherkennung zu steigern.  

    Überwindung von Akzeptanzproblemen

    Allerdings hat dieser immunologische Test aus Patientensicht den Nachteil, dass er nicht Kassen-, sondern IGeL-Leistung ist. Die Gründe dafür sind, dass mit dem bisher üblichen Test eine aus GKV-Sicht gleichwertige und wirtschaftlichere Alternative zur Verfügung steht und dass die Krebsfrüherkennungs-Richtlinien zu einem Zeitpunkt gefasst wurden, als die immunologischen Testverfahren noch gar nicht bekannt waren. Der Patient muss also vom Nutzen der Ausgabe von etwa 50 bis 60 Euro für das immunologische Testverfahren überzeugt werden. Wie generell bei IGeL-Leistungen sollte das ärztliche Gespräch durch Informationsmaterialien ergänzt werden.