14.07.2010 | Bilanzierung
Die klassische Bilanzanalyse - Teil 1
von StB Dipl.-Bw. Thorsten Normann, Olsberg
Die klassische Bilanzanalyse zählt eigentlich zu den wichtigsten Aufgabenfeldern des Steuerberaters, zumal der aufbereitete Jahresabschluss wichtige Erkenntnisse für strategische Unternehmensentscheidungen liefern kann. Die tägliche Praxis vermittelt jedoch ein anderes Bild. Oftmals werden Jahresabschlüsse „nur“ erstellt, ohne das Zahlenmaterial zu analysieren. Grund genug die Vorteile der klassischen Bilanzanalyse für den Praktiker in einer dreiteiligen Beitragsreihe anhand eines Musterfalls darzustellen. Im ersten Beitrag werden der Beispielsfall und der Aufbau einer Struktur-Bilanz bzw. Struktur-GuV vorgestellt. Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit den wichtigsten Kennzahlen der Bilanzanalyse. Der dritte und letzte Abschnitt der Beitragsreihe stellt den Cashflow und die Kapitalflussrechnung in den Mittelpunkt.
1. Der Musterfall (Max Meise GmbH)
Die im weiteren Verlauf der Beitragsreihe vorgestellten Aspekte der klassischen Bilanzanalyse werden am Beispiel der Max Meise GmbH verdeutlicht. Hierbei ist zu beachten, dass von dem Wahlrecht, das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) bereits in 2009 anzuwenden, kein Gebrauch gemacht wurde.
Bilanz der Max Meise GmbH zum 31.12.09
Aktiva | 31.12.09 TEUR | 31.12.08 TEUR | ||
A. | Anlagevermögen |
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I. | Immaterielle Vermögensgegenstände |
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| Software-Lizenzen | 6 | 14 | |
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II. | Sachanlagen |
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1. | Grundstücke und Gebäude | 443 | 468 | |
2. | Technische Anlagen und Maschinen | 743 | 964 | |
3. | Betriebs- und Geschäftsausstattung | 86 | 103 | |
Summe | 1.272 | 1.535 | ||
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B. | Umlaufvermögen |
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I. | Vorräte |
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1. | Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe | 172 | 321 | |
2. | Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen | 108 | 109 | |
3. | Fertige Erzeugnisse und Waren | 472 | 790 | |
Summe | 752 | 1.220 | ||
II. | Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände |
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1. | Forderungen aus Lieferungen u. Leistungen | 286 | 311 | |
2. | Sonstige Vermögensgegenstände | 58 | 22 | |
Summe | 344 | 333 | ||
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III. | Wertpapiere |
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1. | Eigene Anteile | 25 | 25 | |
2. | Sonstige Wertpapiere | 5 | 9 | |
Summe | 30 | 34 | ||
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IV. | Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten | 125 | 108 | |
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C. | Rechnungsabgrenzungsposten | 7 | 9 | |
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Summe Aktiva | 2.536 | 3.253 |
Passiva | 31.12.09 TEUR | 31.12.08 TEUR | ||
A. | Eigenkapital |
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I. | Gezeichnetes Kapital | 100 | 100 | |
II. | Gewinnvortrag | 1.171 | 980 | |
III. | Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-) | -403 | 191 | |
Summe | 868 | 1.271 | ||
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B. | Rückstellungen |
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1. | Steuerrückstellungen | 21 | 123 | |
2. | Sonstige Rückstellungen | 82 | 88 | |
Summe | 103 | 211 | ||
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C. | Verbindlichkeiten |
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1. | Verb. gegenüber Kreditinstituten | 1.472 | 1.671 | |
2. | Verb. aus Lieferungen und Leistungen | 36 | 24 | |
3. | Sonstige Verbindlichkeiten | 53 | 73 | |
Summe | 1.561 | 1.768 | ||
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D. | Rechnungsabgrenzungsposten | 4 | 3 | |
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Summe Passiva | 2.536 | 3.253 |
Gewinn- und Verlustrechnung der Max Meise GmbH | 2009 TEUR | 2008 TEUR | |
1. | Umsatzerlöse | 2.869 | 4.767 |
2. | Erhöhung oder Verminderung des Bestandes an fertigen und unfertigen Erzeugnissen | -178 | 56 |
3. | Andere aktivierte Eigenleistungen | 3 | 19 |
4. | Sonstige betriebliche Erträge | 122 | 26 |
5. | Materialaufwand |
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a) | Aufwand für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe und für bezogene Waren | -1.301 | -2.288 |
b) | Aufwendungen für bezogene Leistungen | -2 | -4 |
6. | Personalaufwand |
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a) | Löhne und Gehälter | -819 | -1.069 |
b) | Soziale Abgaben | -211 | -205 |
7. | Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen | -234 | -211 |
8. | Sonstige betriebliche Aufwendungen | -577 | -653 |
9. | Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge | 14 | 18 |
10. | Zinsen und ähnliche Aufwendungen | -114 | -143 |
11. | Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit | -428 | 313 |
12. | Außerordentliches Ergebnis | 0 | 0 |
13. | Steuern vom Einkommen und vom Ertrag | 28 | -119 |
14. | Sonstige Steuern | -3 | -3 |
15. | Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-) | -403 | 191 |
Ergänzende Informationen zum Jahresabschluss der Max Meise GmbH
- In diversen GuV-Positionen (z.B. Löhne und Gehälter) sind Aufwendungen für die Entwicklung neuer Patente enthalten. Die gesamten Aufwendungen beliefen sich in 2009 auf 78 TEUR (Vorjahr 90 TEUR).
- Die Zugänge im Anlagevermögen 2009 betrugen 103 TEUR. Die Abgänge hatten einen Restbuchwert von 140 TEUR.
- Sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben Restlaufzeiten bis zu einem Jahr.
- Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten (aRAP) zum 31.12.09 setzt sich zusammen aus einem Disagio in Höhe von 4 TEUR (Vorjahr 5 TEUR) und abgegrenzten Versicherungsaufwendungen in Höhe von 3 TEUR (Vorjahr 4 TEUR).
- In 2010 soll erstmals eine Ausschüttung in Höhe von 50 TEUR aus dem zum 31.12.09 zur Verfügung stehenden Gewinnvortrag an die Anteilseigner erfolgen.
- Die Fristigkeit der Bankverbindlichkeiten in TEUR stellt sich wie folgt dar:
| ausstehender Betrag | davon Laufzeit kleiner 1 Jahr | davon Laufzeit 1 - 5 Jahre | davon Laufzeit über 5 Jahre |
2009 | 1.472 | 172 | 556 | 744 |
2008 | 1.671 | 134 | 679 | 858 |
In 2009 wurden Tilgungszahlungen in Höhe von 205 TEUR geleistet. |
- Der passive Rechnungsabgrenzungsposten resultiert vollständig aus der Abgrenzung von Mieterträgen, die das jeweilige Folgejahr betreffen.
- Die sonstigen Rückstellungen wurden für Garantieverpflichtungen und Jahresabschlusskosten gebildet. Mit einer Inanspruchnahme wird jeweils im Folgejahr gerechnet. In der Bilanz zum 31.12.07 wurden 200 TEUR als Rückstellungen ausgewiesen.
- Die sonstigen Vermögensgegenstände und die sonstigen Verbindlichkeiten haben eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.
- Die sonstigen betrieblichen Erträge setzen sich wie folgt zusammen:
Sonstige betriebliche Erträge in TEUR | 2009 | 2008 |
Erträge aus dem Abgang von Sachanlagevermögen | 66 | 0 |
Erträge aus staatlichen Zuschüssen | 35 | 13 |
Erträge aus Schadensersatzzahlungen | 11 | 1 |
Übrige Erträge | 10 | 12 |
Summe | 122 | 26 |
- Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stellen sich wie folgt dar:
Sonstige betriebliche Aufwendungen in TEUR | 2009 | 2008 |
Rechts- und Beratungskosten | 158 | 160 |
Energieaufwendungen | 119 | 142 |
Miet- und Leasingaufwendungen | 107 | 132 |
Allgemeine Verwaltungskosten | 66 | 76 |
Reisekosten und Fuhrpark | 56 | 78 |
Werbekosten | 47 | 55 |
Übrige Aufwendungen | 24 | 10 |
Summe | 577 | 653 |
In den Rechts- und Beratungskosten von 158 TEUR (Vorjahr 160 TEUR) sind 18 TEUR (Vorjahr 12 TEUR) periodenfremde Aufwendungen enthalten. |
- Die Kfz-Steuern wurden als sonstige Steuern in Höhe von 3 TEUR (Vorjahr 3 TEUR) erfasst.
2. Allgemeine Ausführungen zur Struktur-Bilanz
Grundlage für die Bilanzanalyse ist in der Regel der handelsrechtliche Jahresabschluss. Da sowohl die sehr allgemein gehaltenen Gliederungsvorschriften des § 247 Abs. 1 HGB als auch die Vorschriften für Kapitalgesellschaften (§§ 265 ff. HGB) wenig analysefreundlich sind, muss die handelsrechtliche Bilanz für Analysezwecke aufbereitet werden. Die aufbereitete Bilanz wird als Struktur-Bilanz bezeichnet. Für den Aufbau der Struktur-Bilanz gibt es kein allgemeinverbindliches Gliederungsschema. Ein weit verbreiteter Aufbau wird im Folgenden vorgestellt.
Aktiva | Struktur-Bilanz | Passiva | |
A. Anlagevermögen | A. Eigenkapital (wirtschaftlich) | ||
B. Umlaufvermögen | B. Fremdkapital | ||
1. Vorräte | 1. Langfristiges Fremdkapital | ||
2. Kurzfristige Forderungen | 2. Mittelfristiges Fremdkapital | ||
3. Liquide Mittel | 3. Kurzfristiges Fremdkapital |
2.1 Anlagevermögen
Das Anlagevermögen ergibt sich aus der Summe des immateriellen Vermögens sowie der Sach- und Finanzanlagen. Ergänzt wird das handelsrechtliche Anlagevermögen um selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte, da sie für die Beurteilung der Zukunftsaussichten von großer Bedeutung sind. Auf der anderen Seite wird das Anlagevermögen um einen eventuell enthaltenen Geschäfts- oder Firmenwert gemindert. Ausgeübte Wahlrechte werden nämlich bei der Erstellung der Struktur-Bilanz herausgerechnet, d.h., es wird so getan, als ob die Wahlrechte nicht genutzt und somit die entstandenen Beträge aufwandswirksam gebucht worden wären. Sie verringern daher den Jahresüberschuss und somit auch das Eigenkapital in der Struktur-Bilanz.
Hinweis |
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2.2 Umlaufvermögen
Die Unterposition „Vorräte“ stimmt mit der Summe der Vorräte im handelsrechtlichen Abschluss überein. Die Position „Kurzfristige Forderungen“ (Ford. aus L&L und sonstige Vermögensgegenstände) wird hingegen um den aRAP ergänzt. Aus Vereinfachungsgründen werden in der Regel die gesamten Forderungen und der gesamte aRAP dem Umlaufvermögen zugeordnet. Bei größeren langfristigen Anteilen (Restlaufzeit > 1 Jahr) ist jedoch eine Umgliederung in das Anlagevermögen erforderlich. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse verschiedener Unternehmen zu erreichen, muss ein aktiviertes Disagio mit dem Eigenkapital verrechnet werden. Darüber hinaus werden grundsätzlich auch die aktivierten latenten Steuern mit dem Eigenkapital saldiert, da diese nur bei zukünftig anfallenden Gewinnen geltend gemacht werden können. Die Unterposition „Liquide Mittel“ umfasst neben den Kassenbeständen und dem Bankguthaben auch die Wertpapiere des Umlaufvermögens. Hierbei ist zu beachten, dass eigene Anteile mit dem entsprechenden Korrekturposten im Rahmen des Eigenkapitals verrechnet werden.
2.3 Eigenkapital
Neben den bereits im Rahmen des Anlage- und Umlaufvermögen beschriebenen Modifikationen (Firmenwert, Disagio, Eigene Anteile) sind weitere Anpassungen erforderlich, um das relevante, wirtschaftliche Eigenkapital zu erhalten. Durch eine Aktivierung der Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs kann das Eigenkapital der Gesellschaft erhöht werden. Da dieser Posten keinen Vermögensgegenstand darstellt, muss die Aktivierung bei der Aufstellung der Struktur-Bilanz rückgängig gemacht werden. Ein Sonderposten mit Rücklageanteil wird im Rahmen der Bilanzanalyse auf die Positionen Eigenkapital (70 %) und Fremdkapital (30 %) aufgeteilt. Sind noch nicht alle Gesellschafterbeiträge eingezahlt worden, besteht handelsrechtlich die Möglichkeit eines Bruttoausweises. Bei der Bestimmung des Eigenkapitals für Analysezwecke werden die ausstehenden Einlagen mit dem Eigenkapital verrechnet. Ist beabsichtigt einen Teil des Jahresüberschusses an die Anteilseigner auszuschütten, so wird diese Ausschüttung als kurzfristiges Fremdkapital ausgewiesen.
Hinweis |
Geänderte handelsrechtliche Bilanzierung durch das BilMoG für
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2.4 Fremdkapital
Das Fremdkapital kann für analytische Zwecke in lang-, mittel- und kurzfristiges Fremdkapital unterteilt werden. Unter der Unterposition „langfristiges Fremdkapital“ werden Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren sowie die langfristigen Rückstellungen (z.B. Pensionsrückstellungen) erfasst. Informationen zur Fristigkeit der Verbindlichkeiten sind in der Regel dem handelsrechtlichen Anhang zu entnehmen. Das „mittelfristige Fremdkapital“ resultiert aus Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von 1 bis 5 Jahren. Hier werden auch die fiktiven Steuerverbindlichkeiten aus der Aufteilung des Sonderpostens mit Rücklageanteil gezeigt. Die restlichen Verbindlichkeiten und Rückstellungen werden unter dem Posten „kurzfristiges Fremdkapital“ ausgewiesen (Restlaufzeit bis einem Jahr). Der passive Rechnungsabgrenzungsposten wird regelmäßig im Rahmen des kurzfristigen Fremdkapitals gezeigt.
Hinweis: Bei der Erstellung von Struktur-Bilanzen müssten theoretisch auch die stillen Reserven berücksichtigt werden. Da deren exakte Bestimmung aber enorme Schwierigkeiten bereitet, wird auf die Berücksichtigung von stillen Reserven in der Praxis verzichtet.
3. Die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH
Die allgemein beschriebenen Regelungen zur Aufstellung einer Struktur-Bilanz werden im Folgenden anhand des Beispielfalls verdeutlicht. Zunächst wird die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH vorgestellt. Anschließend werden die Ermittlung der einzelnen Positionen und die aus der Struktur-Bilanz erlangten Erkenntnisse beschrieben.
Aktiva | Struktur-Bilanz Max Meise GmbH in TEUR | Passiva | |||||
| 2009 | 2008 |
| 2009 | 2008 | ||
A. Anlagevermögen | 1.356 | 1.639 | A. Eigenkapital | 867 | 1.331 | ||
B. Umlaufvermögen | 1.229 | 1.674 | B. Fremdkapital | 1.718 | 1.982 | ||
1. Vorräte | 752 | 1.220 | 1. Langfristiges Fremdkapital | 744 | 858 | ||
2. Kurzfristige Forderungen | 347 | 337 | 2. Mittelfristiges Fremdkapital | 556 | 679 | ||
3. Liquide Mittel | 130 | 117 | 3. Kurzfristiges Fremdkapital | 418 | 445 | ||
Summe Aktiva | 2.585 | 3.313 | Summe Passiva | 2.585 | 3.313 |
3.1 Ermittlung der einzelnen Positionen der Struktur-Bilanz
Anlagevermögen in TEUR
| 2009 | 2008 |
Immaterielle Vermögensgegenstände lt. handelsrechtlicher Bilanz | 6 | 14 |
+ Sachanlagen lt. handelsrechtlicher Bilanz | 1.272 | 1.535 |
+ nicht aktivierte selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte | 78 | 90 |
= Anlagevermögen | 1.356 | 1.639 |
Vorräte in TEUR
| 2009 | 2008 |
Vorräte lt. handelsrechtlicher Bilanz | 752 | 1.220 |
Kurzfristige Forderungen in TEUR
| 2009 | 2008 |
Ford. und sonst. Vermögensgegenstände lt. handelsrechtlicher Bilanz | 344 | 333 |
+ aRAP lt. handelsrechtlicher Bilanz | 7 | 9 |
- Disagio | -4 | -5 |
= Kurzfristige Forderungen | 347 | 337 |
Liquide Mittel in TEUR
| 2009 | 2008 |
Kassenbestand und Bankguthaben lt. handelsrechtlicher Bilanz | 125 | 108 |
+ Wertpapiere lt. handelsrechtlicher Bilanz | 30 | 34 |
- Eigene Anteile lt. handelsrechtlicher Bilanz | -25 | -25 |
= Liquide Mittel | 130 | 117 |
Eigenkapital in TEUR
| 2009 | 2008 |
Eigenkapital lt. handelsrechtlicher Bilanz | 868 | 1.271 |
+ Nicht aktivierte selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte | 78 | 90 |
- Disagio | -4 | -5 |
- Eigene Anteile lt. handelsrechtlicher Bilanz | -25 | -25 |
- Geplante Ausschüttung | -50 | 0 |
= Eigenkapital | 867 | 1.331 |
Langfristiges Fremdkapital in TEUR
| 2009 | 2008 |
Langfristiger Anteil Bankverbindlichkeiten (RLZ > 5 Jahre) | 744 | 858 |
Mittelfristiges Fremdkapital in TEUR
| 2009 | 2008 |
Bankverbindlichkeiten mit einer RLZ von 1 bis 5 Jahren | 556 | 679 |
Kurzfristiges Fremdkapital in TEUR
| 2009 | 2008 |
Rückstellungen | 103 | 211 |
Bankverbindlichkeiten mit einer RLZ von weniger als 1 Jahr | 172 | 134 |
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 36 | 24 |
Sonstige Verbindlichkeiten | 53 | 73 |
Passiver Rechnungsabgrenzungsposten | 4 | 3 |
Geplante Ausschüttung | 50 | 0 |
= Kurzfristiges Fremdkapital | 418 | 445 |
3.2 Erkenntnisse aus der Struktur-Bilanz der Max Meise
Die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH vermittelt ein Bild, das für viele Unternehmen in Deutschland typisch ist. Es handelt sich um ein „gesundes“ Unternehmen, das aufgrund der Wirtschaftskrise erhebliche Einschnitte beim Jahresüberschuss und somit auch beim Eigenkapital hinnehmen musste. Durch die Struktur-Bilanz wird die negative Veränderung beim Eigenkapital noch besser deutlich als beim HGB-Abschluss. So beträgt die Veränderung in der Struktur-Bilanz - 464 TEUR (867 ./. 1.331) anstatt - 403 TEUR (868 ./. 1.271) im handelsrechtlichen Abschluss. Darüber hinaus lassen sich auch die typischen Gegenmaßnahmen des Managements in der Struktur-Bilanz ablesen. So wurde das Vorratsvermögen und - im geringeren Umfang - das Anlagevermögen reduziert. Als besonders positive Entwicklung fällt sicherlich die Reduzierung des Fremdkapitals ins Auge.
4. Allgemeine Ausführungen zur Struktur-GuV
Ebenso wie die vom Gesetzgeber festgelegte Bilanz-Gliederung reicht auch die handelsrechtliche Gliederung der GuV für Analysezwecke nicht aus. Dies gilt gleichermaßen für eine Erstellung nach dem Gesamt- oder dem Umsatzkostenverfahren. So lässt zwar das gesetzliche Gliederungsschema eine Erfolgsspaltung erkennen, nimmt jedoch keine exakte Zuordnung der Aufwendungen und Erträge vor. Insbesondere eine klare Trennung zwischen den drei Bereichen Betriebsergebnis, Finanzergebnis und neutrales/außerordentliches Ergebnis ist jedoch für eine Analyse der Ertragssituation unentbehrlich. Eine mögliche Aufspaltung der GuV für Analysezwecke wird am Beispiel der Max Meise GmbH vorgestellt.
Struktur-GuV der Max Meise GmbH in TEUR | 2009 | 2008 | |
1. | Umsatzerlöse | 2.869 | 4.767 |
2. | Bestandsveränderungen + andere aktivierte Eigenleistungen | -175 | 75 |
3. | Ordentliche sonstige betriebliche Erträge | 71 | 6 |
4. | Gesamtleistung | 2.765 | 4.848 |
5. | Materialaufwand und bezogene Leistungen | -1.303 | -2.292 |
6. | Personalaufwand | -1.030 | -1.274 |
7. | Abschreibungen | -234 | -211 |
8. | Ordentliche sonstige betriebliche Aufwendungen | -517 | -601 |
9. | Ordentliches Betriebsergebnis | -319 | 470 |
10. | Beteiligungsergebnis | 0 | 0 |
11. | Zinsergebnis | -100 | -125 |
12. | Übriges Finanzergebnis | 0 | 0 |
13. | Finanzergebnis (Summe Nr. 10-12) | -100 | -125 |
14. | Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (Summe Nr. 9 + 13) | -419 | 345 |
15. | Neutrale (außerordentliche) Erträge | 51 | 20 |
16. | Neutrale (außerordentliche) Aufwendungen | -63 | -55 |
17. | Neutrales Ergebnis (Summe Nr. 15-16) | -12 | -35 |
18. | Ergebnis vor Steuern (Summe Nr. 14 + 17) | -431 | 310 |
19. | Steuern vom Einkommen und Ertrag | 28 | -119 |
20. | Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-) | -403 | 191 |
4.1 Erläuterungen zur Struktur-GuV der Max Meise GmbH
Neben einer klareren Gliederung ist die Aufteilung der sonstigen betrieblichen Erträge und sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die wesentlichste Abweichung zur handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung. Die sonstigen betrieblichen Erträge können wie folgt aufgeteilt werden:
Sonstige betr. Erträge in TEUR | 2009 | 2008 | ||||
Summe | Ordentl. | Neutral | Summe | Ordentl. | Neutral | |
Erträge aus dem Abgang von Sachanlagevermögen | 66 | 66 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Staatliche Zuschüsse | 35 | 0 | 35 | 13 | 0 | 13 |
Schadensersatzzahlungen | 11 | 0 | 11 | 1 | 0 | 1 |
Übrige Erträge (geschätzter ordentlicher Anteil 50 %) | 10 | 5 | 5 | 12 | 6 | 6 |
Summe | 122 | 71 | 51 | 26 | 6 | 20 |
Auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden in ordentliche und neutrale Aufwendungen aufgeteilt:
Sonstige betr. Aufwendungen in TEUR | 2009 | 2008 | ||||
Summe | Ordentl. | Neutral | Summe | Ordentl. | Neutral | |
Rechts- und Beratungskosten (Anteil periodenfremd) | 158 | 140 | 18 | 160 | 148 | 12 |
Energieaufwendungen | 119 | 119 | 0 | 142 | 142 | 0 |
Miet- und Leasingaufwendungen | 107 | 107 | 0 | 132 | 132 | 0 |
Allgemeine Verwaltungskosten (geschätzter ordentlicher Anteil 50 %) | 66 | 33 | 33 | 76 | 38 | 38 |
Reisekosten und Fuhrpark | 56 | 56 | 0 | 78 | 78 | 0 |
Werbekosten | 47 | 47 | 0 | 55 | 55 | 0 |
Übrige Aufwendungen (geschätzter ordentlicher Anteil 50 %) | 24 | 12 | 12 | 10 | 5 | 5 |
Summe sonstige betriebliche Aufwendungen | 577 | 514 | 63 | 653 | 598 | 55 |
KFZ- Steuern |
| 3 |
|
| 3 |
|
Summe ordentliche Aufwendungen |
| 517 |
|
| 601 |
|
Hinweis: Der in der Literatur teilweise vertretenen Auffassung, Teile aus dem Materialaufwand, Personalaufwand oder den Abschreibungen ebenfalls in das neutrale Ergebnis umzugliedern, wird im Beispielsfall nicht gefolgt, da diese Aufteilung nur mittels willkürlicher Annahmen möglich ist.
4.2 Erkenntnisse aus der Struktur-GuV der Max Meise GmbH
Die Struktur-GuV der Max Meise GmbH zeigt keine großen Auffälligkeiten. So sind zum Beispiel die negativen Bestandsveränderungen (-175 TEUR) durchaus plausibel, da die Max Meise GmbH versucht die Vorratshaltung an die schlechtere Absatzlage anzupassen. Bei einem stark gefährdeten Unternehmen wäre speziell das neutrale/außerordentliche Ergebnis auffälliger, da sich hier die „Rettungsversuche“ des Managements - zum Beispiel die Stilllegung von Geschäftsbereichen - zeigen würden.
5. Weiterführende Hinweise zur Struktur-Bilanz und zur Struktur-GuV
Die Aufstellung einer Struktur-Bilanz sowie einer Struktur-GuV ist als Basis für eine versierte Jahresabschlussanalyse unumgänglich. Darüber hinaus können aufgrund der übersichtlichen Unterteilungen bereits erste fundierte Aussagen zum betrachteten Unternehmen getroffen werden. Diese Aussagekraft kann durch die Angabe von Prozentwerten (zur Basis Bilanzsumme bzw. zum Umsatz) noch weiter erhöht werden.
Die Aufstellung von Struktur-Bilanz und Struktur-GuV ist jedoch nur der erste Schritt im Rahmen der Bilanzanalyse. Tiefergehende Erkenntnisse erhält man durch die Berechnung diverser Kennzahlen, die auf der Basis von Struktur-Bilanz und Struktur-GuV gebildet werden sollten. Diese Kennzahlenanalyse wird im zweiten Teil der Beitragsreihe in der kommenden Ausgabe (BM 8/10) thematisiert.