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  • 14.07.2010 | Bilanzierung

    Die klassische Bilanzanalyse - Teil 1

    von StB Dipl.-Bw. Thorsten Normann, Olsberg

    Die klassische Bilanzanalyse zählt eigentlich zu den wichtigsten Aufgabenfeldern des Steuerberaters, zumal der aufbereitete Jahresabschluss wichtige Erkenntnisse für strategische Unternehmensentscheidungen liefern kann. Die tägliche Praxis vermittelt jedoch ein anderes Bild. Oftmals werden Jahresabschlüsse „nur“ erstellt, ohne das Zahlenmaterial zu analysieren. Grund genug die Vorteile der klassischen Bilanzanalyse für den Praktiker in einer dreiteiligen Beitragsreihe anhand eines Musterfalls darzustellen. Im ersten Beitrag werden der Beispielsfall und der Aufbau einer Struktur-Bilanz bzw. Struktur-GuV vorgestellt. Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit den wichtigsten Kennzahlen der Bilanzanalyse. Der dritte und letzte Abschnitt der Beitragsreihe stellt den Cashflow und die Kapitalflussrechnung in den Mittelpunkt.  

    1. Der Musterfall (Max Meise GmbH)

    Die im weiteren Verlauf der Beitragsreihe vorgestellten Aspekte der klassischen Bilanzanalyse werden am Beispiel der Max Meise GmbH verdeutlicht. Hierbei ist zu beachten, dass von dem Wahlrecht, das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) bereits in 2009 anzuwenden, kein Gebrauch gemacht wurde.  

     

    Bilanz der Max Meise GmbH zum 31.12.09

    Aktiva  

    31.12.09  

    TEUR  

    31.12.08  

    TEUR  

    A.  

    Anlagevermögen  

     

     

    I.  

    Immaterielle Vermögensgegenstände  

     

     

     

    Software-Lizenzen  

    6  

    14  

     

     

     

     

    II.  

    Sachanlagen  

     

     

    1.  

    Grundstücke und Gebäude  

    443  

    468  

    2.  

    Technische Anlagen und Maschinen  

    743  

    964  

    3.  

    Betriebs- und Geschäftsausstattung  

    86  

    103  

    Summe  

    1.272  

    1.535  

     

     

     

    B.  

    Umlaufvermögen  

     

     

    I.  

    Vorräte  

     

     

    1.  

    Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe  

    172  

    321  

    2.  

    Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen  

    108  

    109  

    3.  

    Fertige Erzeugnisse und Waren  

    472  

    790  

    Summe  

    752  

    1.220  

    II.  

    Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände  

     

     

    1.  

    Forderungen aus Lieferungen u. Leistungen  

    286  

    311  

    2.  

    Sonstige Vermögensgegenstände  

    58  

    22  

    Summe  

    344  

    333  

     

     

     

    III.  

    Wertpapiere  

     

     

    1.  

    Eigene Anteile  

    25  

    25  

    2.  

    Sonstige Wertpapiere  

    5  

    9  

    Summe  

    30  

    34  

     

     

     

    IV.  

    Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten  

    125  

    108  

     

     

     

    C.  

    Rechnungsabgrenzungsposten  

    7  

    9  

     

     

     

    Summe Aktiva  

    2.536  

    3.253  

     

    Passiva  

    31.12.09  

    TEUR  

    31.12.08  

    TEUR  

    A.  

    Eigenkapital  

     

     

    I.  

    Gezeichnetes Kapital  

    100  

    100  

    II.  

    Gewinnvortrag  

    1.171  

    980  

    III.  

    Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-)  

    -403  

    191  

    Summe  

    868  

    1.271  

     

     

     

    B.  

    Rückstellungen  

     

     

    1.  

    Steuerrückstellungen  

    21  

    123  

    2.  

    Sonstige Rückstellungen  

    82  

    88  

    Summe  

    103  

    211  

     

     

     

    C.  

    Verbindlichkeiten  

     

     

    1.  

    Verb. gegenüber Kreditinstituten  

    1.472  

    1.671  

    2.  

    Verb. aus Lieferungen und Leistungen  

    36  

    24  

    3.  

    Sonstige Verbindlichkeiten  

    53  

    73  

    Summe  

    1.561  

    1.768  

     

     

     

    D.  

    Rechnungsabgrenzungsposten  

    4  

    3  

     

     

     

    Summe Passiva  

    2.536  

    3.253  

     

    Gewinn- und Verlustrechnung der Max Meise GmbH  

    2009  

    TEUR  

    2008  

    TEUR  

    1.  

    Umsatzerlöse  

    2.869  

    4.767  

    2.  

    Erhöhung oder Verminderung des Bestandes an fertigen und unfertigen Erzeugnissen  

    -178  

    56  

    3.  

    Andere aktivierte Eigenleistungen  

    3  

    19  

    4.  

    Sonstige betriebliche Erträge  

    122  

    26  

    5.  

    Materialaufwand  

     

     

    a)  

    Aufwand für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe und für bezogene Waren  

    -1.301  

    -2.288  

    b)  

    Aufwendungen für bezogene Leistungen  

    -2  

    -4  

    6.  

    Personalaufwand  

     

     

    a)  

    Löhne und Gehälter  

    -819  

    -1.069  

    b)  

    Soziale Abgaben  

    -211  

    -205  

    7.  

    Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen  

    -234  

    -211  

    8.  

    Sonstige betriebliche Aufwendungen  

    -577  

    -653  

    9.  

    Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge  

    14  

    18  

    10.  

    Zinsen und ähnliche Aufwendungen  

    -114  

    -143  

    11.  

    Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit  

    -428  

    313  

    12.  

    Außerordentliches Ergebnis  

    0  

    0  

    13.  

    Steuern vom Einkommen und vom Ertrag  

    28  

    -119  

    14.  

    Sonstige Steuern  

    -3  

    -3  

    15.  

    Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-)  

    -403  

    191  

     

    Ergänzende Informationen zum Jahresabschluss der Max Meise GmbH

    • In diversen GuV-Positionen (z.B. Löhne und Gehälter) sind Aufwendungen für die Entwicklung neuer Patente enthalten. Die gesamten Aufwendungen beliefen sich in 2009 auf 78 TEUR (Vorjahr 90 TEUR).
    • Die Zugänge im Anlagevermögen 2009 betrugen 103 TEUR. Die Abgänge hatten einen Restbuchwert von 140 TEUR.
    • Sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben Restlaufzeiten bis zu einem Jahr.
    • Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten (aRAP) zum 31.12.09 setzt sich zusammen aus einem Disagio in Höhe von 4 TEUR (Vorjahr 5 TEUR) und abgegrenzten Versicherungsaufwendungen in Höhe von 3 TEUR (Vorjahr 4 TEUR).
    • In 2010 soll erstmals eine Ausschüttung in Höhe von 50 TEUR aus dem zum 31.12.09 zur Verfügung stehenden Gewinnvortrag an die Anteilseigner erfolgen.
    • Die Fristigkeit der Bankverbindlichkeiten in TEUR stellt sich wie folgt dar:

     

     

    ausstehender  

    Betrag  

    davon Laufzeit  

    kleiner 1 Jahr  

    davon Laufzeit  

    1 - 5 Jahre  

    davon Laufzeit  

    über 5 Jahre  

    2009  

    1.472  

    172  

    556  

    744  

    2008  

    1.671  

    134  

    679  

    858  

    In 2009 wurden Tilgungszahlungen in Höhe von 205 TEUR geleistet.  

    • Der passive Rechnungsabgrenzungsposten resultiert vollständig aus der Abgrenzung von Mieterträgen, die das jeweilige Folgejahr betreffen.
    • Die sonstigen Rückstellungen wurden für Garantieverpflichtungen und Jahresabschlusskosten gebildet. Mit einer Inanspruchnahme wird jeweils im Folgejahr gerechnet. In der Bilanz zum 31.12.07 wurden 200 TEUR als Rückstellungen ausgewiesen.
    • Die sonstigen Vermögensgegenstände und die sonstigen Verbindlichkeiten haben eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.
    • Die sonstigen betrieblichen Erträge setzen sich wie folgt zusammen:

     

    Sonstige betriebliche Erträge in TEUR  

    2009  

    2008  

    Erträge aus dem Abgang von Sachanlagevermögen  

    66  

    0  

    Erträge aus staatlichen Zuschüssen  

    35  

    13  

    Erträge aus Schadensersatzzahlungen  

    11  

    1  

    Übrige Erträge  

    10  

    12  

    Summe  

    122  

    26  

    • Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stellen sich wie folgt dar:

     

    Sonstige betriebliche Aufwendungen in TEUR  

    2009  

    2008  

    Rechts- und Beratungskosten  

    158  

    160  

    Energieaufwendungen  

    119  

    142  

    Miet- und Leasingaufwendungen  

    107  

    132  

    Allgemeine Verwaltungskosten  

    66  

    76  

    Reisekosten und Fuhrpark  

    56  

    78  

    Werbekosten  

    47  

    55  

    Übrige Aufwendungen  

    24  

    10  

    Summe  

    577  

    653  

    In den Rechts- und Beratungskosten von 158 TEUR (Vorjahr 160 TEUR) sind 18 TEUR (Vorjahr 12 TEUR) periodenfremde Aufwendungen enthalten.  

    • Die Kfz-Steuern wurden als sonstige Steuern in Höhe von 3 TEUR (Vorjahr 3 TEUR) erfasst.

    2. Allgemeine Ausführungen zur Struktur-Bilanz

    Grundlage für die Bilanzanalyse ist in der Regel der handelsrechtliche Jahresabschluss. Da sowohl die sehr allgemein gehaltenen Gliederungsvorschriften des § 247 Abs. 1 HGB als auch die Vorschriften für Kapitalgesellschaften (§§ 265 ff. HGB) wenig analysefreundlich sind, muss die handelsrechtliche Bilanz für Analysezwecke aufbereitet werden. Die aufbereitete Bilanz wird als Struktur-Bilanz bezeichnet. Für den Aufbau der Struktur-Bilanz gibt es kein allgemeinverbindliches Gliederungsschema. Ein weit verbreiteter Aufbau wird im Folgenden vorgestellt.  

     

    Aktiva  

    Struktur-Bilanz  

    Passiva  

    A. Anlagevermögen  

    A. Eigenkapital (wirtschaftlich)  

    B. Umlaufvermögen  

    B. Fremdkapital  

    1. Vorräte  

    1. Langfristiges Fremdkapital  

    2. Kurzfristige Forderungen  

    2. Mittelfristiges Fremdkapital  

    3. Liquide Mittel  

    3. Kurzfristiges Fremdkapital  

     

    2.1 Anlagevermögen

    Das Anlagevermögen ergibt sich aus der Summe des immateriellen Vermögens sowie der Sach- und Finanzanlagen. Ergänzt wird das handelsrechtliche Anlagevermögen um selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte, da sie für die Beurteilung der Zukunftsaussichten von großer Bedeutung sind. Auf der anderen Seite wird das Anlagevermögen um einen eventuell enthaltenen Geschäfts- oder Firmenwert gemindert. Ausgeübte Wahlrechte werden nämlich bei der Erstellung der Struktur-Bilanz herausgerechnet, d.h., es wird so getan, als ob die Wahlrechte nicht genutzt und somit die entstandenen Beträge aufwandswirksam gebucht worden wären. Sie verringern daher den Jahresüberschuss und somit auch das Eigenkapital in der Struktur-Bilanz.  

     

    Hinweis
    • Geänderte handelsrechtliche Bilanzierung durch das BilMoG für Geschäfts- oder Firmenwert (§ 246 Abs. 1 S. 4 HGB) = Aktivierungsgebot

    2.2 Umlaufvermögen

    Die Unterposition „Vorräte“ stimmt mit der Summe der Vorräte im handelsrechtlichen Abschluss überein. Die Position „Kurzfristige Forderungen“ (Ford. aus L&L und sonstige Vermögensgegenstände) wird hingegen um den aRAP ergänzt. Aus Vereinfachungsgründen werden in der Regel die gesamten Forderungen und der gesamte aRAP dem Umlaufvermögen zugeordnet. Bei größeren langfristigen Anteilen (Restlaufzeit > 1 Jahr) ist jedoch eine Umgliederung in das Anlagevermögen erforderlich. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse verschiedener Unternehmen zu erreichen, muss ein aktiviertes Disagio mit dem Eigenkapital verrechnet werden. Darüber hinaus werden grundsätzlich auch die aktivierten latenten Steuern mit dem Eigenkapital saldiert, da diese nur bei zukünftig anfallenden Gewinnen geltend gemacht werden können. Die Unterposition „Liquide Mittel“ umfasst neben den Kassenbeständen und dem Bankguthaben auch die Wertpapiere des Umlaufvermögens. Hierbei ist zu beachten, dass eigene Anteile mit dem entsprechenden Korrekturposten im Rahmen des Eigenkapitals verrechnet werden.  

     

    2.3 Eigenkapital

    Neben den bereits im Rahmen des Anlage- und Umlaufvermögen beschriebenen Modifikationen (Firmenwert, Disagio, Eigene Anteile) sind weitere Anpassungen erforderlich, um das relevante, wirtschaftliche Eigenkapital zu erhalten. Durch eine Aktivierung der Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs kann das Eigenkapital der Gesellschaft erhöht werden. Da dieser Posten keinen Vermögensgegenstand darstellt, muss die Aktivierung bei der Aufstellung der Struktur-Bilanz rückgängig gemacht werden. Ein Sonderposten mit Rücklageanteil wird im Rahmen der Bilanzanalyse auf die Positionen Eigenkapital (70 %) und Fremdkapital (30 %) aufgeteilt. Sind noch nicht alle Gesellschafterbeiträge eingezahlt worden, besteht handelsrechtlich die Möglichkeit eines Bruttoausweises. Bei der Bestimmung des Eigenkapitals für Analysezwecke werden die ausstehenden Einlagen mit dem Eigenkapital verrechnet. Ist beabsichtigt einen Teil des Jahresüberschusses an die Anteilseigner auszuschütten, so wird diese Ausschüttung als kurzfristiges Fremdkapital ausgewiesen.  

     

    Hinweis

    Geänderte handelsrechtliche Bilanzierung durch das BilMoG für  

    • Aufwendungen für Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs, § 269 HGB aufgehoben (Übergangsvorschrift beachten Art. 67 Abs. 5 EGHGB) und
    • Sonderposten mit Rücklageanteil: Ausweis entfällt infolge der Aufhebung der umgekehrten Maßgeblichkeit (Übergangsregeln beachten Art. 67 Abs. 3 u. 4 EGHGB)
     

    2.4 Fremdkapital

    Das Fremdkapital kann für analytische Zwecke in lang-, mittel- und kurzfristiges Fremdkapital unterteilt werden. Unter der Unterposition „langfristiges Fremdkapital“ werden Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren sowie die langfristigen Rückstellungen (z.B. Pensionsrückstellungen) erfasst. Informationen zur Fristigkeit der Verbindlichkeiten sind in der Regel dem handelsrechtlichen Anhang zu entnehmen. Das „mittelfristige Fremdkapital“ resultiert aus Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von 1 bis 5 Jahren. Hier werden auch die fiktiven Steuerverbindlichkeiten aus der Aufteilung des Sonderpostens mit Rücklageanteil gezeigt. Die restlichen Verbindlichkeiten und Rückstellungen werden unter dem Posten „kurzfristiges Fremdkapital“ ausgewiesen (Restlaufzeit bis einem Jahr). Der passive Rechnungsabgrenzungsposten wird regelmäßig im Rahmen des kurzfristigen Fremdkapitals gezeigt.  

     

    Hinweis: Bei der Erstellung von Struktur-Bilanzen müssten theoretisch auch die stillen Reserven berücksichtigt werden. Da deren exakte Bestimmung aber enorme Schwierigkeiten bereitet, wird auf die Berücksichtigung von stillen Reserven in der Praxis verzichtet.  

    3. Die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH

    Die allgemein beschriebenen Regelungen zur Aufstellung einer Struktur-Bilanz werden im Folgenden anhand des Beispielfalls verdeutlicht. Zunächst wird die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH vorgestellt. Anschließend werden die Ermittlung der einzelnen Positionen und die aus der Struktur-Bilanz erlangten Erkenntnisse beschrieben.  

     

    Aktiva  

    Struktur-Bilanz Max Meise GmbH in TEUR  

    Passiva  

     

    2009  

    2008  

     

    2009  

    2008  

    A. Anlagevermögen  

    1.356  

    1.639  

    A. Eigenkapital  

    867  

    1.331  

    B. Umlaufvermögen  

    1.229  

    1.674  

    B. Fremdkapital  

    1.718  

    1.982  

    1. Vorräte  

    752  

    1.220  

    1. Langfristiges Fremdkapital  

    744  

    858  

    2. Kurzfristige Forderungen  

    347  

    337  

    2. Mittelfristiges Fremdkapital  

    556  

    679  

    3. Liquide Mittel  

    130  

    117  

    3. Kurzfristiges Fremdkapital  

    418  

    445  

    Summe Aktiva  

    2.585  

    3.313  

    Summe Passiva  

    2.585  

    3.313  

     

    3.1 Ermittlung der einzelnen Positionen der Struktur-Bilanz

     

    Anlagevermögen in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Immaterielle Vermögensgegenstände lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    6  

    14  

    + Sachanlagen lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    1.272  

    1.535  

    + nicht aktivierte selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte  

    78  

    90  

    = Anlagevermögen  

    1.356  

    1.639  

     

    Vorräte in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Vorräte lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    752  

    1.220  

     

    Kurzfristige Forderungen in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Ford. und sonst. Vermögensgegenstände lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    344  

    333  

    + aRAP lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    7  

    9  

    - Disagio  

    -4  

    -5  

    = Kurzfristige Forderungen  

    347  

    337  

     

    Liquide Mittel in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Kassenbestand und Bankguthaben lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    125  

    108  

    + Wertpapiere lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    30  

    34  

    - Eigene Anteile lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    -25  

    -25  

    = Liquide Mittel  

    130  

    117  

     

    Eigenkapital in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Eigenkapital lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    868  

    1.271  

    + Nicht aktivierte selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte  

    78  

    90  

    - Disagio  

    -4  

    -5  

    - Eigene Anteile lt. handelsrechtlicher Bilanz  

    -25  

    -25  

    - Geplante Ausschüttung  

    -50  

    0  

    = Eigenkapital  

    867  

    1.331  

     

    Langfristiges Fremdkapital in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Langfristiger Anteil Bankverbindlichkeiten (RLZ > 5 Jahre)  

    744  

    858  

     

    Mittelfristiges Fremdkapital in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Bankverbindlichkeiten mit einer RLZ von 1 bis 5 Jahren  

    556  

    679  

     

    Kurzfristiges Fremdkapital in TEUR

     

    2009  

    2008  

    Rückstellungen  

    103  

    211  

    Bankverbindlichkeiten mit einer RLZ von weniger als 1 Jahr  

    172  

    134  

    Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen  

    36  

    24  

    Sonstige Verbindlichkeiten  

    53  

    73  

    Passiver Rechnungsabgrenzungsposten  

    4  

    3  

    Geplante Ausschüttung  

    50  

    0  

    = Kurzfristiges Fremdkapital  

    418  

    445  

     

    3.2 Erkenntnisse aus der Struktur-Bilanz der Max Meise

    Die Struktur-Bilanz der Max Meise GmbH vermittelt ein Bild, das für viele Unternehmen in Deutschland typisch ist. Es handelt sich um ein „gesundes“ Unternehmen, das aufgrund der Wirtschaftskrise erhebliche Einschnitte beim Jahresüberschuss und somit auch beim Eigenkapital hinnehmen musste. Durch die Struktur-Bilanz wird die negative Veränderung beim Eigenkapital noch besser deutlich als beim HGB-Abschluss. So beträgt die Veränderung in der Struktur-Bilanz - 464 TEUR (867 ./. 1.331) anstatt - 403 TEUR (868 ./. 1.271) im handelsrechtlichen Abschluss. Darüber hinaus lassen sich auch die typischen Gegenmaßnahmen des Managements in der Struktur-Bilanz ablesen. So wurde das Vorratsvermögen und - im geringeren Umfang - das Anlagevermögen reduziert. Als besonders positive Entwicklung fällt sicherlich die Reduzierung des Fremdkapitals ins Auge.  

    4. Allgemeine Ausführungen zur Struktur-GuV

    Ebenso wie die vom Gesetzgeber festgelegte Bilanz-Gliederung reicht auch die handelsrechtliche Gliederung der GuV für Analysezwecke nicht aus. Dies gilt gleichermaßen für eine Erstellung nach dem Gesamt- oder dem Umsatzkostenverfahren. So lässt zwar das gesetzliche Gliederungsschema eine Erfolgsspaltung erkennen, nimmt jedoch keine exakte Zuordnung der Aufwendungen und Erträge vor. Insbesondere eine klare Trennung zwischen den drei Bereichen Betriebsergebnis, Finanzergebnis und neutrales/außerordentliches Ergebnis ist jedoch für eine Analyse der Ertragssituation unentbehrlich. Eine mögliche Aufspaltung der GuV für Analysezwecke wird am Beispiel der Max Meise GmbH vorgestellt.  

     

    Struktur-GuV der Max Meise GmbH in TEUR  

    2009  

    2008  

    1.  

    Umsatzerlöse  

    2.869  

    4.767  

    2.  

    Bestandsveränderungen + andere aktivierte Eigenleistungen  

    -175  

    75  

    3.  

    Ordentliche sonstige betriebliche Erträge  

    71  

    6  

    4.  

    Gesamtleistung  

    2.765  

    4.848  

    5.  

    Materialaufwand und bezogene Leistungen  

    -1.303  

    -2.292  

    6.  

    Personalaufwand  

    -1.030  

    -1.274  

    7.  

    Abschreibungen  

    -234  

    -211  

    8.  

    Ordentliche sonstige betriebliche Aufwendungen  

    -517  

    -601  

    9.  

    Ordentliches Betriebsergebnis  

    -319  

    470  

    10.  

    Beteiligungsergebnis  

    0  

    0  

    11.  

    Zinsergebnis  

    -100  

    -125  

    12.  

    Übriges Finanzergebnis  

    0  

    0  

    13.  

    Finanzergebnis (Summe Nr. 10-12)  

    -100  

    -125  

    14.  

    Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit  

    (Summe Nr. 9 + 13)  

    -419  

    345  

    15.  

    Neutrale (außerordentliche) Erträge  

    51  

    20  

    16.  

    Neutrale (außerordentliche) Aufwendungen  

    -63  

    -55  

    17.  

    Neutrales Ergebnis (Summe Nr. 15-16)  

    -12  

    -35  

    18.  

    Ergebnis vor Steuern (Summe Nr. 14 + 17)  

    -431  

    310  

    19.  

    Steuern vom Einkommen und Ertrag  

    28  

    -119  

    20.  

    Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (-)  

    -403  

    191  

     

    4.1 Erläuterungen zur Struktur-GuV der Max Meise GmbH

    Neben einer klareren Gliederung ist die Aufteilung der sonstigen betrieblichen Erträge und sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die wesentlichste Abweichung zur handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung. Die sonstigen betrieblichen Erträge können wie folgt aufgeteilt werden:  

     

    Sonstige betr. Erträge in TEUR  

    2009  

    2008  

    Summe  

    Ordentl.  

    Neutral  

    Summe  

    Ordentl.  

    Neutral  

    Erträge aus dem Abgang von Sachanlagevermögen  

    66  

    66  

    0  

    0  

    0  

    0  

    Staatliche Zuschüsse  

    35  

    0  

    35  

    13  

    0  

    13  

    Schadensersatzzahlungen  

    11  

    0  

    11  

    1  

    0  

    1  

    Übrige Erträge (geschätzter  

    ordentlicher Anteil 50 %)  

    10  

    5  

    5  

    12  

    6  

    6  

    Summe  

    122  

    71  

    51  

    26  

    6  

    20  

     

    Auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden in ordentliche und neutrale Aufwendungen aufgeteilt:  

     

    Sonstige betr. Aufwendungen in TEUR  

    2009  

    2008  

    Summe  

    Ordentl.  

    Neutral  

    Summe  

    Ordentl.  

    Neutral  

    Rechts- und Beratungskosten  

    (Anteil periodenfremd)  

    158  

    140  

    18  

    160  

    148  

    12  

    Energieaufwendungen  

    119  

    119  

    0  

    142  

    142  

    0  

    Miet- und Leasingaufwendungen  

    107  

    107  

    0  

    132  

    132  

    0  

    Allgemeine Verwaltungskosten  

    (geschätzter ordentlicher Anteil 50 %)  

    66  

    33  

    33  

    76  

    38  

    38  

    Reisekosten und Fuhrpark  

    56  

    56  

    0  

    78  

    78  

    0  

    Werbekosten  

    47  

    47  

    0  

    55  

    55  

    0  

    Übrige Aufwendungen  

    (geschätzter ordentlicher Anteil 50 %)  

    24  

    12  

    12  

    10  

    5  

    5  

    Summe sonstige betriebliche  

    Aufwendungen  

    577  

    514  

    63  

    653  

    598  

    55  

    KFZ- Steuern  

     

    3  

     

     

    3  

     

    Summe ordentliche Aufwendungen  

     

    517  

     

     

    601  

     

     

    Hinweis: Der in der Literatur teilweise vertretenen Auffassung, Teile aus dem Materialaufwand, Personalaufwand oder den Abschreibungen ebenfalls in das neutrale Ergebnis umzugliedern, wird im Beispielsfall nicht gefolgt, da diese Aufteilung nur mittels willkürlicher Annahmen möglich ist.  

     

    4.2 Erkenntnisse aus der Struktur-GuV der Max Meise GmbH

    Die Struktur-GuV der Max Meise GmbH zeigt keine großen Auffälligkeiten. So sind zum Beispiel die negativen Bestandsveränderungen (-175 TEUR) durchaus plausibel, da die Max Meise GmbH versucht die Vorratshaltung an die schlechtere Absatzlage anzupassen. Bei einem stark gefährdeten Unternehmen wäre speziell das neutrale/außerordentliche Ergebnis auffälliger, da sich hier die „Rettungsversuche“ des Managements - zum Beispiel die Stilllegung von Geschäftsbereichen - zeigen würden.  

    5. Weiterführende Hinweise zur Struktur-Bilanz und zur Struktur-GuV

    Die Aufstellung einer Struktur-Bilanz sowie einer Struktur-GuV ist als Basis für eine versierte Jahresabschlussanalyse unumgänglich. Darüber hinaus können aufgrund der übersichtlichen Unterteilungen bereits erste fundierte Aussagen zum betrachteten Unternehmen getroffen werden. Diese Aussagekraft kann durch die Angabe von Prozentwerten (zur Basis Bilanzsumme bzw. zum Umsatz) noch weiter erhöht werden.  

     

    Die Aufstellung von Struktur-Bilanz und Struktur-GuV ist jedoch nur der erste Schritt im Rahmen der Bilanzanalyse. Tiefergehende Erkenntnisse erhält man durch die Berechnung diverser Kennzahlen, die auf der Basis von Struktur-Bilanz und Struktur-GuV gebildet werden sollten. Diese Kennzahlenanalyse wird im zweiten Teil der Beitragsreihe in der kommenden Ausgabe (BM 8/10) thematisiert.  

    Quelle: Ausgabe 07 / 2010 | Seite 193 | ID 137106