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  • 01.01.2007 | Controlling

    Ermittlung der Wirtschaftlichkeit von Projekten

    von Prof. Dr. Rudolf Fiedler, Würzburg

    Der Anteil der Routineaufgaben in Unternehmen nimmt rapide ab, während zunehmend komplexe und neuartige Aufgaben anstehen, die in Form von Projekten abgewickelt werden müssen. In einer Studie wurde festgestellt, dass in vielen Unternehmen bereits mehr als die Hälfte der Kosten durch Projekte verursacht werden. Wann diese jedoch das Geld wert sind, das sie verursachen, bedarf einer speziellen Wirtschaftlichkeitsanalyse. Die Erläuterung der Methoden ist Ziel des folgenden Beitrags. 

    1. Definition des Begriffs Projekt

    Von einem Projekt spricht man, wenn dieses zeitlich, finanziell und personell begrenzt ist, es ein festgelegtes Ziel verfolgt, bereichsübergreifende Teamarbeit erfordert, umfangreich und mit Unsicherheit und Risiko behaftet ist. Beispiele typischer Projekte sind die Realisierung von IT-Systemen, die Errichtung einer Produktionsstätte, die Erschließung eines neuen Marktes, die Optimierung von Prozessen oder die Entwicklung neuer Produkte. Weil Projekte teuer sind und oft den Erfolg eines Unternehmens entscheidend beeinflussen, ist es wichtig, mit geeigneten Verfahren die für das Unternehmen wirtschaftlichen Projekte auszuwählen. Die genaue zahlenmäßige Darstellung der Wirtschaftlichkeit ist jedoch schwierig. Umwelt- und Unternehmensbedingungen sind nicht exakt vorhersehbar, geeignete Daten oft nicht verfügbar; zudem sind manche Aspekte wie z.B. die Verbesserung der Kundenbindung nicht in Zahlen zu fassen. Ein herausragender Vorteil der Rechenverfahren ist jedoch, dass man sich mit der Materie detailliert beschäftigen muss. Nur so werden Probleme, Risiken und Unwägbarkeiten deutlich. 

     

    Die gängigen Methoden zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Projektes sollen im Folgenden dargestellt und bewertet werden: 

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    Beispiel

    Grundlage für die Diskussion der einzelnen Wirtschaftlichkeitsverfahren ist der folgende Fall: 

     

    Die Flitzer GmbH produziert Fahrräder. Das Unternehmen hat sich das strategische Ziel gesetzt, europaweit zu expandieren. Dafür soll laut Beschluss der Geschäftsführung der tschechische Fahrradmarkt erschlossen werden.  

     

    Es stehen zwei Alternativen zur Wahl. Entweder erschließt die Flitzer GmbH den Markt selbst oder die Übernahme des tschechischen Konkurrenten Rychlý Kolon A.S. wird in Angriff genommen. Bevor konkrete Schritt eingeleitet werden, gibt die Geschäftsführung eine Wirtschaftlichkeitsanalyse bei Herrn Klar, Leiter des Konzerncontrollings, in Auftrag. Folgende Daten hat Herr Klar bereits zusammengetragen: 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Planerlöse in Mio. EUR von 2007 bis 2012: 

    2007 

    2008 

    2009 

    2010 

    2011 

    2012 

    10 

    20 

    50 

    55 

    45 

     

     

    Plankosten in Mio. EUR von 2007 bis 2012: 

    2007 

    2008 

    2009 

    2010 

    2011 

    2012 

    35 

    40 

    30 

    15 

    10 

    10 

     

     

    Am Ende des Jahres 2007 fallen Kosten in Höhe von 35 Mio. EUR für den Aufbau einer Repräsentanz in Prag (Büroräume, Anlagen u.a.) an. Die Abschreibungsbeträge für diese Positionen sind in den Kosten der folgenden Jahre enthalten. 

     

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. durch die Flitzer GmbH 

    Planerlöse in Mio. EUR von 2007 bis 2012: 

    2007 

    2008 

    2009 

    2010 

    2011 

    2012 

    45 

    35 

    10 

     

     

    Plankosten in Mio. EUR von 2007 bis 2012: 

    2007 

    2008 

    2009 

    2010 

    2011 

    2012 

    50 

    10 

     

     

    Am Ende des Jahres 2007 fällt der Kaufpreis für die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. in Höhe von 50 Mio. EUR an. Die Abschreibungsbeträge dafür sind in den Kosten der folgenden Jahre enthalten. Herr Klar soll errechnen, welches Vorhaben wirtschaftlicher ist, und eine Empfehlung für den Vorstand aussprechen.  

     

    2. Kostenvergleichsmethode

    Die Kostenvergleichsrechnung ist das einfachste Wirtschaftlichkeitsverfahren. Es stellt Kosten für verschiedene Projektalternativen einander gegenüber. Die Kostenunterschiede zwischen den Alternativen zeigen die Vorteilhaftigkeit eines Vorhabens. Ein Projekt ist vorteilhaft, wenn die Kosten geringer als die Kosten eines alternativen Vorhabens sind.  

     

    Verglichen werden im Wesentlichen die pro Periode anfallenden Personal-, Material-, Energie-, Instandhaltungs-, Raum-, Werkzeug-, Abschreibungs- und Zinskosten.  

     

    Eine reine Kostenvergleichsrechnung macht nur Sinn, wenn die Leistung der zu vergleichenden Alternativen gleich hoch ist. Das ist im Fallbeispiel nicht gegeben. Die Erlöse unterscheiden sich. Deswegen muss die Kennzahl Kosten pro Euro Erlös ermittelt werden. 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Gesamtkosten: 105 Mio. EUR  

    (die Investitionskosten von 35 Mio. EUR werden nicht berücksichtigt, da dieser Betrag in den Abschreibungen der Folgejahre enthalten ist) 

    Gesamtkosten: 30 Mio. EUR 

    (die Investitionskosten von 

    50 Mio. EUR werden nicht berücksichtigt, da dieser Betrag in den Abschreibungen der Folgejahre enthalten ist) 

    Kosten pro EUR Erlös: 0,58 EUR 

    Kosten pro EUR Erlös: 0,30 EUR 

     

     

    Aufgrund des Kostenvergleichs wäre die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. besser. 

     

    Beurteilung der Kostenvergleichsmethode

    • Vorteil der Methode ist die einfache Anwendbarkeit. Sie gibt einen ersten groben Überblick. In der Regel kombiniert man den Kostenvergleich mit einer weiteren Methode.
    • Die Kostenvergleichsrechnung sagt nichts darüber aus, ob das Vorhaben auch absolut vorteilhaft für das Unternehmen ist.
    • Die Methode berücksichtigt nicht, wann Kosten und Erlöse anfallen.

    3. Gewinnvergleichsmethode

    Die reine Kostenvergleichsrechnung führt nicht zu richtigen Ergebnissen, wenn ein kostengünstigeres Vorhaben einen höheren Erlös aufweist. Das Gewinnvergleichsverfahren bezieht dagegen die Erlöse mit in die Rechnung ein und vergleicht die bei verschiedenen Investitionen zu erwartenden Gewinne. 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Gewinn: 75 Mio. EUR 

    Gewinn: 70 Mio. EUR 

     

    Aufgrund des Gewinnvergleichs wäre die Markterschließung durch die Flitzer GmbH besser. 

     

    Beurteilung der Gewinnvergleichsmethode

    • Die Gewinnvergleichsrechnung sagt nichts darüber aus, ob das Vorhaben auch absolut vorteilhaft für das Unternehmen ist. Selbst wenn ein Gewinn errechnet wird, so kann dieser unter der festgesetzten Mindestverzinsung liegen.
    • Die Methode bewertet nicht, wann Kosten und Erlöse anfallen.

    4. Rentabilitätsrechnung

    Der erwartete Jahresgewinn alternativer Projekte wird bei der Rentabilitätsrechnung auf das durchschnittlich investierte Kapital bezogen. Sind die investierten Beträge unterschiedlich, so müssen beide Vorhaben vergleichbar gemacht werden. Ansonsten würde man davon ausgehen, dass sich die Differenz des gebundenen Kapitals beider Projekte mit demselben Zinssatz rentiert, wie das Projekt mit dem geringeren Kapitaleinsatz. Das ist vor allem bei hoher Rentabilität nicht realistisch. Üblicherweise berücksichtigt man diesen Effekt durch die Berechnung der Rentabilität einer Differenzinvestition. Dabei werden die Werte des Projekts mit der niedrigeren Kapitalbindung modifiziert, indem man die Differenz zum eingesetzten Kapital des zweiten Projekts mit der vorgegebenen Mindestrentabilität verzinst. Im Fallbeispiel wird davon ausgegangen, dass die Flitzer GmbH eine Mindestrentabilität von 80 v.H. vorgibt. 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Gewinn: 75 Mio. EUR 

     

    Durchschnittlich gebundenes Kapital: 

    17,5 Mio. EUR (es wird aus Gründen der Vereinfachung oft angenommen, dass während der Projektdauer 50 Prozent der Anfangsinvestitionen von 35 Mio. EUR gebunden sind). 

    Differenzinvestition: 7,5 Mio. EUR 

    Gewinn der Differenzinvestition: 

    7,5 Mio. EUR x 80 % = 6 Mio. EUR 

     

    Rentabilität:  

    [(75 Mio. EUR + 6 Mio. EUR) / (17,5 Mio. EUR + 7,5 Mio. EUR)] * 100 = 324 v.H. 

    Gewinn: 70 Mio. EUR 

     

    Durchschnittlich gebundenes Kapital: 

    25 Mio. EUR 

     

     

     

     

     

     

     

     

    Rentabilität:  

    [70 Mio. EUR / 25 Mio. EUR]*100 = 280 v.H. 

     

     

    Beide Projekte sind extrem rentabel. Sie übersteigen die Mindestrentabilität sehr stark. Das Projekt „Markterschließung durch die Flitzer GmbH“ ist aufgrund der höheren Rentabilität vorzuziehen. 

    Beurteilung der Rentabilitätsrechnung

    • Ermöglicht im Gegensatz zu den Kosten- und Gewinnvergleichsrechnungen durch den Vergleich der Rentabilität eines Projektes mit der vom Unternehmen festgelegten Mindestrentabilität eine Aussage darüber, ob ein Vorhaben für das Unternehmen sinnvoll ist.
    • Die Methode bewertet nicht, wann Kosten und Erlöse anfallen.

    5. Amortisationsrechnung

    Mit dieser Methode wird die Amortisationsdauer errechnet, indem man den Kapitaleinsatz durch die durchschnittliche jährliche Wiedergewinnung dividiert. Die durchschnittliche jährliche Wiedergewinnung errechnet sich aus den durchschnittlichen Gewinnen pro Jahr.  

     

    Da im Fallbeispiel die exakte Zahlungsreihe der Gewinne vorliegt, wird die Amortisationsdauer durch Kumulierung der jährlichen Gewinne errechnet. Das führt zu einem genaueren Ergebnis. Man identifiziert denjenigen Zeitpunkt, an dem die kumulierten Gewinne den Kapitaleinsatz übersteigen. 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Amortisationsdauer: unter 4 Jahre 

    Amortisationsdauer: unter 2 Jahre 

     

     

    Von mehreren Vorhaben ist dasjenige zu wählen, das die kürzeste Amortisationsdauer hat. Im Beispiel amortisiert sich die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. schneller. Normalerweise legen Unternehmen auch eine Soll-Amortisationsdauer fest. Sie liegt in vielen Fällen bei drei Jahren. Danach wäre nur die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. für die Flitzer GmbH sinnvoll. 

     

    Beurteilung der Amortisationsrechnung

    • Auch diese Methode bewertet nicht, wann Kosten und Erlöse anfallen.
    • Sie ermöglicht im Gegensatz zu den Kosten- und Gewinnvergleichen durch die Gegenüberstellung der Ist-Amortisationsdauer eines Projektes mit der vom Unternehmen festgelegten Soll-Amortisationsdauer eine Aussage darüber, ob ein Vorhaben für das Unternehmen sinnvoll ist.

    6. Kapitalwertmethode

    Als Basis der dynamischen Verfahren dienen die Ein- und Auszahlungen, also Zu- und Abflüsse liquider Mittel. Die Erlöse und Kosten des Fallbeispiels müssen deswegen daraufhin überprüft werden, inwiefern sie zu Mittelzu- und -abflüssen führen. Abschreibungen sind z.B. Kosten, aber keine Auszahlung. Für das Beispiel wird angenommen, dass die Erlöse zu hundert Prozent einzahlungswirksam, die Kosten zu 90 Prozent auszahlungswirksam sind. 

     

    Die statischen Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass der Zeitfaktor von zukünftig anfallenden Zahlungen nicht berücksichtigt wird. Bei den dynamischen Verfahren wird die Zeit als Faktor mit einbezogen, indem die Einzahlungen und Auszahlungen der Zukunft auf den Investitionszeitpunkt abgezinst werden. Am besten lässt sich die Logik dieser dynamischen Rechnung an folgendem Beispiel beschreiben:  

     

    Ein Kunde bezahlt die Rechnung über 4.000 EUR entweder sofort am 1. März oder erst nach einem Monat am 1. April. Welcher finanzielle Unterschied resultiert daraus? Um die Vorteilhaftigkeit einer der beiden Alternativen beurteilen zu können, müssen sie vergleichbar gemacht werden. Dazu muss ein Referenzzeitpunkt gewählt werden. Das kann der 1. März oder der 1. April sein. 

     

    6.1 Referenzzeitpunkt 1. April

    Wenn man den Rechnungsbetrag am Anfang des Monats erhält, dann kann er, so nehmen wir an, zu fünf Prozent Jahreszins bis zum Ende des Monats angelegt werden. Im Ergebnis hat man am 1. April 4.016,70 EUR (4.000 EUR * (1 + 0,05 / 12)). Der Zuwachs beträgt 16,70 EUR. Dieses Verfahren nennt man Aufzinsen und den Betrag 4.016,70 EUR den Zukunftswert. 

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    Abb.: Wert einer frühen Zahlung am 1. April  

    6.2 Referenzzeitpunkt 1. März

    Man kann auch den Wert des Betrags, der erst nach einem Monat zufließt, am 1. März ermitteln. Dafür muss man die 4.000 EUR, die am Ende des Monats bezahlt werden, abzinsen. Die am Ende gezahlten 4.000 EUR sind am 1. März 3.983,30 EUR wert (4.000 EUR / (1 + 0,05/12). Auch hier zeigt sich, dass die am Anfang bezahlte Rechnung zu einem finanziellen Vorteil von 16,70 EUR führt. Der Betrag 3.983,30 EUR wird Barwert genannt. 

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    Abb.: Wert einer künftigen Zahlung am 1. März  

    Ein Projekt ist nach der Kapitalwertmethode vorteilhaft, wenn die Summe der durch das Projekt erzielten abgezinsten Einzahlungen die Summe der durch das Projekt verursachten abgezinsten Auszahlungen übersteigt. In der Summe muss mehr Geld mit einem Projekt verdient werden, als es gekostet hat. Zudem muss eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Geldbetrages erzielt werden. Die genaue Vorgehensweise zur Ermittlung des Kapitalwerts wird in der folgenden Abbildung deutlich: 

     

    6.3 Vorgehensweise bei der Ermittlung der Kapitalwerte

     

     

    Ist der Kapitalwert gleich Null, dann heißt das, die Einzahlungsüberschüsse reichen gerade aus, um den Kapitaleinsatz mit dem Kalkulationszinsfuß zu verzinsen. 

     

    6.4 Kapitalwert für die Markterschließung durch die Flitzer GmbH

    Bei der Ermittlung des Kapitalwerts für die Markterschließung durch die Flitzer GmbH sind folgende Schritte durchzuführen: 

     

    1.Einzahlungen pro Periode ermitteln und abzinsen (die Flitzer GmbH rechnet mit einem internen Zins von 10 Prozent):

     

     

    Die Abzinsung der Beträge erfolgt mit der Formel (1+i)n, wobei i der Zins und n das jeweilige Jahr ist. Für das Jahr 2008 errechnet sich also der Wert wie folgt: 10,00 / (1+0,1)2 = 8,26 

     

    2.Auszahlungen pro Periode ermitteln und abzinsen (die Kosten sind zu 90 Prozent auszahlungswirksam)

     

     

     

    3.Kapitalwert = Summe der abgezinsten Einzahlungen – Summe der abgezinsten Auszahlungen = 116,99 Mio. EUR – 98,56 Mio. EUR = 18,43 Mio. EUR

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Kapitalwert: 18,43 Mio. EUR 

    Kapitalwert: 16,11 Mio. EUR 

     

    Die Markterschließung durch die Flitzer GmbH weist einen höheren Kapitalwert auf und ist deshalb vorzuziehen. 

     

    6.5 Beurteilung der Kapitalwertmethode

    • Die Kapitalwertmethode berücksichtigt die zeitlichen Unterschiede und die absoluten Höhen der jeweiligen Ein- und Auszahlungen.
    • Die Kapitalwertmethode verbessert nicht die Prognostizierbarkeit der Einzahlungen und Auszahlungen. Sie stellt lediglich eine bessere Rechenmethode als die statischen Verfahren dar.
    • Entscheidend für das Ergebnis ist der verwendete Zinsfuß.

    7. Interne Zinsfuß-Methode

    Kapitalwertmethode und interne Zinsfuß-Methode basieren auf derselben Ausgangsgleichung. Während bei der Kapitalwertmethode der absolute Betrag des Kapitalwerts bei einer gegebenen internen Verzinsung die Vorteilhaftigkeit angibt, ermittelt man mit der internen Zinsfuß-Methode denjenigen Zins, der zu einem Kapitalwert von Null führt. Der sich ergebende Zinsfuß wird dann mit dem extern vorgegebenen Sollzins verglichen. Ist der errechnete Zinsfuß größer als der Sollzins, dann ist die Investition vorteilhaft. 

     

    Der interne Zinsfuß muss rechnerisch durch Probieren und Interpolieren gefunden werden. Es lässt sich daher nur eine Näherungslösung ermitteln. Am Einfachsten ist es, die Standardfunktion eines Tabellenkalkulationsprogramms zur Berechnung des internen Zinsfußes zu verwenden. Dies führt im Fallbeispiel zu folgender Lösung: 

     

    Markterschließung durch die Flitzer GmbH 

    Übernahme der Rychlý Kolon A.S. 

    Interner Zinsfuß: 19,84 % 

    Interner Zinsfuß: 36,82 % 

     

    Wenn angenommen wird, dass die festgelegte Mindestverzinsung der Flitzer GmbH bei 10 Prozent liegt, dann sind beide Projekte wirtschaftlich. Die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. weist einen höheren Zinsfuß auf und wäre deshalb vorzuziehen. Um aber zu vermeiden, dass die interne Zinsfußmethode ein anderes Ergebnis als die Kapitalwertmethode liefert, muss man zusätzlich die Differenzinvestition betrachten. Dazu werden die Zahlungen desjenigen Projektes mit der im ersten Jahr niedrigeren Anfangsinvestition von den Zahlungen des Projektes mit der im ersten Jahr höheren Anfangsinvestition subtrahiert. Für diese Differenzzahlungen ermittelt man danach den internen Zinsfuß. Ist dieser höher als der vorgegebene interne Zins, so ist das Projekt mit der im ersten Jahr höheren Anfangsinvestition vorteilhafter.  

     

    Die Differenzinvestition führt im Fallbeispiel zu einem Zins von 1,44 Prozent. Dieser liegt unter den vorgegeben zehn Prozent. Deswegen ist das Projekt „Markterschließung durch die Flitzer GmbH“, das im ersten Jahr eine niedrigere Anfangsinvestition aufweist, wirtschaftlicher. Das entspricht auch dem Ergebnis der Kapitalwertmethode. 

     

    Beurteilung der internen Zinsfuß-Methode

    • Die interne Zinsfuß-Methode berücksichtigt die zeitlichen Unterschiede und die absoluten Höhen der jeweiligen Ein- und Auszahlungen.
    • Die interne Zinsfuß-Methode verbessert nicht die Prognostizierbarkeit der Einzahlungen und Auszahlungen. Sie stellt lediglich eine bessere Rechenmethode als die statischen Verfahren dar.

    8. Gesamtbeurteilung

    Gewinnvergleichsrechnung, Rentabilitätsrechnung, Kapitalwertmethode und die Differenzbetrachtung der Internen Zinsfußmethode ergeben, dass das Projekt „Markterschließung durch die Flitzer GmbH“ vorzuziehen ist. Der Kostenvergleich und die Amortisationsrechnung begünstigen die Übernahme der Rychlý Kolon A.S. Das Ergebnis hängt also von der verwendeten Methode ab. Für Entscheidungen über die Auswahl von Projekten müssen deswegen auch andere Faktoren wie die strategische Bedeutung des Projekts, sein Risiko oder die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen einbezogen werden. Das folgende Portfolio zeigt, wie man die strategische Bedeutung mit der Wirtschaftlichkeit kombinieren kann. 

     

    Das Projekt 2 ist wohl wirtschaftlicher, aber die strategische Bedeutung ist auch etwas geringer. Die Geschäftsführung muss bei der Entscheidung beide Faktoren berücksichtigen. 

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    Abb.: Portfolio für die Projektauswahl 

    Fazit: Man sollte sich nicht auf eine Methode beschränken, sondern mindestens zwei Verfahren verwenden. Damit wird die Robustheit des Ergebnisses sichtbar. 

     

    Quelle: Ausgabe 01 / 2007 | Seite 20 | ID 85964