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  • 01.08.2005 | Finanzierungsalternative

    Praxisbeispiel für eine Mezzanine-Finanzierung

    von Dipl.-Wirtsch.-Ing. Werner Weiß, München

    Die Unternehmensfinanzierung in Deutschland wandelt sich in beträchtlicher Geschwindigkeit. In der Vergangenheit finanzierten sich viele Unternehmen fast ausschließlich über ihre Hausbank, die den Unternehmen lange Zeit bereitwillig und mit günstigen Konditionen zur Seite stand. In den letzten Jahren hat sich dieses Bild stark verändert. Banken finanzieren nicht, kaum oder zu wesentlich veränderten Bedingungen und hinterlassen ein gewisses Vakuum, welches es zu füllen gilt. Als Gründe werden gerne Basel II, die strengen Vorschriften des Ratings oder andere Argumente genannt. Ob diese Entwicklung nun wirklich an Basel II liegt, oder ob diese Probleme letztendlich hausgemachte Bankprobleme sind, sei dahingestellt. 

     

    Für den Mittelstand gilt es an dieser Stelle nicht zu lamentieren, sondern die notwendigen Aufgaben anzupacken und sich frühzeitig und umfassend um Finanzierungsalternativen zu bemühen. Eine dieser „nicht-klassischen“ Alternativen ist die Mezzanine-Finanzierung (siehe BM 03,111). Anhand eines Beispiels werden wir die bilanziellen Auswirkungen auf das Eigenkapital veranschaulichen. 

    1. Sachverhalt

    Ausgangspunkt ist ein mittelständischer Familienbetrieb in der dritten Generation. Geschäftszweck ist die Kunststoffproduktion und deren Verkauf an Bauzulieferer in den EU-Kernländern. Insgesamt 630 Mitarbeiter erwirtschaften einen seit einigen Jahren stagnierenden Umsatz von 98 Mio. EUR. Die Ertragskraft ist gut, dennoch will sich die Firma etwas unabhängiger von ihrer einzigen Hausbank machen, die zurzeit ein gesamtes Volumen von 22,3 Mio. EUR finanziert. Der langfristige Finanzierungsanteil beträgt 9,6 Mio. EUR und wird über Maschinen und Anlagen und das Betriebsgebäude besichert. Der kurzfristige Anteil beträgt 12,7 Mio. EUR und wird durch das Warenlager und eine Forderungszession besichert.  

    2. Problem

    In einer turnusmäßigen Sitzung des Beirates stellt ein Beiratsmitglied die Stabilität der Finanzierung in Frage und regt eine Streuung auf mehrere Finanzierungsformen und Finanzierungspartner an. Nach teils hitziger Diskussion sollen daraufhin die Instrumente Leasing, Factoring und Mezzanine geprüft werden. Eine weitere Bankverbindung soll definitiv gewonnen werden. Eine Beteiligungsfinanzierung wird allgemein abgelehnt.  

    3. Lösungsansatz

    Die Bilanz 2003 weist eine Eigenkapitalquote von 13,2 v.H. aus. Die Ertragskraft ist mit einer Umsatzrendite von 4 v.H. als gut zu bewerten. Beide Kennzahlen sind seit Jahren nahezu unverändert. Die niedrige Eigenkapitalquote erklärt sich aus der mangelnden Innenfinanzierung. Gewinne wurden in der Vergangenheit nicht thesauriert, sondern vollständig an die Gesellschafter ausgeschüttet.