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  • 29.09.2009 | Patientenkommunikation

    Der Borderline-Patient in der Arztpraxis

    von Mihrican Özdem, Diplompsychologin, Landau

    Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden an der sogenannten Borderline-Störung. Als Medizinische Fachangestelle (MFA) werden Sie also mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit auch Kontakt zu Patienten mit dieser Störung haben. Diese Störung wird gemeinhin mit selbstverletzendem Verhalten wie dem „Armritzen“ gleichgesetzt, doch nicht jede(r) Borderline-Erkrankte fügt sich Verletzungen zu.  

    Merkmale der Borderline-Störung

    Die Borderline-Störung ist gekennzeichnet durch Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle. Betroffene geraten leicht in Wut und somit auch leicht in Streit mit anderen. Sie sehen andere entweder als nur „böse“ oder als nur „gut“, wobei diese Sicht innerhalb kurzer Zeit wechseln kann: Sie idealisieren andere, und im nächsten Moment entwerten sie sie völlig. Auch in ihrem Selbstbild schwanken sie stark: Mal empfinden sie sich zum Beispiel als sehr nett, dann wieder abgrundtief schlecht. In ihren Lebenszielen und Werten sind sie nicht stabil; sie können sich für etwas begeistern, um sich dann bald nicht mehr dafür zu interessieren.  

     

    Ein weiteres Merkmal der Borderline-Störung ist selbstdestruktives Verhalten: Das kann zum Beispiel übermäßiger Alkoholkonsum sein, aber auch sichtbarere Selbstverletzungen zum Beispiel Ritzen in den Arm oder Ausdrücken einer brennenden Zigarette am Arm. Dieses Verhalten begründen Betroffene damit, dass sie einen starken Drang dazu verspüren, dem sie nicht standhalten können. Sie wollen damit ihr inneres Leeregefühl beenden und sich wieder spüren können. Nach der Handlung erfolgt zwar eine (kurzfristige) Entspannung, aber gleich darauf entstehen Schuldgefühle aufgrund der Tat.  

    Ursachen der Borderline-Störung

    Die Mehrheit der an einer Borderline-Störung leidenden Menschen hat in ihrer Kindheit massive Gewalterfahrungen durch die Bezugspersonen erlebt: ob physische Gewalt in Form von Schlägen, sexuelle Gewalt oder auch „nur“ emotionale Gewalt in Form von zum Beispiel massiver Entwertung des Kindes. Gemeinhin wird angenommen, dass Borderline-Erkrankte im Vergleich zu anderen psychisch Erkrankten überproportional sexuellen Missbrauch erlebt haben. Dieser Zusammenhang ist aber noch nicht abschließend geklärt. Es gibt Untersuchungsergebnisse, nach denen sexuelle Gewalt ebenso häufig mit anderen psychischen Krankheiten verbunden ist.