14.09.2010 | Veränderte Rahmenbedingungen bei der Kreditvergabe
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise
von Dipl.-Kfm. Matthias Hoffelner
Obwohl sich die Wirtschafts- und Finanzkrise allmählich abschwächt, ist sie noch lange nicht überwunden. Insbesondere steht der Finanzsektor vor strukturellen Reformen, deren Lösung noch einige Zeit benötigen wird. Hierbei zeichnen sich nachhaltige Veränderungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzierung ab, die Sie bei der Beratung Ihrer Mandanten beachten sollten.
Status quo
Seit der Krise sind die Banken bei der Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen insgesamt deutlich restriktiver. Dies ist auf eine veränderte Risikoeinschätzung sowie auf eine Verknappung des Angebots an Finanzierungen zurückzuführen. Durch das Wegbrechen der Erträge und einer Erosion der Eigenkapitalbasis durch umfangreiche Abschreibungen von nicht werthaltigen Wertpapieren, einer erhöhten Kreditrisikovorsorge sowie gestiegenen Refinanzierungskosten wird der Kreditvergabespielraum der Banken eingeengt. Die Zurückhaltung bleibt in einer konjunkturellen Schwächephase mit rückläufigem Finanzierungsbedarf ohne gravierende Folgen, könnte aber dann zum Problem werden, wenn im neuen Aufschwung die Geschäftsaktivitäten der Unternehmen wieder nachhaltig zunehmen und hierfür entsprechende Finanzierungen nachgefragt werden. Dies gilt umso mehr, da sich das Kreditangebot mittelfristig nicht deutlich ausweiten lässt, da die Bankenaufsicht bestrebt sein wird, die Anforderungen der Kreditinstitute an Eigenkapital und Liquidität (Stichwort Basel III) weiter zu erhöhen. Zudem ist die Handlungsfreiheit einiger Institute durch Auflagen der Bankenaufsicht und der Europäischen Union (EU) auf Jahre hin eingeschränkt.
Die Unternehmen stehen somit vor der Herausforderung, ihre Finanzierungsstrategien an die sich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Der Bankkredit wird hierbei sicherlich ein wichtiger Finanzierungsbaustein bleiben, allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Banken ihn selektiver vergeben werden und die Kreditpreise sich konsequenter an der Bonität orientieren werden. Andere Finanzierungsalternativen werden stärker in den Fokus rücken, vor allem Eigenkapitalfinanzierungen dürften in diesem Umfeld weiter an Bedeutung gewinnen.
Aktuelle Rahmenbedingungen für Unternehmenskredite
Nachdem in den Jahren des konjunkturellen Aufschwungs das Volumen der Unternehmenskredite (vor allem bei kurzfristigen Ausleihungen) deutlich ausgeweitet wurde, hat der Finanzierungsbedarf während der Krise typischerweise abgenommen. Während dieser Zeit wurden vor allem Läger abgebaut und/oder Investitionen verschoben, um Liquidität zu schonen. In dieser Phase war ebenfalls zu berücksichtigen, dass die Unternehmen sich einem restriktiveren Angebotsverhalten der Banken gegenübersahen, das einerseits auf schlechtere Unternehmensbonitäten und andererseits auf die Entwicklungen im Bankensektor zurückzuführen war.
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