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  • 19.01.2009 | Was sind immaterielle Werttreiber und wie tragen sie zum Unternehmenswert bei?

    Immaterielle Unternehmenswerte messen und steuern - Teil 2

    von Prof. Dr. Roman Stoi, Stuttgart

    Im ersten Teil des Beitrags (BM 08, 322) wurden die verschiedenen Arten und Besonderheiten von immateriellem Vermögen vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass diese Vermögenswerte nur teilweise in der externen Rechnungslegung sichtbar werden. Für eine zielgerichtete Steuerung und Gestaltung des immateriellen Vermögens ist deshalb zusätzlich eine interne Messung und Bewertung erforderlich. Die derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen der existierenden Verfahren werden im zweiten Teil vorgestellt. Darüber hinaus wird auch gezeigt, welche Rolle diese immateriellen Vermögenswerte für die Wertschöpfung eines Unternehmens haben und wie diese gezielt zur Wertsteigerung eingesetzt werden können.  

    1. Verfahren zur internen Messung und Bewertung

    Die unterschiedlichen Bewertungsverfahren für intellektuelles Kapital lassen sich in vier Gruppen unterteilen (in Anlehnung an Galli/Wagner, 2006, S. 1531 ff.):  

     

    • Kostenorientierte Verfahren (Cost Approach): Die Bewertung erfolgt anhand der Kosten der (Wieder-)Herstellung oder (Wieder-)Beschaffung der immateriellen Vermögenswerte. Hierzu müssen alle immateriellen Werte identifiziert und einzeln mit ihren Kosten bewertet werden. Dieser Bewertungsansatz stößt rasch an seine Grenzen, da eine objektive Kostenermittlung einzelner immaterieller Vermögensteile wie z.B. einer Kundenbeziehung oder der Managementqualität kaum durchführbar ist. Die eindeutige Zuordenbarkeit und Quantifizierbarkeit der Kostenbestandteile erweist sich in der Praxis ebenfalls als schwierig.

     

    • Überschussorientierte Verfahren (Income Approach): Im Mittelpunkt stehen die zukünftigen Zahlungsüberschüsse bzw. Erfolgsbeiträge, die durch immaterielle Vermögenswerte erzielt werden. Ihr Barwert stellt den Wert des intellektuellen Kapitals dar. Diese Verfahren basieren somit auf der Investitionsrechnung und Unternehmensbewertung. Ihrer guten Nachvollziehbarkeit stehen allerdings die methodische Vielfalt und Komplexität sowie die hohe Subjektivität bei der Interpretation der Ergebnisse gegenüber. Hinzu kommen die eingeschränkte Prognostizierbarkeit der Zahlungsüberschüsse und Erfolgsbeiträge sowie deren mangelnde Zuordenbarkeit auf einzelne immaterielle Vermögenskomponenten.

     

    • Marktorientierte Verfahren (Market Approach): Der Wert einzelner immaterieller Vermögenskomponenten wird mit den am Markt gehandelten Vermögenswerten verglichen und bei Bedarf mit unternehmensspezifischen Multiplikatoren korrigiert. Allerdings existieren nur wenige vergleichbare immaterielle Werte am Markt bzw. die relevanten Informationen sind meist nicht zugänglich. Andere marktorientierte Verfahren interpretieren die Differenz zwischen Markt- und Buchwert börsennotierter Unternehmen als den Wert des intellektuellen Kapitals. Zwar beinhaltet der Marktwert immaterielle Vermögenswerte, da er aber auf den zukünftigen Erwartungen der Anleger und nicht selten auf spekulativen Überlegungen beruht, ist eine derartige Interpretation fraglich. Es ist auch nicht anzunehmen, dass externe Anleger über die notwendigen Informationen verfügen, um das immaterielle Vermögen des Unternehmens realistisch bewerten zu können. Darüber hinaus ist aufgrund umfassender bilanzieller Ansatz- und Bewertungswahlrechte auch nicht davon auszugehen, dass der Buchwert dem tatsächlichen Wert des materiellen Vermögens entspricht.

     

    • Scorecard-Verfahren: Bei den oben genannten drei Verfahrenskategorien wird stets versucht, einen monetären Wert für das immaterielle Vermögen zu bestimmen. Allerdings treten dabei generell Probleme der Quantifizierbarkeit, Zuordenbarkeit und Subjektivität auf. Darüber hinaus leisten sie keinen Beitrag zur Planung, Steuerung und Kontrolle des immateriellen Vermögens. Die Scorecard-Verfahren verzichten deshalb auf eine monetäre Bewertung. Sie identifizieren und klassifizieren zunächst die einzelnen immateriellen Vermögenswerte, um diese anschließend mit Hilfe mehrdimensionaler Indikatoren quantitativ zu messen. Obwohl die Verfahren auch finanzielle Kenngrößen beinhalten, eignen sie sich nicht zur Ermittlung eines monetären Wertes des intellektuellen Kapitals. Sie bestechen vielmehr durch ihre Praktikabilität und fokussieren auf das Management der immateriellen Werte.