Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Prothetik

    „Proximal-Box-Elevation“ ‒ Was ist das?

    | Mit der sog. „Proximal-Box-Elevation“ (PBE), dem Anheben approximaler, subgingivaler Kästen, wird das Behandlungsspektrum zum Erhalt tief zerstörter Zähne erweitert. Bei moderat tief liegenden Restaurationsrändern kann dank der PBE auf chirurgische oder kieferorthopädische Techniken zur Verlängerung der klinischen Krone verzichtet werden. So können auch subgingival gelegene Defekte mit einer adhäsiv befestigten keramischen Inlayfüllung versorgt werden. |

    Tiefe Kästen werden „geliftet“

    Tiefe approximale, subgingivale Kästen haben oft zur Folge, dass eine adhäsive indirekte Restauration eigentlich kontraindiziert ist. Das würde heißen, dass auf eine substanzschonende Versorgung mit einem Keramikinlay oder -onlay verzichtet werden müsste. Dies wäre natürlich nicht im Sinne der Schonung und Erhaltung gesunder Zahnhartsubstanz. Aufgrund dieses Problems wurde in den letzten Jahren die PBE entwickelt. Dabei werden durch eine Kombination verschiedener moderner adhäsiver Materialien tiefe approximale Kästen nach supragingival „geliftet“. Anschließend kann eine indirekte Versorgung unter Beachtung aller notwendigen Maßnahmen, insbesondere „absoluter“ Trockenlegung, problemlos adhäsiv zementiert werden.

     

    MERKE | Die PBE funktioniert in der Praxis durchaus ‒ Grundvoraussetzung ist dabei, dass das erste Kompositinkrement unter suffizienter Trockenlegung erfolgt. Dies kann mit speziellen blutstillenden Pasten erfolgen oder auch unter Verwendung des Lasers.

     

    Anwendungsfälle in der Praxis

    OÄ Dr. Silke Jacker-Guhr, Priv.-Doz. Dr. Anne-Katrin Lührs und Dr. Peggy Herrmann demonstrieren die Funktion des Verfahrens anhand zweier Fälle.

     

    Fall 1: PBE und Keramikinlay

    In Fall 1 wurde der Zahn 25 mit einem Keramikinlay aus Lithiumdisilikatkeramik in Kombination mit einer distal durchgeführten PBE versorgt. Zur absoluten Trockenlegung des Defekts nach der Exkavation und während der PBE wurde eine modifizierte Metallmatrize in Kombination mit einem Teflonband verwendet. Nach selektiver Schmelzkonditionierung und Auftragen eines Multi-Mode-Adhäsivs auf alle Kavitätenanteile wurde zunächst ein fließfähiges Bulk-Fill-Material als Kavitätenliner eingebracht. Die übrige Kavität wurde mit einem Stumpfaufbau-Komposit in Inkrementschichttechnik gefüllt, was zum Anheben des approximalen Kastens in den supragingivalen Bereich führte. Nach Präparation für ein Keramikinlay wurde dieses mittels CAD/CAM-Technik designt, angefertigt und unter absoluter Trockenlegung mit Kofferdam adhäsiv befestigt.

     

    Fall 2: PBE und keramische Teilkrone

    In Fall 2 ging es um die Versorgung des Zahns 46 mit einer keramischen Teilkrone nach vorheriger endodontischer Revisionsbehandlung, Gingivektomie und anschließender PBE. Hier erfolgte die PBE im Rahmen der präendodontischen Behandlung, um einen suffizienten Aufbau zur endodontischen Behandlung zu erzielen und die spätere Versorgung mit einer adhäsiv befestigten keramischen Teilkrone zu gewährleisten. In diesem Fall wurde nach modifizierter Kofferdamanlage ein Teilmatrizensystem zur absoluten Trockenlegung des approximalen Bereichs verwendet. Nach der endodontischen Behandlung und apikaler Ausheilung wurde die Präparation für eine keramische Teilkrone durchgeführt, die anschließend unter absoluter Trockenlegung mit Kofferdam adhäsiv befestigt wurde.

     

    Ergebnis

    Die PBE ermöglichte in beiden Fällen eine spätere suffiziente Versorgung mit einer adhäsiv befestigten keramischen Restauration. Die röntgenologischen und klinischen Kontrollen zeigten direkt nach der Behandlung und im zweiten Fall nach 2,5 Jahren suffiziente Verhältnisse. In den beiden beschriebenen Fällen konnten somit primär nicht adhäsiv versorgbare Defekte mittels indirekter vollkeramischer Restaurationen versorgt werden. Auch wenn die biologische Breite bei dieser Technik unterschritten werden kann, scheint es bei adäquatem Randschluss möglich zu sein, ein langfristig stabiles Resultat zu erzielen.

     

    PRAXISTIPP | Die PBE stellt ein Alternativverfahren zu kieferchirurgischen oder kieferorthopädischen Eingriffen dar. Bei tieferen Defekten sind diese Techniken zwar nach wie vor nötig, können aber weniger extensiv ausgeführt werden.

     

    Quelle

    • Jacker-Guhr S et al. Think outside the box! ‒ Proximal- Box-Elevation zum Management tiefer approximaler Läsionen. Dtsch Zahnärztl Z 2018; 73: 248-258.

     

    Volltext

    Quelle: ID 50261817