15.01.2008 | Der praktische Fall

Die Steuerbelastung auf Inbound-Investitionen nach der Unternehmensteuerreform

von StB Prof. Dr. Dieter Endres, Frankfurt am Main

Durch die im Sommer 2007 verabschiedete Unternehmensteuerreform 2008 soll die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Steuerrechts im internationalen Vergleich sichergestellt werden. Dieses Ziel verfolgte die Bundesregierung durch Reduktion der nominalen Belastung von Unternehmensgewinnen auf etwa 30 v.H. Nachfolgend werden die neuen Spielregeln dargestellt, wie sie aus dem Ausland wahrgenommen werden. Für den Fall einer Inbound-Investition aus der Türkei wird der Entlastungseffekt durch die Unternehmensteuerreform 2008 errechnet. Daneben wird untersucht, welche steuerlichen Konsequenzen Dividendenausschüttungen einer deutschen Kapitalgesellschaft an einen türkischen Anteilseigner hervorrufen.

1. Fall: GmbH-Beteiligung eines türkischen Unternehmens

1.1 Sachverhalt

Der türkische Hotelbetreiber Öztürk ist ein vorausschauender Unternehmer. Angesichts des Klimawandels hat er Ende 2006 eine Investition in kühleren Regionen vorgenommen. Die von ihm gehaltene Öztürk Otelleri A. S. hat 100 v.H. der Anteile an einem Hotelbetrieb der Fünfsternekategorie in dem deutschen Ostseebad Rostock-Warnemünde erworben, der in der Rechtsform einer GmbH geführt wird (Wellness GmbH). Die Investition ist über die türkische Kapitalgesellschaft ausschließlich mit Eigenkapital finanziert worden. Die A. S. (anonim sirket) ist eine in der Türkei übliche Rechtsform, die dort der Körperschaftsteuer von 20 v.H. unterliegt und mit der deutschen AG vergleichbar ist.

Schaubild: Beteiligungsverhältnisse

Die Wellness GmbH (Wirtschaftsjahr = Kalenderjahr) wird in den Jahren 2007 und 2008 voraussichtlich jeweils 5 Mio. EUR Gewinn vor Steuern erwirtschaften. Der Gewerbesteuer-Hebesatz in Rostock-Warnemünde beträgt 420 v.H. Öztürk möchte nunmehr von seinem steuerlichen Berater folgende Fragen beantwortet wissen: