· Fachbeitrag · Nachhaltigkeit für Unternehmen
Der Druck wächst: Wer nicht nachhaltig handelt, verliert Kunden, Mitarbeitende und Reputation
von Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft HLB HUSSMANN, Nürnberg
| Fachkräftemangel, hohe Rohstoff- und Energiepreise, Digitalisierung und strenge Berichterstattungspflichten: Unternehmen stehen vor immensen Herausforderungen. Vor allem die erweiterte Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung betrifft künftig in Deutschland mehr als 15.000 Unternehmen und wirkt sich auf fast jeden Unternehmensbereich aus. Doch unabhängig davon, ob man bereits von der gesetzlichen Pflicht betroffen ist oder noch nicht: Wer nicht nachhaltig handelt, verliert ‒ Kunden, Mitarbeitende, Reputation. Das gilt auch für kleine und mittlere Unternehmen. |
1. Nachhaltiges Agieren ist in allen Bereichen wichtig
Ab 2025 sind alle nach handelsrechtlichen Größenmerkmalen großen Unternehmen betroffen, die ESRS-Richtlinie (European Sustainability Reporting Standards: Regelwerk, das Inhalt und Form der Nachhaltigkeitsberichte vorgibt) umzusetzen und ihrer Berichtspflicht entsprechend nachzukommen. Lediglich die börsennotierten Kleinstunternehmen sind von der ausgeweiteten Nachhaltigkeitsberichtspflicht ausgenommen.
Beachten Sie | Allein auf die Gesetzgebung zu schauen, genügt bei weitem nicht: Unternehmen ‒ ob groß oder klein ‒ müssen nach tragfähigen Lösungen suchen, um langfristig bestehen zu können. Nachhaltiges Handeln und weitsichtiges Wirtschaften sind existenziell geworden und müssen mit dem Tagesgeschäft in Einklang gebracht werden.
Kunden, Lieferanten und Banken schauen mittlerweile sehr genau auf die Nachhaltigkeitsmaßnahmen eines Unternehmens. So haben beispielsweise Banken strenge Vorschriften zur Kreditvergabe, Kunden und Lieferanten müssen ihre eigenen Lieferketten hinsichtlich der Nachhaltigkeit optimieren, und diverse EU-Förderprogramme beinhalten seit der aktuellen Förderperiode eine aufwendige Klimaverträglichkeitsprüfung der Investitionsvorhaben. So wächst der Druck auf die Unternehmen ‒ auch auf kleinere ‒ von allen Seiten.
2. Fachkräfte suchen gezielt „grüne“ Arbeitgeber
Insbesondere im hart umkämpften Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter zahlt sich eine „grüne“ Reputation aus. So belegen aktuelle Studien der Bertelsmann Stiftung (www.iww.de/s10167) und der Stepstone Group (www.iww.de/s10168), dass vor allem jüngere Arbeitnehmer verstärkt auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens schauen: Zwei Drittel der Befragten achten inzwischen bei der Wahl ihres Arbeitgebers auch auf dessen Umgang mit ESG-Themen (ESG: Environmental, Social, Corporate Governance), und drei von vier Befragten würden sich eher bei nachhaltigen Unternehmen bewerben. Vielfalt, Chancengleichheit und sozial gerechte Unternehmenspraktiken stehen weit oben auf der Anforderungsliste potenzieller Mitarbeiter ‒ und befeuert durch soziale Netzwerke und weltweite Kommunikationswege ist die Gefahr für Unternehmen durchaus hoch, wegen fehlender Nachhaltigkeitsanstrengungen angefeindet und geächtet zu werden.
Auch bei den Produkten selbst spielen Ökologie und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle: Das Zukunftsinstitut hat im Jahr 2021 Neo-Ökologie erneut als Megatrend für die kommenden Jahrzehnte erkannt, basierend auf den Entwicklungen hin zu einer globalisierten Gesellschaft, zu einem neuen Verständnis für die Natur und damit einhergehend auch zu neuem Wirtschaften. „Gut beraten ist also, wer auf Diversifizierung setzt und sein Sortiment um ‚grüne‘ Produktlinien erweitert. Auch nachhaltige Produktionsmethoden zählen hierzu“, betont Kremer. „Daraus ergeben sich für Unternehmen mehrere Vorteile: langfristige monetäre Einsparungen durch moderne Produktionsprozesse, Wettbewerbsvorteile, die Erfüllung rechtlicher Vorgaben sowie eine höhere Attraktivität für Investoren und Kreditgeber.
Checkliste / Nachhaltigkeitsberichterstattung |
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Nachhaltigkeitsreporting im Jahr 2025 über das Geschäftsjahr 2024 | Unternehmen, die bislang zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung verpflichtet waren:
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Nachhaltigkeitsreporting im Jahr 2026 über das Geschäftsjahr 2025 | Große Unternehmen, die erstmalig zur Berichterstattung verpflichtet sind, die bislang noch nicht zur Abgabe einer Erklärung verpflichtet waren:
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Die Daten für die jeweiligen Berichte müssen also bereits im laufenden Jahr gesammelt und aufbereitet werden. Hierfür müssen nicht nur das eigene Unternehmen, sondern auch Lieferanten und Partnerunternehmen in allen drei ESG-Bereichen genau unter die Lupe genommen werden, beispielsweise für den Bereich Umwelt unter den folgenden Gesichtspunkten:
- Klimawandel,
- Verschmutzung,
- Wasser- und Meeresressourcen,
- Biodiversität und Ökosysteme und
- Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft.
3. Digitalisierung als Grundstein für viele Maßnahmen
Ein weiterer Aspekt: Wer nachhaltig denkt, kommt an Digitalisierung kaum vorbei, denn allein die Daten und Nachweise, die im Kontext des Nachhaltigkeitsberichts erbracht werden müssen, gilt es zu erheben, auszuwerten und sinnstiftend zu analysieren. Wer hier noch auf„Zettelwirtschaft“ setzt, hat kaum eine Chance, den künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Ein professionelles Datenmanagementsystem ist also eine empfehlenswerte Lösung, sollte aber nicht für sich allein stehen. Maßnahmen der Digitalisierung berücksichtigen idealerweise alle im Unternehmen laufenden Prozesse und Systeme, vereinheitlichen dezentral organisierte Datenbanken und schaffen benötigte Schnittstellen. Grundsätzlich mag dies zunächst umfangreich und kostenintensiv wirken und viele Unternehmer vor großen Schritten in diese Richtung zurückschrecken lassen. Dabei amortisieren sich gerade digitalisierte Arbeitsabläufe in der Regel schnell, weil sie Kosten und Ressourcen einsparen, die damit anderweitig zur Verfügung stehen.
FAZIT | Insgesamt zählt für Unternehmen in den nächsten Jahren vor allem eines: den eigenen ökologischen Fußabdruck zu optimieren und dies am Markt deutlich zu kommunizieren. „Fest steht, dass ressourcen- und energieeffiziente Unternehmen, die bei der Produktentwicklung auf soziale und ökologische Aspekte schauen, Produktverantwortung und Verbraucherorientierung ernst nehmen sowie den Klimawandel und dessen Auswirkungen im Auge behalten, auf eine bessere Reputation und eine höhere Attraktivität für Fachkräfte bauen können“, sagt Kremer abschließend. |
HLB HUSSMANN | Die inhabergeführte, mittelständische Wirtschaftskanzlei HLB HUSSMANN wurde im Jahre 1948 gegründet. Hauptsitz ist seit 2016 die Thomas-Mann-Straße 50 in Nürnberg. HLB HUSSMANN deckt als multidisziplinäre Mittelstandskanzlei alle Leistungsbereiche in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung einschließlich prüfungsnaher Beratungsleistungen ab und bietet umfassende Rechtsberatung sowie IT-Prozessberatung und Unterstützung bei der Implementierung von Tax Compliance Management Systemen. Das Team besteht aus derzeit sieben Partnern und rund 130 Mitarbeitern ‒ Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte und IT-Spezialisten.
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