29.01.2009 | Heilpraktikererlaubnis
Arbeiten ohne ärztliche Verordnung: der Physiotherapeut als Heilpraktiker
von Sebastian Schnabel, Medienbüro Medizin, Hamburg und Rechtsanwalt Manfred Weigt, Sandhausen
Wenn Sie unabhängig von ärztlichen Verordnungen arbeiten und Ihr Praxisangebot erweitern möchten, um neue Patienten zu gewinnen oder bestehende noch umfassender zu versorgen, ist die Zulassung zum Heilpraktiker ein möglicher Weg. Sie verschafft Ihnen ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Schwerpunkte reichen von manuellen Verfahren wie Osteopathie und Craniosacraltherapie über invasive Anwendungen wie Akupunktur und Neuraltherapie zu Homöopathie, Psychotherapie, Farbtherapie und Hypnose. Da der Direktzugang von Physiotherapeuten zu Patienten seit langem ein Streitthema ist, bietet die Ausbildung zum Heilpraktiker Ihnen auch rechtliche Sicherheit. „Praxisführung professionell“ erläutert Ihnen in diesem Beitrag den Weg zur Heilpraktikererlaubnis.
Gesundheitsamt vergibt Heilpraktikererlaubnis
Das Heilpraktikergesetz erlaubt die Erstverordnung ausschließlich Ärzten und Heilpraktikern. Nur in Rheinland-Pfalz erhalten Physiotherapeuten nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) (Urteil vom 21.11.2006, Az: 6 A 10271/06, Abruf-Nr: 070585) auf Antrag eine Heilpraktikererlaubnis, die zur Ausübung der Heilkunde berechtigt. Alle anderen Bundesländer sind der Auffassung des rheinland-pfälzischen OVG bisher nicht gefolgt (lesen Sie dazu ausführlich die Ausgaben 3 und 4/2007 sowie 5 und 12/2008), weshalb Physiotherapeuten im übrigen Bundesgebiet weiterhin eine Prüfung beim Gesundheitsamt ablegen müssen, um die Heilpraktikererlaubnis zu bekommen.
Anspruchsvolle Prüfung
In der Prüfung müssen die Teilnehmer 60 Fragen zu Anatomie, Pathologie und Therapieverfahren innerhalb von 120 Minuten im Multiple-Choice-System beantworten. Nur diejenigen, die mindestens 75 Prozent der Aufgaben richtig lösen, werden zur mündlichen Prüfung zugelassen. Ein Amtsarzt und ein Heilpraktiker nehmen diese in 30 bis 60 Minuten ab. Auch praktische Übungen wie Blutdruckmessung, die stabile Seitenlage oder korrekte Blutentnahme können Teil der mündlichen Prüfung sein.
Die Tests sind sehr anspruchsvoll. Das gilt sowohl für den theoretischen als auch für den praktischen/mündlichen Teil. Mit entsprechender Vorbereitung ist die Prüfung aber gut zu bewältigen. Die relativ hohe Durchfallquote wird häufig damit erklärt, dass die Ärzte als Prüfer möglichst wenig Heilpraktiker zulassen wollen, um sich keine Konkurrenz zu schaffen. Die Teilnehmer von qualitativ hochwertigen Vorbereitungskursen bestehen allerdings sehr häufig. Insofern könnte die hohe Durchfallquote durchaus an mangelnder Vorbereitung liegen. Denn es ist eben keine Pflicht, überhaupt einen Lehrgang zu besuchen.
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